Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0084 - Schreie in der Hexengruft

0084 - Schreie in der Hexengruft

Titel: 0084 - Schreie in der Hexengruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Saupe
Vom Netzwerk:
gab Zamorra zurück.
    Bald erschien Jana. Sie trug Nicoles Bergsteigerkombination, bestehend aus der langen hellen Hose und der Windjacke.
    »Mein Vetter ist bereit, bei dem Spiel mitzumachen. Sie müssen allein gehen, Nicole, sonst würden wir auffallen. Jeder soll mich für Sie halten, auch die Einwohner hier. Dann wird es leichter für uns.«
    »Und was muß ich tun?« fragte Nicole.
    »Freundlich aussehen und lächeln. Und wenn der bestimmte junge Mann kommt, müssen Sie mit ihm tanzen. Das ist so Brauch. Sie vergeben sich nichts dabei. Ein Tanz ist noch keine Verlobung. Machen Sie alles den rumänischen Mädchen nach. Es wird ganz leicht sein. Und geben Sie acht auf die Marktfrauen und Bauernweiber. Ich bin sicher, daß eine der Hexen sich unter sie mischen wird. Sie holen sich ihre Opfer immer, wenn ein junger Mann mit einer Ausländerin tanzt.«
    »Also soll mich nicht der Teufel holen, sondern die Hexe«, sagte Nicole, und es klang sogar ein wenig vergnügt.
    »Wenn du zu sehr mit dem jungen Mann flirtest, werde ich dich gegen Jana eintauschen«, sagte Zamorra lachend. »Du siehst, wir haben uns gegenseitig in der Hand.«
    »Lustmolch!« gab Nicole von sich. Dann rauschte sie in ihrem farbenprächtigen rumänischen Tanzkleid aus dem Hotel.
    Minuten später folgten ihr Zamorra und die Rumänin.
    ***
    Schon von weitem war der Trubel auf dem Marktplatz zu hören. Die jungen Burschen sangen die wehmütigen Volkslieder ihrer Heimat, und manche tranken sich für ihre Brautschau mit dem feurigen Wein des Landes ein wenig Mut an.
    Blaskapellen zogen durch die Stadt und überboten sich mit lärmender Marschmusik.
    Zamorra sah, wie Nicole sich vor ihnen durch das Gewimmel der Menschen zwängte. Dann ging sie zwischen den Blumenständen auf und ab. Sie spielte ihre Rolle gut. Sie wich den feurigen Blicken der jungen Männer nicht aus, tat ganz so, als ob sie einen Freier fürs Leben suchte.
    Dann mischte sie sich unter die Mädchen, die rund um den Tanzplatz saßen, der mit Stangen abgesteckt war.
    »Was kauft sie denn da?« fragte Jana plötzlich.
    Auch Zamorra erkannte, wie Nicole mit einer Frau an einem Stand verhandelte. Dort wurden bunte Tücher verkauft, Stoffe, Gardinen, Bänder und vieles mehr.
    »Sie kauft Knöpfe«, gab Jana sich selbst die Antwort.
    Ja, da sahen sie es. Nicole Duval zeigte auf ihr Tanzkleid und drehte an einem Knopf. War er locker geworden?
    Nein, unmöglich! Nicole kaufte nicht nur einen Knopf. Sondern eine ganze Menge davon. Zwei große Tüten davon ließ sie in einem Einkaufsnetz verschwinden, das sie gleich mit erstand.
    Kopfschüttelnd ging Zamorra mit Jana weiter.
    Da erklang ein gewaltiger Tusch über den Marktplatz, und schon wurde zum ersten Tanz aufgerufen.
    Die jungen Burschen kamen heran, drängten sich um den Tanzplatz.
    »Auf zur Hora!« rief jemand, und alle stimmten ein.
    Die Hora ist ein alter Volkstanz Rumäniens, der zu solchen Anlässen wie der Brautschau getanzt wurde. Er begann langsam, wurde immer lebhafter und feuriger, und die Paare drehten sich unter Rufen und Singen auf dem Boden.
    Pfeifen erklangen, Panflöten, Geigen und Schalmeien. Dazwischen das tiefe Gebrumm der Trommeln und des Dudelsacks.
    Die Burschen, die ihr Auge schon auf ein bestimmtes Mädchen geworfen hatten, forderten es zum Tanz auf. Bald füllte sich der Tanzplatz immer mehr.
    Zamorra beobachtete, wie ein junger Mann auf Nicole zutrat.
    »Mein Vetter«, flüsterte Jana dem Professor zu.
    Der Rumäne stand jetzt bei der jungen Französin.
    »Wenn du Nicole bist, bin ich bei dir richtig. Meine Cousine schickt mich, sie heißt Jana.«
    Er lächelte sie an, Nicole gab sein Lächeln zurück.
    »Tanzen wir«, sagte er, und Nicole nickte.
    Bald wirbelten sie mit den anderen Paaren über den Tanzplatz.
    »Wollen wir ein wenig bummeln?« fragte Janas Vetter nach dem Tanz. Er wartete ihre Antwort nicht ab, weil dieser Bummel zu ihrem Plan gehörte. Sie mußten zusehen, daß die Hexen auf das fremde Mädchen aufmerksam wurden.
    Auch in ihrem rumänischen folkloristischen Kostüm war Nicole sofort als Ausländerin zu erkennen. Niemand hätte allerdings sagen können, daß dies das Mädchen war, das man mit dem französischen Professor gesehen hatte.
    »Schöner Schmuck!« rief Nicole aus, als sie an einen Stand mit Modeschmuck kamen.
    Sie sah, wie die Augen der Frau hinter dem Verkaufsstand aufblitzten.
    ***
    »Darf ich etwas anprobieren?« fragte Nicole Duval mit einem herrlich gespielten Lächeln. Sie

Weitere Kostenlose Bücher