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0084 - Schreie in der Hexengruft

0084 - Schreie in der Hexengruft

Titel: 0084 - Schreie in der Hexengruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Saupe
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triumphierte innerlich. Sie wußte, daß sie nicht erkannt wurde.
    Aber sie wußte auch, wer die andere war. Sie hatte sie bei der ersten Klettertour im Wolfstal gesehen. Nach dem gefährlichen Steinschlag.
    Es war die Hexe Andra. Auch sie war verkleidet. Man hielt sie für eines der zahlreichen Bauernmädchen auf dem Markt. Die Verkleidung war perfekt. Aber Nicoles Gedächtnis und Aufmerksamkeit, in all den Jahren bei Zamorra gründlich geschult, ließ sie sofort Andra erkennen.
    Sie probierte eine Anstecknadel, eine Brosche, einen Ring.
    Der junge Mann an ihrer Seite spielte mit. Er gab sich gelangweilt.
    »Wenn Mädchen einkaufen«, brummte er auf Rumänisch.
    »Was ist dann?« fragte Nicole lächelnd.
    »Dann wird’s immer zu langweilig. Das hier dauert bestimmt noch lange, bis du dich entschieden hast. Ich gehe einen Schoppen Wein trinken. Komm nach, wenn du was gefunden hast.«
    »Ja, geh nur schon«, gab Nicole zurück. Auch ihre Gleichgültigkeit spielte sie vollendet.
    Dann gab sie den Schmuck an die andere zurück.
    »Ist nicht gut für dich, Mädchen«, sagte die Hexe, die sich unerkannt glaubte. »Du mußt Schöneres haben. Bist sehr schönes Mädchen. Aber bist nicht von hier.«
    »Nein«, sagte Nicole nur.
    »Kommst aus einem fernen Land, wo viele schöne Frauen sind. Du bist eine der schönsten. Du bist nichts für diesen Mann da.« Sie zeigte hinter Nicoles Begleiter her.
    »Nein, er ist auch nichts für mich. Ich habe nur einmal getanzt mit ihm.«
    »Brauchst was Besseres, Mädchen«, flüsterte Andra.
    »Ich suche mir schon einen«, gab Nicole zurück.
    »Willst einen reichen Mann haben, was?« Andras Stimme geriet ins Krächzen.
    »Je reicher, desto besser«, sagte Nicole. »Besonders, wenn man selbst nicht reich ist. Und keinen so schönen Schmuck hat.«
    Nicole gab ihren Blicken einen Anschein von Begierde. Die Hexe deutete ihn richtig.
    »Sollst haben, was dein Herz begehrt«, sagte sie. »Hab feinen teuren Schmuck. Kann ich nicht hier verkaufen, nicht auf dem Markt.«
    Vermutlich, weil er gestohlen ist, dachte Nicole.
    »Willst du den Schmuck sehen?« fragte Andra mit lockender Stimme. »Will dir alles zeigen. Perlen und Edelsteine, Broschen und Ringe. Alles Gold und Silber, was ich habe. Hast du Lust, fremdes schö- nes Mädchen? Ich gebe dir, was du kaufen willst, zum halben Preis.«
    »Wann könnte ich den Schmuck denn sehen?« frage Nicole.
    »Ich sage dir, wo ich bin, heute abend. Du kennst die Nordstadt, ja?«
    »Ja«, sagte Nicole, »ziemlich gut.«
    »Von der Karlmannstraße geht es hinaus zum Fichtenwald. Kein weiter Weg. Dort will ich sein, wenn du es wünschst. Nur mußt du schweigen, schönes Mädchen. Ich verkaufe dir etwas, und niemand soll es wissen. Du gehst nach Hause mit dem Schmuck, und niemand weiß, woher er ist.«
    »Ich verspreche es dir«, sagte Nicole. »Wann wollen wir uns treffen?«
    »Die Sonne ist um sieben hinter den Bergen. Halb neun wird es dunkel. Dann will ich am Waldrand stehen und warten. Es ist nicht weit zu mir nach Hause.«
    Ganz schön weit bis zum Wolfstal, dachte Nicole. Aber sie spielte ihre Rolle durch, ohne erkannt zu werden.
    »Ich komme bestimmt«, sagte sie und nickte der Hexe Andra zu.
    Dann ging sie zurück zum Tanzplatz. Janas Vetter war nicht mehr zu sehen.
    Dafür sah sie Zamorra mit Jana an einer der Verkaufsbuden stehen.
    Sie ging unauffällig vorbei.
    »Sie hat angebissen«, flüsterte sie ihm zu, daß nur er es hören konnte.
    Dann stellte sie sich so, daß sie Rücken an Rücken standen. Im Gedränge der großen Volksbelustigung fiel es nicht auf.
    »Ihr wollt euch treffen?« fragte Zamorra.
    »Ja, um halb neun heute abend.«
    »Gut, wir werden zur Stelle sein. Wo ist es?«
    »Am Waldrand im Norden der Stadt. Es muß dort sein, wo Idrina Matilec überfallen wurde.«
    »Wir behalten die Stelle im Auge. Die Hexen können dort nicht landen. Also werden sie zu Fuß kommen. Man wird dich erst später in die seltsame Flugkiste bringen. Ich bezweifle, daß man dich den ganzen Weg zu Fuß begleiten wird. Es ist viel zu weit.«
    »Ja, Zamorra. Irgendwo wird meine Spur aufhören. Aber du weißt, wo du sie wieder aufnehmen kannst. Wir haben den Landeplatz ja entdeckt. Von dort aus wirst du wieder sehen, wohin es geht.«
    Da erst dämmerte es dem Professor.
    »Du meinst die Knöpfe?«
    »Natürlich. Oder meinst du, ich will rumänische Tanzkleider nä- hen?«
    »Ich war nur verwundert, als du diese zwei Tüten voll Knöpfe kauftest. Jetzt mische

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