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0086 - Das Floß der Verdammten

0086 - Das Floß der Verdammten

Titel: 0086 - Das Floß der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Saupe
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»Und wir müssen uns aufeinander verlassen. Wir brauchen den Wind, sonst kommen wir nicht voran. Das Floß ist nicht zu steuern. Also haben wir nichts zu tun. Wir werden unsere Kräfte schonen. Legt euch lang auf unsere hübsche Pritsche, meine Herren. Ich übernehme die erste Wache.«
    »Buenas noches«, sagte Moreno Garcera. »Es ist zehn Uhr vormittags, also eine gute Nacht, Señores.«
    »Junges Quatschmaul«, meinte der Neger.
    Und Henk Barber sagte nur darauf: »Schnauze jetzt. Oder hat noch jemand eine Frage, die alle angeht?«
    »Wohin treiben wir?«, wagte Garcera noch eine Frage.
    »Nach Süd bis Südost, meiner Schätzung nach«, war Barbers Antwort.
    »Also auf Puerto Rico zu?«, mischte sich Delay ein.
    »Puerto Rico, ganz genau. Oder zumindest auf die Jungferninseln«, gab Henk Barber Auskunft.
    »Ein herrliches Ziel«, ulkte der Neger.
    »Was ist los?«, brummte Barber.
    »Wegen der Jungfern«, sagte Simba Simba grinsend. »Die Inseln heißen so, weil es dort hübsche Jungfrauen gibt. In allen Farben, in jeder Größe. Für jeden von uns ein paar Dutzend. Beeilen wir uns, Henk, damit wir hinkommen.«
    »Blödes Gewäsch!«, hielt Barber ihm entgegen.
    Da fuhr der Neger hoch, trat vor den Funker hin.
    »Nicht so, Henk!«, donnerte er den Nordamerikaner an. »So darfst du nicht reden mit mir, Henk.«
    Barber hielt den glühenden Blicken stand.
    »Ich rede mit jedem, wie es mir beliebt«, meinte der Amerikaner gelassen.
    »Und ich lasse es nicht zu, Barber!«, knirschte der Neger durch die Zähne.
    »Du wirst es zulassen, solange ich hier das Kommando habe, Simba. Und ich habe das Kommando, weil ihr ohne mich aufgeschmissen seid. Ohne mich könnt ihr nicht bestimmen, wo ihr seid. Ohne mich gibt es keine Hilfe für euch alle.«
    »Er hat recht«, rief Ben Benson dazwischen. »Ich kenne die Navigation. Aber ich habe keine Instrumente.«
    »Donnerwetter!«, gab Barber mit freundlicher Ironie zurück. »Das waren mehr als zehn Worte, Ben. Dein Vorrat ist für heute verbraucht. Danke, dass du diesen Quatschmäulern Bescheid gegeben hast.«
    »Wir sollten Frieden halten«, sagte Papas Magaya auf Spanisch. »Wir kommen nur durch, wenn wir uns nicht verfeinden.«
    »Ja«, meinte Henk Barber. »Und wenn wir bald eine Insel finden. Ohne Wasser sind wir erledigt.«
    »Ringsum Wasser«, stöhnte der junge Garcena, der schon jetzt unter starkem Durst litt. »Nichts als Wasser, nichts als Ozean ringsumher. Und kein Tropfen davon ist trinkbar.«
    »Bis auf das hier«, sagte Papas Magaya und holte einen langen Schlauch aus Ziegenleder unter seinem Wettermantel hervor.
    Staunend sahen die anderen ihn an.
    »Ein Wasserschlauch!«, rief Henk Barber. »Sag bloß, dass du da Wasser drin hast, Papas!«
    »Habe ich, Herr Kapitän. Als es ans Springen ging, habe ich gedacht, den Herren kannst du nichts kochen auf einem Rettungsfloß. Aber ein bisschen Wasser kann Wunder tun.«
    »Wie viel hast du?«, fragte Simba mit gierigem Blick.
    »Genug fur uns alle, und genug für vier bis fünf Tage, wenn wir den Wasservorrat richtig einteilen«, war die Antwort des Kochs.
    Simba rutschte auf den Knien zu Magaya hin. »Gib mir einen Schluck, Papas«, bettelte er.
    Der Koch aus Trinidad schüttelte den Kopf. »Nicht jetzt«, sagte er.
    »Und warum nicht?«, fragte der Neger.
    Papas Magaya zeigte nach oben.
    »Ein Schluck Wasser hilft dir jetzt nichts, Simba. Er wäre noch nicht im Magen, da hätte die Sonne schon Schweiß aus ihm gemacht. Schweiß, der schneller aus deinen Poren tritt, als du überhaupt trinken kannst.«
    Simba Simba wandte sich an Henk Barber.
    »He, Barber, Sie Floß-Kapitän«, sagte er grinsend. »Sagen Sie ihm, dass er mir einen Schluck geben soll.«
    Der Amerikaner schüttelte den Kopf.
    »Nein, Simba. Du hast gehört, was Papas gesagt hat. Ich stimme ihm mit jedem Wort zu.«
    »Und wann bekommen wir Wasser?«, fragte Simba Simba.
    »Wenn die Sonne gesunken ist, eher nicht«, war Barbers prompte Antwort. »Wir trinken, wenn die Dämmerung kommt. Dann bleibt das Wasser im Körper. Und jetzt ist endlich Schluss mit der Debatte. Haut euch hin, und ich wache. In zwei Stunden löst Benson mich ab.«
    »Ay, ay, Sir«, machte Simba im Tonfall amerikanischer Seekadetten.
    Dann war es ruhig auf dem dahintreibenden Floß. Unmerklich nur trieb es jetzt, als sich eine Ahnung von Wind aufmachte. Meter für Meter kamen sie voran. Meter nur, wenige Meter pro Stunde.
    Als Henk Barber nach zwei Stunden Ben Benson wecken wollte, sah

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