0086 - Kreuzfahrt der Skelette
Polizei von Woodlands Erscheinen in Kenntnis gesetzt hatte.
Niemand wollte es gewesen sein.
Ich hatte nicht die Absicht, dieses Spielchen lange mitzumachen. Ich wollte versuchen, Keith Kalley aufzutreiben.
Deshalb bat ich Suko, bei Inspektor Mae zu bleiben und den Fischer weiter zu suchen, und dann ging ich zu meinem Bentley zurück, um die Front von einer anderen Seite her aufzurollen.
***
Suzie Dingo dachte, sie würde über ihr grauenvolles Erlebnis niemals hinwegkommen können. Sie war schreckhaft geworden, glaubte sich ununterbrochen belauert und bedroht. Sie konnte sich nicht vorstellen, daß sie diesen schrecklichen Geisterpiraten nie mehr wiederbegegnen würde. Seit die Dunkelheit angebrochen war, hatte sich ihre Angst vervielfacht. Sie hörte deutlich ihr Herz schlagen, und wenn es irgendwo im Haus ein Geräusch gab, fuhr sie herum, als hätte ihr der Teufel die Hand auf die Schulter gelegt. So wie jetzt.
Irgendwo hatte ein Schrank leise geknackt.
Suzie zuckte so heftig zusammen, daß sie beinahe das Gleichgewicht verloren hätte. Ihr war, als würde ihr Herz stehenbleiben.
Mit zitternder Hand faßte sie sich an die Lippen. Aufgewühlt lauschte sie. Doch das Geräusch wiederholte sich nicht.
Nervös brannte sie sich eine Zigarette an. Rauchend trat sie ans Fenster. Plötzlich glaubte sie, ihren Augen nicht trauen zu können. In Keith Kalleys Bungalow brannte Licht.
Licht! Sämtliche Räume waren erhellt! Keith mußte zurückgekehrt sein! Es mußte ihm irgendwie gelungen sein, den Geisterpiraten zu entkommen. Und nun war er wieder zu Hause.
»Keith!« stieß das Mädchen aufgeregt hervor.
Sie fragte sich, warum Keith nicht zu ihr gekommen war. Er mußte doch wissen, daß sie sich große Sorgen um ihn machte. Vielleicht ging es ihm nicht gut. Vielleicht brauchte er Hilfe.
»Keith!« keuchte Suzie Dingo. Sie stieß die halb gerauchte Zigarette in den Aschenbecher, schlüpfte in ihre warme Fuchsjacke und verließ in großer Hast das Haus.
Keith war wieder daheim!
Suzie Dingo lief die dunkle Straße entlang. Sie eilte den Hügel hinauf und betrat wenig später das große Grundstück, auf dem Kalleys Bungalow stand. Wie verrückt trommelte ihr Herz gegen die Rippen. Was sie nicht für möglich gehalten hätte, sollte nun doch geschehen: Sie würde Keith wiedersehen. Er würde sie in seine Arme nehmen – und sie würden all das Grauen von der vergangenen Nacht vergessen.
Suzie lief über den geharkten Kiesweg.
Gleich darauf stand sie vor der Eingangstür. Sie drückte auf den Messingknopf. Im Haus schlug ein melodisches Ding-Dong an.
Suzie wartete voll brennender Ungeduld. Ihre Augen strahlten vor Freude. Daß das Ganze noch einmal gut ausgehen würde, hatte sie kaum zu hoffen gewagt. »Keith!« flüsterte das Mädchen. »Bitte laß mich nicht so lange warten. Mach auf. Laß mich ein. Bitte, Keith…«
Doch die Tür blieb geschlossen. Das konnte Suzie Dingo nicht verstehen. Sie läutete noch einmal. Sie klopfte auch. Sie trommelte sogar mit den Fäusten an die Tür.
Keith Kalley ließ sie jedoch nicht ein. Umzukehren, ohne zu wissen, was mit Keith los war, wie es ihm ging, kam für Suzie Dingo nicht in Frage. Sie versuchte, ob die Tür abgeschlossen war. Aufgeregt legte sie die Hand auf die Klinke, drückte sie nach unten. Suzies Spannung drohte auszuufern.
Die Tür ließ sich öffnen. Kaum war sie aufgeschwungen, da vernahm das Mädchen ein Geräusch, das die Anwesenheit einer Person verriet.
»Keith?« rief sie ins Haus. Zögernd überschritt sie die Schwelle. Ein unbeschreibliches Gefühl bemächtigte sich ihrer. Angst, Hoffnung, Zweifel – alles war darin beinhaltet.
»Keith, ich bin es: Suzie! Warum antwortest du nicht? Ich weiß, daß du da bist!«
Stille im Haus. Unheimlich. Suzie bekam unwillkürlich die Gänsehaut. Sie schloß die Tür hinter sich und blieb unschlüssig in der Diele stehen. »Keith, es ist nicht fair, was du tust. Ich mache mir Sorgen um dich, und du…«
Suzie Dingo machte den ersten zaghaften Schritt. Dann den nächsten. Ihr war, als würden ihre Nervenstränge auf der Haut liegen. Sie durchquerte die Diele, sah sich in einem riesigen Wandspiegel und erschrak vor sich selbst. Hoch oben im Hals schien ihr Herz zu schlagen.
Keith muß dasein! dachte sie. Er erlaubt sich mit mir einen Scherz, hat mich zwar rufen gehört, versteckt sich aber. Albern ist das. Andererseits jedoch… Wenn einer zum Scherzen aufgelegt ist, geht es ihm gut. Suzie betrat den geräumigen
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