Eines Tages geht der Rabbi
A Faint Gold Fear Thrills Through My Veins
William Shakespeare
Zu diesem Buch
Vom Wohnzimmer aus, wo er die Nachmittagszeitung las, hörte Rabbi David Small, wie seine Frau Miriam in der Küche herumging. Die erzeugten Geräusche – das Klappern von Töpfen und Pfannen, das Schlagen der Backofentür – verrieten ihm, daß sie verärgert war. Und er wußte auch warum. Sie hatte die im Laufe des Monats angefallenen Rechnungen durchgesehen.
Jetzt erschien sie an der offenen Tür zum Wohnzimmer, und er stellte wieder einmal fest, daß sie immer noch eine Figur hatte wie ein junges Mädchen. Ungeduldig strich sie sich eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht. «David, wir brauchen mehr Geld», verkündete sie.
«Ja, Liebes», sagte er automatisch und verschanzte sich wieder hinter der Zeitung.
«Ich könnte mich ja nach einem Job umsehen.»
Er legte die Zeitung aus der Hand. «Als was?»
«Vielleicht als Stenotypistin. Nein, dann müßte ich in einem Büro sitzen, und dort sieht mich niemand. Ich werde mir einen Job als Kassiererin im Supermarkt suchen. Dann merken die Leute endlich, daß ihr Rabbi unterbezahlt ist.»
Geldsorgen plagen den Rabbi schon seit langem. Aber er ist zu stolz, seine Gemeinde um eine Gehaltserhöhung zu bitten. Wie ein Geschenk des Himmels erscheint es da, daß der neue Präsident des Tempels unaufgefordert dem Rabbi mehr Geld zubilligt.
Schon bald erkennt der Rabbi, daß so etwas nicht ohne Hintergedanken geschieht – man erwartet Gegenleistungen. Wenn er sich weigert, hat er alle gegen sich und verliert seine Stellung.
Doch damit fangen seine Sorgen erst an. Plötzlich steht ein junger Mann aus seiner Gemeinde unter Mordverdacht, und der Rabbi fühlt sich verpflichtet, etwas zu unternehmen, auch wenn er sich zu allem Überfluß noch mit der Polizei anlegen muß …
Harry Kemelman erhielt für seinen ersten Kriminalroman, Am Freitag schlief der Rabbi lang (Nr. 2090), den Edgar Allan Poe Award. Sein zweiter, Am Samstag aß der Rabbi nichts (Nr. 2125), wurde von der Darmstädter Jury zum Buch des Monats gewählt. Es folgten Am Sonntag blieb der Rabbi weg (Nr. 2291), Am Montag flog der Rabbi ab (Nr. 2304), Am Dienstag sah der Rabbi rot (Nr. 2346), Am Mittwoch wird der Rabbi naß (Nr. 2430) und Der Rabbi schoß am Donnerstag (Nr. 2500). Acht Detektivstories erschienen unter dem Titel Quiz mit Kemelman (Nr. 2172).
Harry Kemelman
Eines Tages geht der Rabbi
Deutsch von
Ute Tanner
Rowohlt
rororo thriller
Herausgegeben von Bernd Jost
21.-27. Tausend Oktober 1985
Deutsche Erstausgabe
Veröffentlicht im Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH,
Reinbek bei Hamburg, Juli 1985
Die Originalausgabe erschien bei William Morrow and Company,
Inc., New York, unter dem Titel
«Someday the Rabbi Will Leave»
Umschlagentwurf Manfred Waller
Umschlagbild Ulrich Mack
Copyright © 1985 by Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH,
Reinbek bei Hamburg
Copyright © 1985 by Harry Kemelman
Satz Bembo (Linotron 202)
Gesamtherstellung Clausen & Bosse, Leck
Printed in Germany
680-ISBN 3 49 9 4272 0 6
Die Hauptpersonen
Howard Magnuson ist gewohnt, daß alle nach seiner Pfeife tanzen.
Sophia Magnuson weiß, wie sie ihren Mann lenken muß.
Laura Magnuson ist die echte Tochter ihrer Eltern und sucht jemanden, dem sie die Karriere arrangieren kann.
John Scofield braucht dringend jemanden, der ihm das Leben ordnet.
Morris Halperin weiß, wie man Karriere macht.
Tony D’Angelo weiß, wie man – allerdings bei hohem Geschäftsrisiko – zu Geld kommt.
Thomas Baggio wollen beide auf den gleichen
Albert Cash Posten.
Paul Kramer denkt nur ans Studium und steht plötzlich unter Mordverdacht.
Polizeichef
Hugh Lanigan tut, wie immer, seine Pflicht.
Rabbi David Small steht auf der Abschußliste.
Dem neuesten Zuwachs,
Anne M. K. Rossant
Möge dir ein schönes Leben
beschieden sein!
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Vom Wohnzimmer aus, wo er die Nachmittagszeitung las, hörte Rabbi David Small, wie seine Frau Miriam in der Küche herumging. Die erzeugten Geräusche – das Klappern von Töpfen und Pfannen, das Schlagen der Backofentür – verrieten ihm, daß sie verärgert war. Und er wußte auch warum. Sie hatte die im Laufe des Monats angefallenen Rechnungen durchgesehen.
Jetzt erschien sie an der offenen Tür zum
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