0089 - Der Dämonenschatz
stieß ein teuflisches Gelächter aus.
Bill schien verloren zu sein.
Flemings Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen, als er erkannte, wie kritisch seine Lage geworden war.
Die Bestie griff erneut an. Eine der beiden Klauenhände des Vampirs schoss von unten nach oben. Die granitharten Knöchel trafen Bills Jochbein. Seine Haut platzte auf. Er spürte ein höllisches Brennen. Blut sickerte aus der Wunde.
Blut!
Als der Unhold das sah, wurde er fast wahnsinnig vor brennender Gier. Mit weit aufgerissenem Mund, laut und hungrig knurrend, näherte er sich seinem Opfer. Die Glut in seinen Augen wurde plötzlich zu einem dämonischen Strahlen. Bill riss die Arme hoch. Er schützte seine Augen vor diesem schrecklichen Blick, rannte dorthin, wo er den Ast, den ihm der Vampir entrissen hatte, vermutete.
Eine Wurzel, die Fleming wegen der herrschenden Finsternis nicht sehen konnte, brachte den, Amerikaner zu Fall. Hart knallte er auf den Waldboden. Dabei berührte seine rechte Hand den Ast, die einzige Waffe, mit der er den Vampir besiegen konnte.
Gehetzt riss er das Holz an sich. Er rollte auf dem Boden liegend herum. Keine Sekunde später hätte das geschehen dürfen.
Die blutrünstige Bestie hatte bereits zum Sprung angesetzt und warf sich nun mit ausgebreiteten Armen und mit einem heiseren Schrei auf ihr Opfer. Bill hatte gerade noch Zeit, den Holzpfahl aufzurichten.
Die Brust des Vampirs prallte gegen die schlanke Spitze des Holzes, und als sich der Ast in den Leib des Scheusals versenkte, flog ein grässlicher, ohrenbetäubender Todesschrei durch den dichten nächtlichen Wald.
Riesengroß wurden die Augen des sterbenden Vampirs.
Bill ließ den Pfahl los. Fassungslos starrte der Dämon auf das Holz, das aus seiner Brust ragte. Er umklammerte es mit beiden Händen, wollte es aus seinem Leib herausreißen, doch kein Vampir ist dazu imstande.
Heulend fiel der Unhold auf die Knie. Ein heftiges Zittern durchlief seinen erschlaffenden Körper.
Während er noch auf den Knien lag, setzte bereits sein grauenerregender Verfall ein, und als er schließlich zur Seite kippte, zerbröckelte sein Körper zu braungrauem Staub.
Bill Fleming wischte sich mit zitternder Hand den Schweiß vom Gesicht. Teufel noch mal, um ein Haar wäre die Sache schlecht ausgegangen.
***
Unter ihnen lag die Isle of Man.
Diese Ferieninsel zwischen Irland und England gelegen - wird alljährlich im Frühjahr und Sommer von Tausenden Engländern besucht. Es gibt hier erstklassige touristische Einrichtungen, schöne Badestrände und unzählige Sportmöglichkeiten.
Dichte Wälder und weite Moore bestimmen die Landschaft.
Viele Einwohner halten noch an den alten skandinavischen Sitten und Gebräuchen fest. Die uralte Sprache Manx wird jedoch nur noch von wenigen gesprochen.
Arno Glowna und Gene Hurst saßen in einer Bellanca 19-25 Skyrocket II. Die sechs Zylinder des einmotorigen Vogels machten einen höllischen Lärm. Glowna, ein muskulöser Bursche mit stechenden Augen, rundem, slawischem Gesicht und kurzgeschorenem, braunem Haar, war Hursts Fluglehrer.
Sie drehten noch eine Runde über der Insel. Dann machte Glowna seinem Flugschüler klar, dass er zum Flugplatz zurückkehren solle. Bei der Landung half Arno Glowna ein wenig mit. Hurst war noch nicht so weit, dass man ihn das allein machen lassen konnte.
»Nun, wie war ich?«, fragte Gene Hurst, nachdem sie aus der Maschine geklettert waren.
Glowna hob die Schultern. »Ich würde es so formulieren«, sagte er grinsend: »Kein Meister fallt vom Himmel.«
»Du warst nicht zufrieden mit mir?«
»Das habe ich nicht gesagt, nur… gut Ding braucht eben Weile. Wenn ich dir einen Rat geben darf: Sei nicht so verdammt ungeduldig. Fliegen lernt man nicht über Nacht. Auch dann nicht, wenn man vor nicht allzu langer Zeit auf den Formel-1-Rennpisten der Welt ziemlich kräftig mitgemischt hat. Ist eben doch ein Unterschied, ob man einen Boliden steuert oder ob man eine Bellanca fliegt.«
Hurst blickte zum Flughafenrestaurant.
»Erwartet dich Jenny?«, fragte Arno Glowna.
»Ja.«
»Ich beneide dich um dieses Mädchen.«
»Manchmal beneide ich mich selbst um sie«, erwiderte Gene. Hurst grinsend. Er war groß - größer als Arno -, hatte stahlharte Muskeln, ein scharfgeschnittenes, sonnengebräuntes Gesicht und semmelblondes Haar. Seine klugen Augen waren salzwasserblau. Es war tatsächlich noch nicht lange her, da hatte er einen verdammt guten Namen im Formel-1-Zirkus gehabt. Aber dann hatte es
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