0089 - Der Dämonenschatz

sich Geld von der Bank zu holen? Denk doch mal nach, ‘ne Bank ist doch dazu da. Außerdem rufen die doch andauernd: Kommt zu uns. Wir haben soviel Geld, wie Sie brauchen. Und wir geben es Ihnen gerne.« Arno Glowna lachte amüsiert. »Hörst du? Sie geben es uns gerne! Das heißt, es würde sie freuen, wenn sie uns ihre Moneten zum Geschenk machen dürften. Gene, warum machen wir denen denn die kleine Freude nicht, hm?«
    Hurst sagte nicht zu, aber er widersprach dem Freund auch nicht mehr, und das legte Glowna bereits als einen Teilsieg aus.
    »Junge«, fuhr der Fluglehrer fort, »wir können mit einem einzigen Schlag eine Menge Geld kassieren. Fast ohne Risiko können wir uns gesundstoßen. Was gibt’s denn da noch zu überlegen?«
    Hurst befeuchtete sich die Lippen. Arno hatte einen Keim in seine Brust gepflanzt, und er konnte förmlich spüren, wie dieser Keim nun buchstäblich aufplatzte und verblüffend rasch größer wurde.
    »Vielleicht hast du recht mit dem, was du gesagt hast, Arno«, meinte Hurst nach längerem Schweigen nachdenklich.
    »Was heißt vielleicht«, ereiferte sich Glowna. »Ich habe ganz bestimmt recht, Junge. Nun, wie sieht’s aus? Drehen wir so ein Ding zusammen?«
    »Schon möglich«, sagte Hurst ausweichend.
    »Du willst dich noch nicht festlegen, was?«
    »Richtig.«
    »Wann kann ich mit einer definitiven Antwort rechnen?«
    »Bald.«
    »Wann ist bald?«
    »Bald ist bald!«, sagte Hurst ärgerlich. Er hasste es, zu einer Entscheidung gedrängt zu werden, andererseits aber schrumpfte das Geld auf seinem Konto so schnell, dass tatsächlich demnächst etwas unternommen werden musste. Hurst stieß seinen Zeigefinger gegen das Brustbein des, Freundes. »Hör zu, Arno: Kein Wort von dem, was wir geredet haben, zu Jenny, ist das klar?«
    Glowna verzog das Gesicht zu einem breiten Grinsen: »Sag mal, hältst du mich für einen Idioten?«
    »Und du verlierst auch keine Silbe über mein krankes Bankkonto.«
    Glowna hob zum Schwur die Hand. »Heiliges Ehrenwort.«
    Hurst nickte mit finsterer Miene. »Jenny hat keine Ahnung, wie’s mit meinem Moos aussieht. Sie denkt - und das soll so bleiben —, ich hätte noch einen Haufen Geld auf der Bank.«
    Glowna kicherte amüsiert. »Das hast du doch, Junge. Auf jeder Bank. Du brauchst dir bloß eine auszusuchen.«
    ***
    Professor Zamorra und seine hübsche Sekretärin Nicole Duval trafen am späten Nachmittag in Douglas, der Hauptstadt der Isle of Man, ein. Sie mussten in London umsteigen, weil die BOAC zwischen Paris und der Isle of Man keinen Direktflug unterhielt. Ein altes, laut dröhnendes Taxi brachte sie durch die 19.000-Einwohner-Stadt, in der es noch von Pferden gezogene Trambahnen und eine Vielzahl von historischen Häusern gibt.
    Bill Fleming hatte für sie in einem Luxushotel namens ›Casino Place‹ gebucht. Ihre Ankunft ging reibungslos vonstatten. Eine halbe Stunde später trafen sie den Amerikaner, mit dem sie eine jahrelange Freundschaft verband, in der heimeligen Hotelbar.
    Fleming ging lachend auf die beiden zu. Er nahm Nicole in die Arme und küsste sie zur Begrüßung auf beide Wangen. Dann schüttelte er Zamorra grinsend die Hand. »Willkommen in Douglas, Zamorra. Ich danke euch beiden, dass ihr so rasch auf mein Telegramm reagiert habt.«
    »Tun wir das denn nicht immer?«, sagte Nicole lächelnd. Sie trug ein himmelblaues Kleid, das über den üppigen Brüsten mit Brüsseler Spitzen besetzt war. Sie sah darin hinreißend aus.
    Zamorra wies auf das Pflaster, das Bill an der Wange trug. »Was ist denn das?«
    »Erzähle ich euch später«, sagte Bill mit einem breiten Grinsen. »Erst mal möchte ich auf dieses erfreuliche Wiedersehen anstoßen.«
    Sie setzten sich an einen runden Tisch, und Bill bestellte drei Bourbon. Mit dem Glas in der Hand fragte der Amerikaner: »Wie war der Flug?«
    »Wir flogen über den Wolken«, sagte Zamorra. »Daher konnten wir kaum etwas sehen.«
    »Das ist schade«, meinte Fleming bedauernd. »Bei klarem Wetter ist der Ausblick von dort oben phantastisch.«
    Sie begossen das Wiedersehen gründlich. Bill schnippte insgesamt viermal mit dem Finger, und jedes Mal brachte der Kellner drei neu gefüllte Gläser. Nicole verspürte danach Hunger. Sie begab sich auf ihr Zimmer, um sich für das Abendessen zurechtzumachen, und eine halbe Stunde später saßen Nicole, Zamorra und Bill im Restaurant des ›Casino Place‹ und verwöhnten ihren Gaumen mit den leckeren Speisen aus der vorzüglichen