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009 - Der Engel von Inveraray

009 - Der Engel von Inveraray

Titel: 009 - Der Engel von Inveraray Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karyn Monk
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dem Bett springen. Dann würde sie ihn mit Fragen bestürmen und wissen wollen, ob er verheiratet sei, wann dieses Kind geboren wurde und wie er nur so grausam hätte sein können. Etwas Besseres hatte er nicht verdient, und es wäre eine völlig verständliche Reaktion für eine Frau, die ihr Leben der Rettung von Kindern gewidmet hatte, die bis auf eines nicht einmal durch Blutsbande mit ihr verbunden waren.
    Stattdessen lag sie ruhig da und nahm seine Worte schweigend auf. Dann streckte sie die Hand aus, legte sie auf seine Brust, rückte zu ihm und bettete ihren Kopf auf seine Schulter.
    „Erzähle mir, was geschehen ist."
    Ihre Stimme war sanft und bar jeden Vorwurfs. Ihre Gefasstheit verwirrte ihn. Hatte sie nicht verstanden, was er gesagt hatte? Oder hatte sie nach so vielen Jahren der Sorge um Not leidende Kinder und diebische Erwachsene gelernt, dass das Leben eine schmerzliche, verwickelte Angelegenheit war und einen bisweilen vor grausame Entscheidungen stellte?
    Die Wange an seine Schulter geschmiegt, wartete sie mit beinahe kindlichem Vertrauen auf seine Erklärung. Es war diese geduldige Ruhe, so verwirrend und unerwartet, die den Schutzwall bröckeln ließ, mit dem er sich umgeben hatte, um nicht ständig an Emmaline denken zu müssen. Genevieve wird mich hassen, sobald sie die Wahrheit erfährt, erkannte er bitter. Sie würde entsetzt sein, was für ein feiger, selbstsüchtiger Schuft er war, und bedauern, ihm je geholfen zu haben. Du hast ihre Verachtung verdient, sagte er sich grimmig. Vielleicht würde es ihm leichter fallen, sie zu verlassen, wenn sie ihn verachtete. Es würde seine starken Gefühle für sie nicht schmälern, doch gewiss jede Zuneigung oder Achtung töten, die sie für ihn empfinden mochte.
    Die Vorstellung, ihren Hass ertragen zu müssen, zerriss ihm das Herz. Doch nach allem, was sie für ihn getan hatte, schuldete er ihr zumindest Aufrichtigkeit.
    „Ich sollte ursprünglich gar nicht Marquess of Redmond werden", begann er, den Blick starr an die Decke gerichtet. „Diese zweifelhafte Ehre gebührte meinem älteren Bruder Edward. Er wurde verhätschelt und verwöhnt und in dem Glauben erzogen, er werde einmal Großes leisten, während man mir nur wenig Beachtung schenkte und mich tun und lassen ließ, was ich wollte. Ich habe mir nie etwas daraus gemacht, denn die Wahrheit ist, dass Edward stets besonnen und pragmatisch war, genau die Eigenschaften, die ein zukünftiger Marquess benötigte. Also erbte Edward das Privileg, den Familienbesitz zu verwalten und viele Stunden täglich zu schuften, um unser Vermögen zu mehren, während ich eine recht ansehnliche monatliche Zuwendung erhielt und keinerlei Verantwortung übernehmen musste. Ich vergnügte mich mit den üblichen Dingen", fuhr Haydon fort und verzog verächtlich den Mund.
    „Alkohol, Glücksspiel, Frauen. Und eine der Frauen, deren Bett ich für kurze Zeit teilte, war die Countess of Bothwell, die mit achtzehn Jahren geheiratet hatte und sich schon bald nach der Hochzeit unsäglich mit ihrem Gatten langweilte. Unsere Affäre dauerte einige Wochen. Cassandra war damals vierundzwanzig, und ich war weder ihr erster noch ihr letzter Liebhaber. Kurz darauf jedoch entdeckte sie voller Entsetzen, dass sie ein Kind erwartete, und behauptete, nur ich könne der Vater sein."
    Die Hand noch immer auf seine harte Brust gedrückt, lag Genevieve schweigend da.
    „Sie hat nie mit dem Gedanken gespielt, ihren Mann für mich zu verlassen.
    Cassandra mochte Vincent verachten, doch sie genoss ihre gesellschaftliche Stellung als seine Gattin, und das Leben, das er ihr bot, übertraf bei weitem alles, was ich ihr mit meiner monatlichen Zuwendung hätte ermöglichen können. Ich war damals neunundzwanzig und nicht bereit, etwas so Einschneidendes in meinem Leben zu dulden wie eine Frau, für die ich nichts empfand, und ein Kind, dessen Zeugung nichts als ein weinseliges Missgeschick gewesen war. So kamen wir überein, dass Cassandra unverzüglich mit Vincent das Lager teilen, das Kind dann als seines ausgeben und gemeinsam mit ihm aufziehen sollte. Damals schien dies die beste Lösung für alle Beteiligten zu sein."
    Haydon zögerte einen Moment, bevor er weitersprach. „Cassandra brachte eine kleine Tochter zur Welt, die sie Emmaline nannte. Mir kam zu Ohren, dass Vincent sich zwar ursprünglich einen Sohn gewünscht habe, mittlerweile jedoch völlig vernarrt in seine Tochter sei. Diese Liebe erstaunte niemanden mehr als Cassandra, die

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