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009 - Der Engel von Inveraray

009 - Der Engel von Inveraray

Titel: 009 - Der Engel von Inveraray Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karyn Monk
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ihre Mutterschaft als öde und anstrengend empfand, obwohl sie sich nie selbst um das Kind kümmerte, denn Vincent engagierte die teuersten Ammen und Kindermädchen für Emmaline."
    „Hast du sie besucht?"
    Haydon schüttelte den Kopf. „Meine Liebschaft mit Cassandra war vorüber, und nach den Strapazen der Schwangerschaft und der Geburt hatte sie kein Verlangen mehr danach, mich zu treffen. Sie hatte sich bis dahin für unfruchtbar gehalten und war höchst enttäuscht darüber, dass sie es nicht war."
    „Wolltest du deine Tochter denn nicht sehen?" Die Vorstellung befremdete Genevieve. Wie konnte ein Mann wie Haydon, der sein Leben aus Mitleid und Einfühlungsvermögen heraus für Jack und Charlotte aufs Spiel gesetzt hatte, sein eigenes Kind nicht kennen lernen wollen?
    Er seufzte. „Ich verspürte einfach keine wirkliche Bindung zu meiner Tochter. Sie war das Ergebnis eines flüchtigen Augenblicks der Wollust, den ich schon im nächsten Augenblick beinahe vergessen hatte. Cassandra und ich beendeten unsere Affäre, und ich war ehrlich gesagt erleichtert, sie los zu sein. Ich habe Cassandra nie in anderen Umständen zu Gesicht bekommen, denn sie mied alle gesellschaftlichen Zusammenkünfte, damit niemand sie in ihrem unfeinen Zustand sah. Nach Emmalines Geburt freute ich mich zu hören, dass die Kleine offenbar gesund und munter war. Ich glaubte, Cassandra und Vincent würden sich gut um sie kümmern und ihr ein glückliches, privilegiertes Leben bieten. Ich wollte keinen Anspruch auf sie erheben und nichts unternehmen, was Anlass zu Fragen hinsichtlich ihrer Herkunft geben oder ihr Leben in Sicherheit und Wohlstand gefährden könnte, in das sie hineingeboren worden war. Ich hatte zwar im betrunkenen Zustand an ihrer Zeugung mitgewirkt, doch für mich war Vincent ihr Vater. Nach allem, was ich in Erfahrung brachte, las er ihr jeden Wunsch von den Augen ab, und sie liebte ihn." Er hielt einen Augenblick inne und fügte dann grimmig hinzu: „Leider wurde genau das zum Problem."
    Genevieve zog die Brauen zusammen. „Warum?"
    „Cassandra gönnte sich nach Emmalines Geburt auch weiterhin Liebhaber, doch ihre Auswahl an Verehrern hatte sich verkleinert. Sie war fülliger als vor der Schwangerschaft und noch aufbrausender und ichsüchtiger geworden. Vincent war nie ein besonders hingebungsvoller Ehemann gewesen, und so ließ er sie nach Gutdünken gewähren. Sein Leben drehte sich nun einzig um seine Geschäfte und um Emmaline. Cassandra begann zu trinken, jammerte über den Verlust ihrer Jugend und wurde allmählich eifersüchtig auf die außergewöhnlich enge Beziehung, die ihre Tochter und Vincent verband. Es kam zu einigen hässlichen Auseinandersetzungen zwischen Vincent und ihr, bis Cassandra ihm eines Tages in einem weinseligen Wutanfall an den Kopf warf, dass nicht er, sondern ich Emmalines Vater war."
    Genevieve schaute ihn entsetzt an. „Das muss ihn hart getroffen haben."
    „Das hat es wohl", bestätigte Haydon knapp. „Doch es gab ihm nicht das Recht, Emmaline abzuschieben wie ein beschädigtes Möbelstück, das ihm nicht länger gefiel. Von diesem Tag an wollte er nichts mehr mit ihr zu tun haben. Gewiss, er ließ sie unter seinem Dach wohnen, zahlte ihre Kleidung und sorgte dafür, dass genügend Kindermädchen und Gouvernanten für ihre Erziehung zur Verfügung standen. Schließlich musste der Schein gewahrt bleiben. Er konnte sie schlecht einfach auf die Straße werfen, doch er zeigte deutlich, dass er sie nicht mehr liebte."
    Er machte eine kurze Pause und fügte dann verbittert hinzu: „Sie war erst fünf Jahre alt, Herrgott noch mal! Wie zum Teufel sollte sie das begreifen?"
    Genevieve spürte, wie eine Mischung aus Wut und Verzweiflung in ihm aufstieg. Es war, als wolle er aus dem Bett springen und mit irgendjemandem kämpfen in der schwachen Hoffnung, gerade rücken zu können, was so entsetzlich schief gegangen war. Sie legte ihm beruhigend die Hand auf die Brust.
    Nach einem langen Augenblick des Schweigens fuhr er mit heiserer Stimme fort:
    „Eine ganze Weile lang blieb ihr Geheimnis hinter den Mauern ihres Anwesens verborgen. Ich hatte bereits vor Jahren aufgehört, ihre Abendgesellschaften zu besuchen, und daher keine Ahnung, dass Vincent wusste, dass ich Emmalines Vater war. Doch mir kamen Geschichten zu Ohren, dass er sich immer ausschließlicher seinen Geschäften widmete und Cassandra und er getrennte Leben führten.
    Emmaline wurde nie wieder in irgendeinem Zusammenhang

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