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009 - Der Engel von Inveraray

009 - Der Engel von Inveraray

Titel: 009 - Der Engel von Inveraray Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karyn Monk
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andere zu schleppen. Die Piraten hätten mit dem Schiff untergehen können."
    Jack zog verdrossen die Stirn in Falten. Warum machten sie alle so ein Aufheben um die Fracht? Beeindruckte es sie nicht, wie schön das Schiff selbst war?
    „Wahrscheinlich haben die Piraten die Schätze meistens auf ihr Schiff gebracht, bevor sie die Galeone versenkt haben", mutmaßte er und versuchte, nicht die Geduld zu verlieren. „Und nun seht euch das hier an ..."
    „Und dann haben sie den Schatz auf irgendeiner einsamen Insel vergraben, wo niemand ihn je finden würde", rief Annabelle aus. „Danach hat der böse Seeräuberkapitän sein Schwert genommen und alle erschlagen, die wussten, wo der Schatz versteckt war." Sie nahm den Schürhaken vom Kamin und stürzte sich auf Simon, als wolle sie ihn erstechen. „Stirb, du gemeiner Schuft!"
    „Das ist völlig blödsinnig", wandte Grace ein. „Wozu sollen all diese Schätze nützen, wenn sie in der Erde vergraben sind?"
    „Sie konnten sie später immer noch ausbuddeln, wenn sie sie wirklich brauchten", sagte Jamie. „Wenn sie Schwierigkeiten mit der Bank hatten zum Beispiel."
    „Wenn der Seeräuberkapitän nun aber vergessen hatte, wo der Schatz lag?" gab Charlotte zu bedenken. „Oder wenn er starb, bevor er zurückkehren und ihn ausgraben konnte?"
    „Sie haben immer eine Schatzkarte gezeichnet", erklärte Annabelle. „Und die wurde dann Jahre später von einem mutigen, gut aussehenden Kapitän gefunden, der den Schatz nach Hause zu seiner wunderschönen kranken Frau brachte. Jetzt, wo sie reich waren, würde er ihr die Arzneien kaufen können, die ihr Leben retten würden." Sie warf Simon den Schürhaken zu, hob dann den Handrücken an die Stirn und sank in gespielter Ohnmacht auf die Kissen. „Doch leider ist es schon zu spät", hauchte sie. „Als er nach Hause zurückkommt, liegt sie im Sterben, und alles, was er tun kann, ist, ihr einen letzten Kuss zu geben, bevor sie die Augen schließt und dahinscheidet und ihn mit gebrochenem Herzen und einer Truhe voller Gold zurücklässt." Sie seufzte und schloss die Lider, die Hände artig über der Brust gefaltet. „Ich glaube, diese Rolle wäre genau das Richtige für mich, meint ihr nicht auch?" fragte sie und setzte sich wieder auf.
    „Wenn das kein Märchen ist", schnaubte Doreen kopfschüttelnd, die kurz vorher mit Eunice, Oliver und Haydon den Salon betreten hatte. „Der Schuft würde vermutlich schon am nächsten Tag anfangen, sein Vermögen mit Glücksspiel, Alkohol und Frauen durchzubringen."
    „Schscht, Doreen! Du solltest den Küken nicht solche Flausen in den Kopf setzen", schimpfte Eunice. „Hier, Kinder, nehmt einen Keks!"
    Jack blickte Haydon misstrauisch an, während sich die Kinder um Eunice scharten. Er hatte beobachtet, wie Haydon seine lederne Reisetasche in der Nähe der Eingangstür abgestellt hatte. „Gehen Sie irgendwohin?" „Ja."
    „Wohin?" erkundigte sich Jamie aufgeregt.
    Haydon zögerte. Er wollte sie nicht anlügen, doch es war gefährlich, ihnen die Wahrheit zu sagen. Falls Constable Drummond wegen seiner Abwesenheit Verdacht schöpfte, bevor Genevieve ihren Gatten für tot erklärte, könnte er beschließen vorbeizuschauen und die Kinder über den Verbleib ihres angeblichen Stiefvaters ausfragen. Eines von ihnen würde womöglich unabsichtlich verraten, dass Haydon beabsichtigt hatte, nach Inverness zurückzukehren.
    „Ich nehme die Kutsche nach Edinburgh." Das war zumindest nicht gelogen. „Ich habe dort einige Dinge zu erledigen."
    Jack zog zweifelnd eine Braue hoch. „Wann werden Sie zurückkehren?"
    „Ich bin nicht sicher."
    „Sie meinen, Sie werden nicht zurückkommen", erwiderte er ausdruckslos.

    Simon schaute Haydon entsetzt an. „Sie verlassen uns?" Er klang verletzt.
    „Fühlen Sie sich hier nicht wohl?" fragte Jamie, den Mund von Zuckerkrümeln gesäumt.
    Ein Gefühl der Hilflosigkeit überkam Haydon. Er wollte nicht fortgehen, doch er hatte keine Wahl. Wie sollte er ihnen das begreiflich machen?
    „Es hat ein Problem in Glasgow gegeben. Jemand hat mich erkannt. Es ist zu gefährlich für mich, länger hier zu bleiben."
    „Aber Glasgow ist so weit weg", protestierte Charlotte, deren schmales Gesicht ganz blass geworden war. Haydon spürte, dass sie von allen Kindern am meisten unter seinem Weggang leiden würde. „Niemand aus Glasgow kommt je hierher."
    „Charlotte hat Recht", bekräftigte Annabelle. „Ich glaube, Sie brauchen sich darüber keine Sorgen zu

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