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009 - Der Engel von Inveraray

009 - Der Engel von Inveraray

Titel: 009 - Der Engel von Inveraray Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karyn Monk
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wusste nur, dass er Genevieve die dunkelsten Abgründe seiner Seele offenbart hatte in der Gewissheit, dass sie sich entsetzt von ihm abwenden würde.
    Stattdessen lag sie an ihn geschmiegt da, strich mit ihren schlanken Fingern über seine Schulter und nahm ihn beharrlich in Schutz.
    Er drehte sich unvermittelt um und zog sie an sich. Er wollte an all das nicht mehr denken. Weder an Emmaline noch an Cassandra, noch an irgendeinen anderen Fehltritt in seinem verpfuschten Leben. Er war ein verurteilter Mörder auf der Flucht. Es war nur eine Frage von Tagen, vielleicht von Stunden, bis die Behörden erfuhren, dass er die Nacht in Glasgow verbracht hatte, und sich an seine Fersen heften würden. Seine Zeit mit Genevieve neigte sich dem Ende zu, und diese Erkenntnis war so schmerzhaft, dass er sie kaum ertragen konnte. Er umschloss das Gesicht der jungen Frau mit den Händen und blickte ihr in die Augen.
    „Was immer mir widerfährt... du solltest eins wissen."
    Ihre Augen weiteten sich kaum merklich, während sie ihn betrachtete.
    Er zögerte. Im Laufe der Jahre hatte er die Frauen, mit denen er das Bett geteilt hatte, mit unzähligen sentimentalen Floskeln erfreut. Doch keine davon brachte auch nur annähernd zum Ausdruck, was er für Genevieve empfand. In zwei Tagen würde er sie verlassen. Dann würde man ihn vielleicht verhaften, oder er würde den Rest seines Lebens auf der Flucht sein. Er wusste nicht, ob er sie jemals wieder sehen würde. Die Vorstellung brach ihm beinahe das Herz, während er Genevieve sanft eine Haarlocke aus der Stirn strich.
    „Es gibt nichts, das ich nicht für dich getan hätte, wenn uns mehr Zeit vergönnt gewesen wäre. Verstehst du? Nichts!"
    Sie schaute ihn an und ihr war, als blickte sie geradewegs in seine Seele.
    Und dann drückte sie die Lippen auf seinen Mund und küsste ihn voller Inbrunst, hielt ihn fest umschlungen, während ihre Tränen über seine rauen Wangen rannen.

12. KAPITEL
    „Ich habe Ihnen ein kleines Lunchpaket gepackt." Eunice drückte Haydon ein riesiges rotes Stoffbündel in die Hand. „Ich weiß, dass Sie es nicht lange ohne etwas zu beißen aushalten."
    Haydon starrte ungläubig auf das sperrige Bündel, das aussah, als könne man den gesamten Haushalt eine Woche lang damit ernähren. „Vielen Dank, Eunice." Er hatte keine Ahnung, wo er es verstauen sollte.
    „Sind Sie sicher, dass Sie jetzt aufbrechen müssen, Junge?" fragte Eunice besorgt.
    „Ich glaube nicht, dass Miss Genevieve damit rechnet, dass Sie während ihrer Abwesenheit fortgehen. Es wird sie gewiss ärgern, dass sie sich nicht von Ihnen verabschieden konnte."
    Haydon trug eine gelassene Miene zur Schau. „Es ist besser so."
    Genevieve und er waren spät am Abend aus Glasgow zurückgekehrt und hatten die Nacht in leidenschaftlicher Umarmung in ihrem Bett verbracht. Kurz vor Sonnenaufgang hatte Haydon sich in sein eigenes Zimmer zurückgezogen. Am Morgen hatten sie die Kinder und die Älteren im Speisezimmer begrüßt und sie während des Frühstücks mit Geschichten über Glasgow und den atemberaubenden Erfolg von Genevieves erster Ausstellung unterhalten. Es Waren Augenblicke des Glücks und der Geborgenheit gewesen, einzig getrübt durch die Gewissheit, dass Haydon bald fortgehen würde.
    Nach dem Frühstück hatte Genevieve das Haus verlassen, um sich mit Mr. Humphries in der Bank zu treffen und über die erste Rate zu sprechen, die sie mit dem Verkaufserlös ihrer Bilder zahlen würde.
    Sie war an Haydon mit der Bitte herangetreten, sie zu begleiten, doch er hatte dies mit der vagen Begründung abgelehnt, noch einige andere Dinge erledigen zu müssen. Sie hatte ihn zweifelnd angeblickt, offenbar in der Befürchtung, er würde während ihrer Abwesenheit aufbrechen.
    Sie solle nicht zu lange wegbleiben, hatte er lächelnd gesagt, als beabsichtigte er, auf ihre Rückkehr zu warten.
    Es schmerzte ihn, sie derart zu täuschen. Doch er war während der vergangenen drei Nächte Zeuge ihres Leids geworden und wollte ihr nicht noch größeren Kummer bereiten, als sie schon durchgemacht hatte. Es ist besser so, redete er sich ein. Der Abschied von den Kindern und Oliver, Eunice und Doreen würde ihm bereits schwer genug fallen, da musste nicht auch noch Genevieve zugegen sein. Sobald er sich von ihnen verabschiedet hatte, würde er eine Kutsche nach Edinburgh nehmen.
    Genevieve würde den Leuten erzählen, ihr Gatte sei über Edinburgh und London nach Frankreich gefahren. Er würde seinen

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