009 - Der Engel von Inveraray
beschäftigt, den Keller zu durchstöbern, und von einem wahren Berg modrig riechender Schachteln, Gemälde, Truhen und ausrangierter Möbel umgeben.
„Sie müssen sie zurückholen." Jacks Stimme klang gepresst. „Sie hat nichts angestellt, sondern nur mitgemacht, weil sie helfen wollte. Ich war derjenige, der den Schmuck gestohlen hat." Er zog das geraubte Geschmeide aus der Hosentasche und drückte es Genevieve achtlos in die Hände. „Das ist alles. Mehr habe ich nicht genommen, das schwöre ich. Bringen Sie es einfach zu Mr. Ingram zurück und sagen Sie ihm, er soll sie gehen lassen."
Genevieve schaute entsetzt auf die herrlichen Schmuckstücke, die in ihren Händen funkelten. „Mein Gott, Jack", flüsterte sie und hatte plötzlich das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. „Was hast du getan?"
Er blinzelte heftig und kämpfte gegen die Tränen an, die ihm über die Wangen zu rinnen drohten. „Ich habe diesen Schmuck aus Mr. Ingrams Laden gestohlen", gestand er gequält. „Ich wollte ihn verkaufen und Ihnen das Geld geben, damit Sie die verflixte Bank auszahlen und Ihr Haus behalten können und niemand auf der Straße landet. Doch Mr. Ingram hat mich entdeckt, bevor ich das Geschäft verlassen konnte, und alle sind losgelaufen. Dabei ist Charlotte gestolpert und hingefallen. Mr. Ingram wollte sie nicht gehen lassen."
Die anderen Kinder stürmten die Kellertreppe hinab, gefolgt von Oliver, Doreen, Eunice und Haydon.
„Ich verstehe nicht." Genevieve gab sich alle Mühe, ruhig zu bleiben, während sie versuchte zu begreifen, was Jack ihr mitteilen wollte. „Warum sollte Mr. Ingram Charlotte festhalten?"
„Weil sie die Einzige von uns war, die er erwischen konnte." Graces Gesicht wirkte angespannt und blass im dämmrigen Licht des Kellers. „Ich weiß, ich hätte sie wegen ihres Beins vor mir her rennen lassen sollen, doch ich war näher an der Tür und dachte, sie liefe direkt hinter mir - und so war es auch, doch dann ist sie gestolpert und ...Es tut mir Leid, Genevieve." Sie wischte sich die Tränen fort, die über ihre Wangen rollten.
Plötzlich begannen alle Kinder gleichzeitig zu reden. Ihre Stimmen waren schrill vor Angst und Aufregung.
„Wir glaubten, wir kämen ohne Schwierigkeiten herein und wieder heraus ..."
„Doch als Mr. Ingram Jack an der Schmuckvitrine entdeckte, habe ich die Ritterrüstung umgeworfen ..."
„Und dann brachte dieser dicke Mann Jamie mit seinem Spazierstock zu Fall, und seine Frau ist umgekippt wie ein Mehlsack ..."
„Und ich sagte ihm, er solle Jamie loslassen, doch das wollte er nicht, und deshalb habe ich ihm mit seinem Stock gegen das Schienbein gehauen ..."
„Und ich habe Mr. Ingram ein Bild über den Schädel geschlagen, und er hat mich durch den Laden verfolgt ..."
„Also warfen wir ein Tischtuch über seinen Kopf, was ihn furchtbar wütend gemacht hat ..."
„Und dann sind wir alle hinausgerannt ..."
„Außer Charlotte."
Genevieve sah ihre Bande entsetzt an. „Ihr habt Mr. Ingram angegriffen?"
„Es war meine Idee", antwortete Jack bestimmt. Er wollte die Kinder vor Genevieves Zorn und Enttäuschung bewahren. „Ich habe sie überredet, mich zu begleiten."
„Das stimmt nicht!" widersprach Grace.
„Wir wollten unbedingt mitkommen", beteuerte Simon.
„Und wir mussten Jack erst davon überzeugen, dass es besser ist, wenn er es nicht allein tut", erklärte Annabelle.
„Sie wollten mich nicht mitnehmen, doch das habe ich nicht zugelassen", schloss Jamie.
„Ich verstehe." Genevieve wusste, dass sie böse auf sie sein sollte, doch dazu war nun keine Zeit. Später, wenn Charlotte sicher wieder daheim war, würde sie die Kraft aufbringen können, wirklich wütend auf die Kinder zu sein. Im Augenblick zählte nur, dass sie die gestohlenen Juwelen zurückgab und Charlotte nach Hause holte.
„Kommen Sie, Genevieve", forderte Haydon sie mit fester Stimme auf, „wir bringen Mr. Ingram den Schmuck zurück, entschuldigen uns überschwänglich für den Ärger, den die Kinder ihm bereitet haben, erklären uns bereit, für den Schaden aufzukommen, und nehmen Charlotte mit nach Hause."
Genevieve schüttelte den Kopf. „Sie wird nicht mehr bei Mr. Ingram sein", erwiderte sie mit düsterer Gewissheit. „Die Polizei hat sie bestimmt schon abgeholt und ins Gefängnis gesteckt."
„Dann holen wir sie dort ab. Kommen Sie!"
„Sie können mich nicht begleiten." Sie starrte auf den gestohlenen Schmuck in ihren Händen und erhob sich
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