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009 - Der Engel von Inveraray

009 - Der Engel von Inveraray

Titel: 009 - Der Engel von Inveraray Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karyn Monk
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sah das anfängliche Entzücken in den Augen der Männer, das sich in Neugier verwandelte, wenn sie versuchten herauszufinden, wer sie war und in welcher Beziehung sie zu ihm stand. Zum Glück war er so vorausschauend gewesen, ihr den Ehering zu schenken, andernfalls wäre er gewiss gezwungen gewesen, jeden albernen Narren zu vertreiben, der ihr zu nahe kam.
    „Können Sie sich vorstellen, dass all diese Leute hier sind, um sich meine Bilder anzugucken?" Der Gedanke schien Genevieve ein wenig zu ängstigen. „Und dass sie sie tatsächlich auch noch kaufen?"
    „Sie müssten blind sein, um die Schönheit Ihrer Gemälde nicht zu erkennen, Genevieve. Ihre Arbeit strahlt eine innige Vertrautheit aus, die die Menschen rührt.
    Ich habe es beim ersten Blick auf Ihre Bilder erkannt und wusste, dass auch andere es sehen würden."
    Genevieve dachte einen Augenblick über seine Worte nach, während sie einen grauhaarigen Herrn beobachtete, der voller Vergnügen ihr Bild eines verwitterten Fischerbootes betrachtete, das durch die bleigrauen Wasser eines Sees glitt.
    „Wenn meine Arbeit tatsächlich bedeutend ist, sollte es keine Rolle spielen, ob der Künstler ein Mann oder eine Frau ist. Das Werk sollte für sich selbst sprechen."
    „Sie haben Recht", stimmte Haydon zu. „Ich nehme an, dass die Menschen dies eines Tages begreifen werden, doch bis dahin müssen Sie sich weiter als Georges Boulonnais ausgeben. Solange Sie unter diesem Künstlernamen arbeiten, werden Sie für sich und Ihre Familie sorgen können. Ich weiß, es ist ungerecht, Genevieve, doch ich hoffe, dass der finanzielle Erfolg Sie für die Enttäuschung entschädigt, dass Ihr Talent nicht unter Ihrem eigenen Namen gewürdigt wird."
    Aber gewiss, dachte Genevieve, überwältigt von der Erkenntnis der Größe dessen, was Haydon für sie getan hatte. Ihm war nichts Geringeres gelungen, als das Überleben ihrer Familie zu sichern, doch nicht, indem er ihr Geld zugesteckt und im Gegenzug etwas dafür verlangt hatte, so wie Charles oder jeder andere Mann, dem sie begegnet war, es gewiss getan hätte. Statt ihr Almosen zu geben, hatte Haydon einen Weg gefunden, der es ihr ermöglichte, auf eigenen Füßen zu stehen. Sie würde den Lebensunterhalt für
    sich und die Ihren sichern, indem sie tat, was sie liebte: sich durch ihre Malerei ausdrücken.
    Es war mit Abstand das größte Geschenk, das ihr je ein Mensch gemacht hatte - das Geschenk wirtschaftlicher Unabhängigkeit.
    Sie sah zu ihm auf und wollte ihm mitteilen, wie dankbar sie ihm war. Ihre Blicke trafen sich. Haydon wirkte in seiner eleganten Garderobe unsagbar anziehend. Sein schwarzes Haar fiel lockig auf den feinen Stoff seines Abendrocks, und im warmen Lichtschein der vielen Öllampen und Kerzen kam ihr sein energisches Kinn besonders markant vor. Er bewegte sich so selbstsicher und gelöst inmitten all der modischen, wohlhabenden Herrschaften, dass Genevieve keinerlei Zweifel daran hegte, dass dies seine Welt war. Dennoch unterschied ihn etwas von allen anderen Männern in der Galerie. Etwas Bedrohliches umgab ihn, ein Hauch von Wildheit, die vermuten ließ, dass er nicht ganz so zivilisiert war, wie seine Kleidung und seine guten Manieren glauben machten. Diese unterschwellige Ausstrahlung war es, welche die Aufmerksamkeit vieler Frauen im Saal erregte, die verstohlen zu ihm hinüberblickten, um herauszufinden, welche Beziehung ihn mit Genevieve verband.
    Genevieve fühlte einen Stich der Eifersucht.
    Ein Schatten legte sich über Haydons Miene. Was war plötzlich in sie gefahren?
    „Gütiger Himmel, Redmond!" ertönte eine erstaunte Stimme aus der Menge. „Sind Sie es tatsächlich?"
    Genevieve gefror das Blut in den Adern.
    Haydon zuckte kaum merklich, zwang sich jedoch sogleich, einen Ausdruck völliger Gelassenheit zur Schau zu tragen. Er holte tief Atem und wandte sich dann langsam um, um den rotschöpfigen jungen Mann zu begrüßen, der auf sie zueilte.
    „Hallo, Rodney", sagte er lächelnd. „Schön, Sie hier zu treffen. Erlauben Sie mir, Ihnen Mrs. Maxwell Blake vorzustellen. Mrs. Blake, das ist ein alter Freund von mir, Mr. Rodney Caldwell."
    Genevieve rang darum, ihre Panik im Zaum zu halten. Das Champagnerglas fest in der einen Hand, hob sie graziös die andere, um den gut aussehenden Mann zu begrüßen, den sie auf ungefähr dreißig schätzte. „Freut mich, Sie kennen zu lernen, Mr. Caldwell."
    „Das Vergnügen ist ganz meinerseits, Mrs. Blake." Er drückte einen flüchtigen Kuss

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