Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
009 - Die Bestien

009 - Die Bestien

Titel: 009 - Die Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.R. Bruss
Vom Netzwerk:
Decke wieder sauber.
    Als Robert in den großen Salon kam, saß Elina am Flügel. Ihre schlanken Finger tanzten über die Tasten. Sie spielte den Zauberlehrling von Dukas.
    Als sie geendet hatte, trat er zu ihr.
    »Warum haben Sie ausgerechnet dieses Stück gespielt?« fragte er halblaut.
    »Warum?« wiederholte sie lächelnd. »Weil ich finde, es passt sehr gut.«

     
    Am nächsten Tag war strahlender Sonnenschein, und die Luft fast so warm wie im September. Auf der Terrasse des Schlosses, die nach Süden ging, lagen die Gäste in Liegestühlen und sonnten sich. Die allgemeine Stimmung hatte sich wieder gebessert, man scherzte und lachte wieder. Oberst Cour, der in der Nacht etwas gefiebert hatte, war erst spät erwacht, fühlte sich aber recht wohl. Am liebsten wäre er schon aufgestanden und in den Garten gegangen. Auch die Hausherrin schien guter Laune zu sein, und John Hopkins’ trockener Humor brachte die Gäste immer wieder zum Schmunzeln. Catherine promenierte mitstrahlenden Augen am Arm ihres Verlobten durch den Park, und Elina Latour bezauberte alle durch ihre Schönheit und ihren Esprit.
    Robert hatte am Vormittag ein Gespräch mit seinem Vater geführt. Als Techniker und logisch denkende Geschäftsleute ließen sie nur ungern Fragen ungeklärt. Die Fußspuren des Hundes an der Zimmerdecke ließen ihnen keine Ruhe. Eine übersinnliche Erklärung kam für beide natürlich überhaupt nicht in Betracht. Dr. Vigour musste mit seiner Vermutung recht haben. Irgendjemand hatte sich einen schlechten Witz erlaubt. Aber wer wohl? Außerdem beschäftigte den Hausherrn auch die Frage, was am Tag zuvor mit seinen so gut abgerichteten Hunden los gewesen war. Acht der Tiere waren immer noch nicht zurückgekehrt. So etwas war noch nie vorgekommen.
    Robert berichtete seinem Vater von dem Gespräch mit dem kleinen Andre. Georges Sirven schüttelte den Kopf.
    »Das alles deutet auf den Jagdaufseher hin. Vielleicht hat
    Coutarel seinem Jungen gesagt, dass er uns diesen Unsinn erzählen soll. Ein Hund, der einen Baum hoch läuft, passt gut zu dem Hund, der an der Zimmerdecke seine Fußspuren hinterlassen hat. Aber die Verletzungen des Oberst Cour sollen ja auch recht ungewöhnlich sein.«
    »Und John Hopkins erzählte, dass er einen fliegenden Hund gesehen hat«, sagte Robert. »Allerdings war er überzeugt, geträumt zu haben.«
    »Wirklich seltsam. Aber John erzählt ja immer irgendeinen Unsinn.«
    »Vielleicht steckt eine tiefere Absicht dahinter«, gab Robert zu bedenken. »Ich habe gehört, dass Hopkins, der früherem beachtliches Vermögen besaß, in letzter Zeit große Verluste hat einstecken müssen. Vielleicht hat er etwas von dem unsinnigen Gerücht gehört, dass auf unserem Grundstück ein Schatz vergraben sein soll. Er verbringt doch viele Stunden in unserer Bibliothek. Möglicherweise hat er in den alten Büchern irgendetwas gefunden und möchte darum das Schloss kaufen.«
    »Das ist doch eine zu phantastische Erklärung.«
    »Nun ja. Aber es könnte sein, dass er mit Coutarel unter einer Decke steckt.«
    »Nein, Robert, das ist Unsinn.«
    »Ich glaube es ja eigentlich auch nicht.«
    »Inzwischen ist mir die Idee gekommen, dass vielleicht jemand den Hunden eine Droge ins Futter getan hat. Das würde wieder auf den Jagdaufseher hinweisen. Ich muss ihn mir mal vorknöpfen. Und wenn du seinen Sohn siehst, fühle ihm mal ein bisschen auf den Zahn.«
    Georges Sirven unterhielt sich nun schon gut eine Viertelstunde lang mit dem Jagdaufseher. Doch Coutarel wiederholte immer wieder hartnäckig, was er auch schon zuvor behauptet hatte.
    »Aber ich habe gar nichts anders gemacht als sonst. Sie haben sich doch noch nie über mich zu beklagen gehabt.«
    Das stimmte. Dennoch bildete Sirven sich jetzt ein, dass der Jagdaufseher etwas vor ihm verbarg.
    »Wie erklären Sie sich dann die Vorgänge des gestrigen Tages?« fragte er ihn.
    »Ich kann sie ebenso wenig erklären wie Sie, Herr Sirven.«
    »Und warum sind wohl die Hunde noch immer nicht zurückgekommen?«
    »Ich weiß es nicht«, versicherte Coutarel. »Ich bin schon im Morgengrauen losgegangen und habe den ganzen Wald durchstreift. Und immer wieder habe ich ins Jagdhorn geblasen. Nur einen habe ich gesehen. Er ist erst auf mich zugekommen und hat schrecklich geheult, doch dann ist er plötzlich so schnell weggelaufen, dass es so aussah, als würde er fliegen.«
    »Als würde er fliegen?«
    »Ja, so sah es aus, weil er so riesige Sprünge machte.«
    »Als Sie gestern

Weitere Kostenlose Bücher