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009 - Die Bestien

009 - Die Bestien

Titel: 009 - Die Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.R. Bruss
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scheint nach oben herausgerissen worden zu sein, nicht nach unten, wie man erwarten würde. Und die Verletzung am Arm, von der Oberst Cour behauptet, sie sei ein Hundebiss, ist auch sehr seltsam. War irgendjemand bei ihm, als das Unglück passiert ist?«
    »Nein, niemand. Die Hunde waren kurz zuvor auseinander gelaufen, was übrigens ebenfalls sehr ungewöhnlich ist. Nur vier oder fünf hatten sich wieder auf die Spur des Ebers gesetzt. Der Oberst ist dann plötzlich losgaloppiert und hat aufgeregt gerufen: »Jetzt haben sie ihn! Jetzt hol ich ihn mir!« Er ist ein leidenschaftlicher Jäger, müssen Sie wissen. Ich bin langsam hinter ihm her geritten, habe mich aber in der Richtung geirrt. Mein Jagdaufseher hat den Oberst gefunden. Ich bin erst zwei oder drei Minuten später dazugekommen.« Dr. Vigour kratzte sich den Bart und fuhr fort, den Kopf zu schütteln. »Nun, es gibt ja manchmal merkwürdige Verletzungen. Haben Sie den Eber schon holen lassen? Ich würde ihn mir gern einmal ansehen.«
    »Den Eber? Nein. Auch das ist merkwürdig. Der Unfall hat sich bei den Ruinen des alten Dorfes ereignet, das die Leute hier das Hexendorf nennen. Als ich kam, hatte der Jagdaufseher den Oberst bereits auf eine grasbewachsene Stelle gelegt. Nachdem ich einen Notverband angelegt hatte, bin ich um die Mauer herumgegangen, wo das Tier, wie der Oberst sagte, angeblich liegen sollte. Aber der Eber war verschwunden. Vermutlich hatte er ihn doch nur verletzt, und das Tier hat sich dann irgendwo ins Unterholz verkrochen.«
    »Wahrscheinlich«, erwiderte der Arzt. »Jedenfalls besteht kein Grund zur Besorgnis. Der Oberst hat viel Blut verloren und ist jetzt sehr schwach, aber seine Verletzungen sind nicht lebensgefährlich. Er braucht viel Ruhe. Sobald Ihr Sohn mit den Medikamenten aus der Apotheke zurückkommt, werde ich dem Patienten noch eine Injektion geben.«
    Im Korridor trafen sie Roberts Mutter, eine weißhaarige Dame mit jugendlichem Gesicht, die sehr beunruhigt schien.
    »Nun?« fragte sie. »Wie geht es ihm?« Man beruhigte die alte Dame.
    »Alle unsere Gäste machen sich Sorgen um ihn«, sagte sie. »Mir war schon den ganzen Tag so merkwürdig zumute. Es lag mir richtig im Blut, dass etwas Unangenehmes geschehen würde. Ich habe so seltsame Geräusche gehört.«
    Der Arzt lachte herzlich. »Ja, ich weiß, früher hat man behauptet, dass es hier im Schloss spukt, aber die Geister sind schon längst verschwunden. Im Zeitalter des Fernsehens und der Düsenflugzeuge ist kein Platz mehr für sie.«
    »Ja, ich hoffe«, erwiderte Frau Sirven, nun ebenfalls lachend, doch ihre Heiterkeit klang nicht ganz echt.
    Robert kam mit den Medikamenten, die er aus der nächsten Ortschaft geholt hatte.
    »Wie geht es ihm?« fragte er gleich. »Den Umständen entsprechend gut«, erwiderte der Arzt. »Ich werde ihm jetzt noch eine Spritze geben.«
    »Kümmere du dich um unsere Gäste!« forderte Sirven seinen Sohn auf. »Ich bleibe bei Dr. Vigour.«
    Robert ging ins Erdgeschoß hinunter. In der großen Halle saß John Hopkins in einem tiefen Sessel und las Zeitung. Mehrere andere Gäste befanden sich auf der Terrasse, die von zwei großen elektrischen Lampen erhellt wurde. Man sprach über den Unfall des Obersten Cour und über das seltsame Benehmen der Hunde. Bei Roberts Erscheinen erkundigten sich alle nach dem Zustand des Verletzten.
    Robert sah sich verstohlen nach der jungen Pianistin um. Er entdeckte sie im Park, wo sie mit Catherine und Gilles spazieren ging. Er gesellte sich zu den dreien.
    »Nun, haben Sie sich etwas von dem Schrecken erholt?« fragte er Elina.
    »Ich hoffe, dass der arme Oberst sich schnell erholen wird«, erwiderte sie. »Es ist doch nichts Ernstes?«
    »Nein, der Arzt hat gesagt, dass kein Grund zur Besorgnis bestünde. Übrigens muss ich Ihnen ein Kompliment machen, Fräulein Elina. Sie haben eine bewundernswerte Selbstbeherrschung an den Tag gelegt. Bei solchen Zwischenfällen verlieren Frauen sonst oft die Nerven.«
    »Elina ist nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen«, versicherte Catherine.
    Sie näherten sich dem Haus, in dem der Jagdaufseher wohnte. Hopkins war ihnen gefolgt. Er erzählte eine Jagdepisode aus Schottland, eine etwas unheimliche Geschichte, aber sehr witzig berichtet. Ein kleiner Junge mit einer Milchkanne kam ihnen entgegen. Es war der Sohn des Jagdaufsehers. Andre Coutarel.
    »Wo ist denn dein Vater?« fragte ihn Robert. »Weißt du, ob er die Hunde wieder alle gefunden hat?«
    »Nein, die

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