0091 - Ernst Ellerts Rückkehr
fing Onots bejahenden Impuls auf und verließ den Körper.
Es fiel ihm nicht mehr schwer. Sein bloßer Wunsch genügte schon, sich zu befreien. Der frühere Widerstand Onots hatte seine Energien förmlich gefressen. Jetzt war er dabei, sich zu erholen. Zumindest in der gleichen Zeitebene würde er sich bald wieder ungehindert bewegen können.
Draußen in der felsigen Umgebung des Labors zählte Ellert dreißig Druuf. Sie mußten schon länger hier weilen und hatten Onot offensichtlich erwartet. Es war Ellert völlig schleierhaft, wie die Polizeitruppe derart schnell hierher gelangen konnte. Oder hatte der Oberste Richter schon vor Onots Flucht seine Leute hier versteckt, um eventuelle Freunde des Wissenschaftlers zu überraschen, wenn sie sich dem geheimen Labor näherten?
Im Labor selbst sah es nach einer eingehenden Durchsuchung aus. Papierbündel mit Aufzeichnungen lagen fein säuberlich gestapelt in einer Ecke, wahrscheinlich sollten sie noch abgeholt werden, um anderen Wissenschaftlern der Druuf als Unterlage für ihre Forschungen zu dienen. Kisten und Schränke waren erbrochen, ihr Inhalt lag verstreut am Boden und schien keine Liebhaber gefunden zu haben.
Einige der Maschinen hatte man aus ihrer Verankerung gelöst und für den Abtransport bereitgestellt. Onot wurde in einem kleinen Nebenraum untergebracht und eingesperrt. Ellert wußte ihn hier sicher und konnte ihn vorerst sich selbst überlassen.
Er wollte den Offizier übernehmen - und schon in der gleichen Sekunde sah er aus dessen Augen. Es geschah ohne jeden Übergang, ohne Schwierigkeit und ohne Verzögerung. Er dachte nur an die Möglichkeit - und schon war sie realisiert.
Der Offizier war zu einem Fahrzeug gegangen, das hinter einigen Felsen in guter Deckung stand. Mit Hilfe eines Senders unterrichtete er den Polizeichef der Hauptstadt davon, daß Onot verhaftet worden war. Man versprach ihm, so schnell wie möglich ein Gleitflugzeug zu schicken, um den Verbrecher abzuholen. Es würde mindestens eine halbe Stunde dauern.
Ellert betrachtete das Gesicht auf dem Bildschirm sehr genau, dann dachte er an die Hauptstadt, das Gerichtsgebäude - und befand sich in der gleichen Sekunde in dem Korridor, den er so gut kannte. Noch zwei weitere Versuche - und er war im Gehirn des Polizeichefs.
Die anwesenden Offiziere waren völlig verwirrt, als sie ihren Kommandeur plötzlich von einem Bein auf das andere tanzen sahen. Aber der hörte sofort wieder auf und begegnete den Blicken der anderen Druuf mit weit aufgerissenen Augen.
„Hast du Schmerzen?" fragte einer seiner Freunde besorgt. Aber der Offizier schüttelte verwundert den Kopf.
„Nein ... es überkam mich nur so. Ich verspürte einfach Lust dazu, meine Beine... geht dir das nicht auch so? Manchmal fühlt man eine plötzliche Fröhlichkeit und möchte tanzen. Kein Grund zur Besorgnis. Vielleicht war es auch nur die Freude darüber, daß wir Onot wieder gefaßt haben."
Er wußte nicht, daß er der personifizierte Ausdruck von Ellerts Freude war, dessen Glück sich Luft verschaffen mußte.
Es schien wieder alles soweit in Ordnung zu sein. Er konnte größere Entfernungen überbrücken und ein bestimmtes Ziel erreichen. Er war nicht dazu verdammt, im Körper Onots zu verbleiben.
„Wenn du dich so über Onots Festnahme freust, dann schick ihnen endlich den Gleiter, damit sie den Verräter hierherbringen."
Ellert übernahm den Offizier nun vollständig.
„Erledige du das. Ich werde dem Obersten Richter den Erfolg unserer Aktion melden. Wie gut, daß ich Posten beim Labor stationierte."
Der angesprochene Druuf verließ den Raum. Ellert kümmerte sich nicht mehr um „seinen" Offizier, sondern eilte hinter dessen Freund her, der durch die Korridore eilte und draußen auf der inzwischen wieder verdunkelten Straße einen Wagen anhielt, der ihn zum Raumhafen brachte.
Als er sich beim Einsatzoffizier meldete, griff Ellert immer noch nicht ein. Alles verlief so, wie er es sich vorgestellt hatte.
„Befehl vom Polizeichef: ein Gleiter mit Besatzung sofort zum Brasigebirge. Labor Onot. Nördlich der Rechenstation. Koordinaten sind bekannt. Der entflohene Häftling konnte wieder eingefangen werden und soll dort abgeholt werden."
Der Einsatzoffizier schien erfreut. „Ich werde selbst fliegen", entgegnete er.
„Ich kenne das Gelände. Ich nehme drei Mann mit."
Der Freund des Polizeichefs salutierte und kehrte zum Gerichtsgebäude zurück.
Ellert ließ ihn gehen und nistete sich im Gehirn des
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