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0091 - Lucifers Bücher

0091 - Lucifers Bücher

Titel: 0091 - Lucifers Bücher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Brand
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Kräften, aber mit denen wollte er sich unter keinen Umständen anlegen. »Was denn, Arturo? Wir kommen doch nicht einmal durch die unsichtbare, kalte Sperrmauer.«
    Die wollte Trifallini nochmals fühlen. Vorsichtig tastete er.
    Nichts hielt ihn auf. Auch nicht mehr Sextus' Erbrechen. Der war damit fertig, und moralisch auch. Trifallini nahm darauf keine Rücksicht und auf die Verständigungsschwierigkeiten auch nicht.
    »In den Sattel, amico…!«
    Und wie Sextus das Wort »amico« verstand, klang es doch fast wie »amicus« in seiner Sprache!
    Mente fluchte über Trifallinis Aufforderung. Arturo kam es in die falsche Kehle. Er fauchte ihn an: »Du bist ja zu feige fremdzugehen, aber jetzt bist du mir hier nicht feige, fratello!«
    Wenn Arturo Trifallini jemanden »Bruder« nannte, dann war es bei ihm eine Sekunde vor zwölf. Und Mente stieg in den Sattel.
    »Sibylle« verstand auch Sextus, und die »libri« hatten sich vom alten Rom ins moderne Italienisch hinein nicht verändert. Bücher bleiben eben Bücher.
    Der Hufschlag der Pferde trommelte dumpf. Die Männer sprachen kein Wort. Sextus hielt sein zweischneidiges Kurzschwert fest in der Hand, bereit, jeden Moment zuzuschlagen oder zu stechen.
    Nach fünf Minuten wurde es Arturo Trifallini unheimlich, weil sie die Grotte immer noch nicht erreicht hatten. Und ihm war der feuerspeiende Vesuv abhanden gekommen. Sollten Bergzüge zwischen ihm und ihnen liegen?
    Er befragte den Mann der Mater-Domina, und nun, wo es keinen dolmetschenden Professore gab, klappte die Verständigung immer besser. Monti… Vesuvius… inter… und so weiter. Arturo erinnerte sich ans lateinische Vaterunser und an noch andere lateinische Gebete, und die Worte daraus benutzte er.
    Es gab zwischen ihnen und dem Vesuv kein Sichthindernis.
    Sie hätten ihn sehen müssen.
    Aber sie sahen ihn und sein Feuerspeien nicht!
    Trifallini kam ein ungeheuerlicher Verdacht.
    Waren hier dämonische Kräfte am Werk und hatten verhindert, daß sie sich der Grotte noch mehr nähern konnten?
    »Maledizione, das will ich wissen. Kommst du mit die Grotte suchen, Luigi? Klar, du gehst mit. Also raus aus dem Sattel.«
    Sie ließen Sextus zurück. Der machte auch keinen Versuch, ihnen zu folgen.
    Luigi Mente fluchte nun auch. Aber Trifallini ging nicht darauf ein. Sie hatten das Seeufer erreicht. Ein Ufer typisch für einen Kratersee. Hindernisse gab es hier genug. Steine, Felsblöcke, kleine, aber mannstiefe Spalten und widerliche Geröllstrecken, die winzige, aber steile Hänge fast unpassierbar machten. Die beiden Polizisten lagen mehr auf dem Bauch, als daß sie gingen.
    »Wir finden die Grotte nie, Arturo.«
    »Schnauze, fratello!« Wieder sein »Bruder«, das Alarmzeichen. Und der Brigadiere war deshalb so schlecht gelaunt, weil er selbst nicht mehr glaubte, jemals die Grotte der Seherin zu finden. Hier waren Höllenkräfte im Spiel, die mit ihnen den Narren trieben.
    Sie hatten mal wieder so einen dieser unangenehmen Geröllhänge hinter sich gebracht, standen auf einer winzigen Bodenwelle, hielten Ausschau nach dem Vesuv, der nach wie vor spurlos verschwunden war, als sie rechter Hand eine kobaltblaue Fläche sahen, die immer schneller pulsierte. Und mitten im kobaltblauen Leuchten stand ein Römer, dessen Augen grell leuchteten und dessen Gesicht auffallend weiß und bleich zugleich war.
    »Mann, Arturo, das gibt es doch nicht… Du, aber den Vesuv gibt's jetzt wieder. Und wie der mit seinem Feuerzauber loslegt…«
    »Ach, halt doch die Klappe, Luigi. Los, vorwärts! Ich meine, wenn wir das Blaue erreicht haben, dann ist unser Professore auch nicht mehr weit. Aber das sage ich dir, wenn du dir vor Angst in die Hose machst, ich trete dich dann vorwärts…«
    Er brauchte seine Drohung nicht wahrzumachen. Luigi Mente wich nicht von seiner Seite. Dafür hatte der vielzuviel Angst. Noch eine ganze Portion mehr als Trifallini, nur ließ er es sich nicht anmerken.
    Es trennten sie höchstens noch dreißig Meter von diesem unheimlichen kobaltblauen Pulsieren und Leuchten, als der bleiche Römer in der gespenstischen Beleuchtung die Hände vor sein Gesicht brachte, dann wohl geflohen wäre, wenn nicht plötzlich wie aus dem Boden gewachsen eine uralte, häßlich aussehende Frau neben ihm gestanden und ihn festgehalten hätte.
    Die beiden Polizeibeamten blieben stehen. Das unerklärliche Auftauchen der hexenhaften Frau hatte sie wie nacktes Grauen angesprungen. Sie zweifelten an dem, was sie gesehen

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