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0091 - Lucifers Bücher

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Titel: 0091 - Lucifers Bücher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Brand
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Tasche blieb verschwunden.
    Auf der Unfallstation des »Ospedale A. Meyer« an der Via Luca Giordano lag eine namenlose Frau, die schwach atmete.
    ***
    Bill hatte sich einen flotten Alfa vors Bristol stellen lassen. Die Wagenmiete und das Kilometergeld gingen zu Lasten Zamorras. Der war diesen Kummer gewöhnt, und warum sollte es in Florenz anders sein?
    Detektiv Emilio Bruttera wohnte im neuen Teil der Stadt, nicht so schön wie in der antiken City, dafür aber luftiger. Mit seiner Detektei konnte nicht viel los sein. Das Mobiliar im leeren Wartezimmer war sperrmüllreif. Mit strahlendem Lächeln trat der südländisch aussehende Mann auf Bill Fleming zu, reichte ihm die Hand und begrüßte ihn mit der überschwenglichen Herzlichkeit eines Neapolitaners.
    Bill ertrug es mit Fassung und kam zur Sache.
    Bruttera wechselte die Gesichtsfarbe, kaum daß der Name Domdonar gefallen war.
    Der Detektiv sprang auf, gestikulierte erregt, sprach noch erregter und gab klipp und klar zu verstehen, nichts, aber auch gar nichts mehr mit diesem Hellseher und seiner Kundschaft zu tun haben zu wollen.
    Er wies Bill Fleming die Tür.
    Der hat die Hose gestrichen voll! war der Eindruck des blonden Naturwissenschaftlers, und er ging kopfschüttelnd zu seinem Miet-Alfa. Bevor er den Gang einlegte, warf er einen Blick auf seine Uhr.
    Es war Zeit, in die City zurückzufahren. In der Via Roma nahe dem Dom-Platz wollten er und Nicole sich treffen, um die nächsten Schritte zu besprechen, die getan werden mußten. Leerlauf oder Überschneiden wurde dadurch vermieden.
    Im kleinen Café saß er vor seinem Espresso und wartete.
    Nicole Duval kam nicht, und für Bill Fleming kein Anruf aus der Stadt, wie verabredet, wenn bei Nicole die Lage es nicht zuließ, ihren Treff einzuhalten.
    Dann war sie seit einer Stunde überfällig, und der junge Kulturhistoriker begann, sich Sorgen um Zamorras Freundin zu machen.
    Er trank den vierten Espresso, und dieses himmlische Gesöff brachte sein Herz zu heftigerem Schlagen.
    Er kippte einen Grappa hinterher und hätte das halbwarme Getränk um ein Haar ausgespuckt.
    Zum Weinen, daß die Italiener klare Schnäpse nie eiskalt servieren können! maulte er in Gedanken, aber der Grappa bremste das wilde Pochen seiner Pumpe. Ruhiger wurde Bill dadurch nicht.
    Aber wo in Florenz sollte er Nicole suchen?
    Er schlug sein Notizbuch auf, las die Namen der verschwundenen fünf Florentinerinnen und als letzten den Namen Ina Gumor und Straße und Hausnummer.
    Der Stadtplan half ihm, die Straße zu finden. Dann stand er vor dem Apartmenthaus, was ihm nicht besonders behagte. An Ina Gumors Tür klingelte er lange. Niemand öffnete. Aber links davon. Eine Frau in mittleren Jahren streckte den Kopf durch den Türspalt.
    Fleming erfuhr, was er wissen wollte.
    Vor gut zwei Stunden hatte eine sehr elegante, junge Frau ebenfalls versucht, Ina Gumor zu sprechen.
    Diese elegante Dame konnte nur Nicole gewesen sein.
    Dann traf es Bill wie ein Faustschlag.
    Auf der Straße zusammengebrochen? Im Wagen eines Notarztes abtransportiert worden?
    Fleming vergaß sogar, sich zu bedanken, raste die Treppenstufen hinunter, warf sich hinter das Steuer und startete. Das nächste Krankenhaus lag drei Ecken weiter. Befand Nicole sich darin nicht, wollte er von dort aus telefonisch seine Suche nach ihr betreiben.
    Aber - Nicole bewußtlos auf der Straße zusammengebrochen?
    Der machte doch die größte Hitze nichts aus. Darum kam ein Sonnenstich nicht in Frage. Ampel und rot!
    Stoppen!
    Grün kam, und Bill Fleming fuhr an, bog nach links ab und sah vor dem strahlenden Grün des kleinen Parks auf der linken Seite das Krankenhaus liegen.
    Was ist denn mit mir los?
    Was ist mit meinen Augen los?
    Zwei Fragen auf einmal.
    Alle senkrechten Linien der Häuser und Bäume waren nicht mehr konstant, schwangen sich nach rechts und links. Zwischen den Häuserlücken schossen nachtschwarze Schwaden heraus und verschlangen alles.
    Von einem Augenblick zum anderen fraß die unheimliche Finsternis die ganze Straße auf.
    Bill Fleming fuhr mit seinem Alfa in dieses dunkle Loch hinein.
    Er hörte sich noch aufschreien.
    Dann war alles vorbei…
    ***
    Der Primär der Unfallstation blieb am Bett der unbekannten Bewußtlosen wie angewurzelt stehen, riß sich im nächsten Moment herum und schnauzte die ihn begleitenden Assistenzärzte an: »Sieht denn keiner, was mit dieser Frau los ist? Das ist kein Fall für meine Station. Die gehört in die Hände von Psychiatern.

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