0091 - Lucifers Bücher
Metall splitterten, knirschten und schrien, und Zamorra fühlte unsichtbare Glutwellen durch die zerfetzte Windschutzscheibe in den Wagen dringen.
Das Amulett auf seiner Brust drohte, ihn zu verbrennen!
Die Finsternis der Tiefe hatte am hellichten Tag mitten in Florenz zugeschlagen!
Der Parapsychologe versuchte, an sein glühendes Amulett unter dem Oberhemd zu kommen, aber vom Aufprall gelähmt, konnte er nicht einmal seine Finger bewegen.
Die teuflischen Hitzewellen krochen aus allen Richtungen heran und versuchten, ihn zu verbrennen. Das magische Schutzfeld um ihn herum, vom Amulett geschaffen, drohte zusammenzubrechen. Zamorra war sich klar, daß er in wenigen Sekunden verloren und ein Opfer der Dämonen werden würde, wenn es ihm nicht gelang, an seinen Zauberschutz zu kommen, um ihn diesen tückischen Gewalten entgegenzuhalten.
Da hörte er, wie die Seitenscheiben seines Wagens unter den höllischen Hitzewellen zersprangen.
Sie brüllten auf und stürzten sich wie ein Raubtier über ihn. Verzweifelt schnappte er nach Luft und sog nur mörderische Gluten in die Lungen. Formlose Schatten spie sein gemartertes Gehirn aus. Teufelspranken mit Raubtierkrallen griffen nach ihm und seinem Verstand. Er sah seinen Alfa schräg auf dem Bürgersteig stehen. Er sah die Hauswand des Palazzos, gegen das er mit seinem Untersatz geprallt war.
Er sah, wie sich alles auflöste, und dann gab es für ihn, Professor Zamorra, nichts mehr.
Im Vergehen dachte er an Domdonar, aber er besaß keine Kraft mehr, ihn zu verfluchen.
Als er hinter dem zerbrochenen Lenkrad zusammenfiel, bog ein Streifenwagen der Polizia stradale von rechts kommend in die Via dell'Aretino ein…
***
Die Stadtpolizei von Firenze hatte ihren Fahrzeugpark schlicht mit dem Wort »Polizia« beschriftet.
In Wagen »Arno-8« meldete sich das Funktelefon. Der Carabiniere Sosti hob ab, meldete sich.
»Ein Streifenwagen der Straßenpolizei in der Via dell'Aretino? Was tut der denn in der Stadt?«
Der Beamte in der Funkzentrale fauchte ihn drahtlos an. Er solle Kurs auf die Via dell'Aretino nehmen.
»Arno-8« nahm Kurs und kam an.
Von der Besatzung des Streifenwagens der Polizia stradale war weit und breit keine Spur zu sehen und ebensowenig von dem Fahrer, der seinen flotten Alfa gegen die Hauswand eines alten Palazzos gedonnert hatte.
Zwei ältere Frauen, weit in die siebzig, meldeten sich als einzige Zeugen.
Sie wollten gesehen haben, wie aus dem Streifenwagen zwei Brigadieri gesprungen seien und auf den verunglückten Wagen zugelaufen wären. Ja, und dann - dann wären sie plötzlich nicht mehr zu sehen gewesen.
Carabiniere Sosti wurde unfein und fauchte die beiden Mütterchen an: »Wollen Sie mir vielleicht erzählen, die Brigadieri hätten sich in Luft aufgelöst?«
Da sagte die eine verschüchtert: »Genauso sah es aus, Signore carabiniere.«
Sosti holte tief Luft. »Wie genau sah es aus, Nonna?«
Die eine sah die andere an, dann faßte sich die jüngere ein Herz und erwiderte so leise, daß der Polizeibeamte sie kaum verstehen konnte: »Beide Brigadieri liefen auf den Wagen vor der Wand zu. Der eine rechts und der andere an der linken Seite, und der Brigadiere, der den Stradale-Wagen gefahren hatte, der schrie auf einmal, als er dicht bei dem anderen Auto war: ›Himmel, da liegt ja ein Mann drin!‹ Der andere trat näher, nickte noch und dann… ja, und dann…«
»Was, und dann, Nonna?«
Die alte Frau ließ es sich gefallen, Großmutter genannt zu werden, obwohl sie keine Enkel hatte.
»Dann flimmerte es um die beiden Brigadieri herum. Ich meine, es ist plötzlich ringsherum so eigenartig heiß geworden, und dann waren sie verschwunden. Einfach so. Einfach nicht mehr da. Und im Wagen lag auch kein Mann. Der war leer. Ich hab' doch nachgesehen. Und dann erst kamen all die anderen hier. Außer uns hat keiner was gesehen…«
Sosti machte wortlos auf der Stelle kehrt und sagte zu seinem Kollegen: »Die beiden alten Weiber spinnen. Die wollen gesehen haben, wie unsere Kumpels von der Straßenpolizei sich in Luft aufgelöst haben. Idiotisch. Wenn wir das durchgeben, schickt man dich und mich zu den Aposteln.«
»Und was sollen und wollen wir nun melden, Sosti?«
Der kratzte sich den Kopf. »Hast du keinen Vorschlag? Ach, merda! Ich gebe durch, daß wir keine Spur von der Wagenbesatzung und dem Alfa-Fahrer fänden. Wahrscheinlich lägen alle drei schon auf einer Trage und wären unterwegs zu einem Krankenhaus.«
Damit war der andere nicht
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