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0091 - Satans Schloß

0091 - Satans Schloß

Titel: 0091 - Satans Schloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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»Geh nach Hause und schlaf deinen Rausch aus! Außer dem Comte und mir ist niemand im Schloß!«
    Er schlug die Klappe zu, und diesmal rührte sich nichts mehr im Schloß, als Pierre bis zur völligen Erschöpfung den Klingelzug betätigte.
    Das rote Leuchten verschwand, und in dem jungen Mann breitete sich dumpfe Hoffnungslosigkeit aus. Er war bereits überzeugt, daß er Michelle nicht wiedersehen würde.
    Die Geister von Château Brouillard hatten sie geholt, und die Geister gaben keines ihrer Opfer her.
    Zumindest nicht lebend!
    ***
    »Die Loire-Schlösser habe ich eigentlich anders in Erinnerung«, murmelte Jane Collins, die sich neben mir im Sitz des Bentley räkelte. »Lieblicher, irgendwie freundlicher, nicht so kalt und abweisend.«
    Ich warf einen Blick durch die Windschutzscheibe. Jane, die hübscheste Privatdetektivin der Welt mit goldblonden Haaren, hatte wieder einmal recht. Mein silbergrauer Bentley rollte auf einer schmalen, gewundenen Straße durch einen düsteren, fast schwarzen Wald. Die alten Bäume standen zu beiden Seiten der Fahrbahn wie eine undurchdringliche Mauer.
    Über allem thronte auf einem schroffen Felsen eine Burg, die wenig mit den prunkvollen Loire-Schlössern gemeinsam hatte. Trotzdem befanden sich Jane und ich im Loire-Tal in Frankreich, und zwar im hochoffiziellen Auftrag von Scotland Yard. Ich, Oberinspektor John Sinclair, wurde von meiner Dienststelle sozusagen an die französische Polizei ausgeliehen.
    »Darling«, sagte ich zu Jane und streifte ihr besorgtes Gesicht mit einem schnellen Seitenblick. »Wir sind zu einem Geisterschloß und nicht zu einer Touristenattraktion unterwegs.«
    »Erst mal abwarten, was an der Geschichte dran ist«, meinte Jane.
    »Vorläufig wissen wir nur, daß vor einer Woche ein junges Mädchen aus dieser Gegend verschwunden ist. Und daß ihr Freund behauptet, sie wäre von dämonischen Gestalten nach Château Brouillard verschleppt worden. Weißt du übrigens, daß ›brouillard‹ Nebel heißt?«
    »Wie passend«, antwortete ich. Das Schloß hoch oben auf dem Felsen wirkte schon durch seine grauen Steinmauern unheimlich und abweisend. Noch dazu zogen Nebelschlieren um das Bauwerk aus dem vierzehnten Jahrhundert. Es ging zwar schon auf den Abend zu, doch der Augustabend war warm. Nebel durfte es trotz des dichten Waldes eigentlich gar nicht geben.
    »Da vorne liegt Nouvatelle.« Jane deutete durch die Windschutzscheibe. Wir rollten soeben einen Hang hinunter. Vor uns lag eine Kleinstadt, die im Gegensatz zu dem Château freundlich und anziehend wirkte. »Wo Suko nur bleibt?«
    Ich warf einen Blick in den Rückspiegel, doch mein chinesischer Freund auf seiner Harley war noch nicht zu sehen. »Du weißt doch, daß er seinen Feuerstuhl richtig ausfahren und genießen möchte«, meinte ich beruhigend. »Deshalb haben wir vereinbart, daß wir nicht aneinander kleben. Er wird schon kommen.«
    Suko war ein leidenschaftlicher und ausgezeichneter Motorradfahrer. Ihm stieß nicht so leicht etwas zu. Es gab wirklich keinen Grund, sich um meinen Freund zu sorgen.
    In dem kleinen Gendarmerieposten von Nouvatelle lernten wir Sergeant Frambon kennen, einen vierzigjährigen Mann mit einem schwarzen Schnurrbart, dessen Spitzen das Kinn berührten.
    »Nichts Neues im Fall Michelle Larane«, sagte er, nachdem wir uns vorgestellt hatten. Dabei verschlang er Jane mit feurigen Blicken. Auch die übrigen Gendarmen starrten meine Begleiterin an. Ich konnte es ihnen nicht verdenken. »Monsieur Sinclair, wir vermuten, daß die beiden jungen Leute Streit hatten und daß Michelle weglief. Vielleicht hat sie Pierre Arambon auch sitzen lassen und ist mit einem anderen losgezogen. Sie kennen doch diese jungen Leute von heute.«
    »Eigentlich zähle ich mich auch noch zu den jungen Leuten«, bemerkte Jane lächelnd.
    Der Sergeant lief rot an. »Pardon, Mademoiselle, ich meinte… ich wollte sagen…«
    »Schon gut«, sagte ich grinsend. »Jedenfalls sind wir hier, um die Geschichte zu untersuchen. Wie kamen Sie eigentlich auf mich?«
    Sergeant Frambon riß sich zusammen. Jane lenkte ihn sichtlich ab. »Das war die Idee des Grafen, Monsieur l’Inspecteur! Der Comte de Brouillard kannte Ihren Namen und wußte, daß Sie… daß Sie sich mit solchen Dingen beschäftigen.«
    Es war klar, daß der Sergeant nicht an Schwarze Magie, Dämonen und Sendboten der Hölle glaubte, doch das störte mich nicht.
    »Im Yard hat man mir gesagt, daß wir auf dem Schloß wohnen werden«, sagte ich,

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