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0093 - Vlado - der Schreckliche

0093 - Vlado - der Schreckliche

Titel: 0093 - Vlado - der Schreckliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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früher einmal kennen gelernt. Nicole berührte das alles nicht mehr. Sie stand still und wartete. Wartete worauf?
    »Darf ich sie alle töten, Fürst?«, hatte dieser verwachsene Gnom im Burghof gefragt.
    Der Saal füllte sich. Die Gestalten und Schemen, die oben schattengleich herumgehuscht waren, nahmen an den Längsseiten der Tafel Platz. Wässrige Augen starrten zu ihnen herüber. Aus verzerrten Mündern rann Geifer.
    Neben den Thronsessel wurden zwei weitere Schemel gerückt. Dann klang irgendwo Musik auf. Zimbeln und Luren. Ein Singsang, wie auf einem Sägeblatt gestrichen. Eine Fanfare trompetete verweht von irgendwo, tief unten im Berg antwortete ein Echo.
    Endlich zeigte sich Fürst Vlado wieder. In einigem Abstand folgten ihm die Rotblonde und die Dunkelhaarige mit gravitätischen Schritten.
    Nicole fing kurze, misstrauische Blicke auf. Vlado nahm Platz, und die Dämonenweiber setzten sich neben ihn. Gebieterisch hob der Todesfürst die Hand. Zimbeln, Luren und Fanfaren verstummten.
    Plötzlich bemerkte Nicole, dass das Gefühl in ihren Körper zurückkehrte. Sie spürte, dass die Luft alt und muffig roch, dass es kalt und feucht war, dass ihre Füße schon halb erfroren sein mussten. Sie roch ihren eigenen Schweiß und den Tran der rußenden Kerzen.
    Und über allem lagerte der Geruch von Moder.
    Ein Schrei drängte sich ihr in die Kehle, doch er fand den befreienden Ausgang nicht. Nicole war erfüllt von würgendem Ekel. Das Grauen fiel über sie her wie ein wildes Tier, sobald sie wieder eigene Gedanken denken konnte.
    Ihr Mund war immer noch geöffnet, als der Leichenfürst sie zu sich winkte. Nicole blieb versteinert stehen. Nicht einen Zentimeter wollte sie sich dieser grässlichen Gestalt freiwillig nähern. Da spürte sie den Zwang wieder. Es trieb sie vorwärts. Ihre Füße setzten sich von alleine in Marsch, blieben vor dem Ghul stehen.
    Vlado verzog sein Gesicht zu einer widerwärtigen Fratze. Nicole erkannte, dass er wohl lächeln wollte. Doch für ein Lächeln war dieser zungenlose Mund mit den monströsen Kauwerkzeugen nicht geeignet. Die Fratze verstärkte Nicoles Angst noch, jagte ihr das Blut noch schneller durch die Adern. Ihr Puls raste wie Regentropfen, die auf ein Blechdach prasseln. Sie bekam kaum mehr Luft. Ihre Brust hob und senkte sich in hektischer Folge.
    »Mademoiselle«, sagte Vlado da. »Sie brauchen keine Angst vor mir zu haben. Mit Ihnen habe ich etwas Besonderes vor. Sie sind sehr schön. Ich werde Sie zu einer der unsrigen machen.«
    Endlich löste sich der Schrei aus Nicoles Kehle. Sie fühlte sich nicht besser danach. Er klang überlaut in ihren Ohren, brach sich gellend an den kahlen Wänden des unterirdischen Thronsaals, Festsaals oder welcher Bestimmung dieser Raum auch immer dienen mochte.
    Vlado streckte seine Krallenhand nach ihr aus. Nicole hatte keinen Atem mehr zum Schreien. Nur befürchtete sie, dass ihr Herz jeden Augenblick zu schlagen aufhören würde. Der Rhythmus stolperte bereits. Ein Vorhofflimmern, wie es einem Infarkt vorausgehen kann.
    Doch Nicoles Gesundheit erwies sich als ungeheuer robust. Sie ertrug auch noch die Berührung. Irgendwann lässt sich Grauen nicht mehr potenzieren. Genauso wenig wie Schmerz. Es wird die höchste Stufe erreicht, und dann folgt nur mehr Lethargie. So erging es Nicole. Eine unnatürliche Ruhe breitete sich in ihr aus. Sie hatte mit ihrem Leben abgeschlossen. Aus. Finitum. Der Tod hatte mit einem Male keine Schrecken mehr für sie. Egal, in welcher Gestalt er auf sie zukommen würde.
    Nicole ließ die Berührung über sich ergehen. Sie ließ es auch zu, dass der Dämonenfürst aufstand und sie aus ihrem Mantel schälte.
    »Sie sind wirklich außerordentlich hübsch, Mademoiselle«, sagte er bewundernd, während er sie befingerte wie eine Hausfrau, die auf dem Markt einen Kohlkopf kaufen und auf seine Festigkeit prüfen will. »Ganz ausgezeichnet, Mademoiselle. Wirklich. Sie müssen wissen, dass sich schon seit Jahrhunderten kein weibliches Wesen mehr in meinen Einflussbereich verirrt hat. Um so größer ist meine Freude. Nehmen Sie Platz an meiner Seite. Mita! Sura! Verschwindet!«
    Die beiden Dämonenweiber kreischten auf, schrien aufgebracht und erbost durcheinander. Sie machten Anstalten, sich auf Nicole zu stürzen.
    Der Todesfürst war schneller. Er sprang auf und griff mit beiden Händen in die wildflattemden Mähnen der beiden Frauen, zerrte sie daran zurück und versetzte ihnen harte Schläge ins Gesicht und an

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