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0094 - Das Grauen lauert in Soho

0094 - Das Grauen lauert in Soho

Titel: 0094 - Das Grauen lauert in Soho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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Was sollen die beiden anderen Männer hier?«
    »Ich bin kein Krösus«, antwortete Marner schnell. »Woher sollte ich innerhalb einer Woche tausend Pfund auftreiben? Wir haben eben zusammengelegt. Smitty und Jerry sind meine Partner. Ich habe sie beteiligt. Aber willst du nicht endlich Licht machen? Unsere Zeigefinger werden bereits nervös.«
    »Ihr braucht keine primitiven Schußwaffen mehr«, meinte Kurulu aus der Dunkelheit. »Außerdem macht es mir nichts aus, wenn ihr zu dritt seid. Ich schließe nur noch hinter euch ab. Dann mache ich Licht.«
    »Du willst wohl nicht, daß dir die Geister abhauen«, wagte Marner einen dummen Scherz. Der Malaye antwortete nicht. Er schloß die Tür wieder, ohne daß die Männer bemerkt hätten, daß eine Hand sie berührte.
    Dieses Phänomen schreckte die Männer nicht weiter. Es konnte elektrotechnische Ursachen haben.
    Dann wurde es vor ihnen heller. Allmählich nur. Wie im Kino, wenn die Vorstellung zu Ende ist und die Zuschauer aufstehen, um den Saal zu verlassen. Doch es war kein warmes Licht, das ihnen entgegenschimmerte. Zwar war es gelblich, doch deutlich zeigte sich ein grüner Schimmer.
    Hark Marner war einmal in Madam Toussauds Wachsfiguren-Kabinett gewesen. Dort hatten sie ein ähnliches Licht installiert. Und zwar in jenen Kammern, in denen Henker und Massenmörder ausgestellt waren.
    Undeutlich zeichnete sich die Gestalt des Malayen in einem grünlichen Rechteck ab. In der Hafenkaschemme war Marner der Mann größer und wuchtiger vorgekommen. Er schien in der Zwischenzeit geschrumpft zu sein.
    Hark Marner behielt diese Beobachtung bei sich, um seine Freunde nicht noch mehr zu verunsichern. Sie waren nervös. Er konnte Jerry Winters Schweiß riechen, als er neben ihn trat.
    »Kommen Sie, meine Herren«, lockte der Kanake freundlich und winkte mit beiden Armen. Die drei Männer folgten der Aufforderung. Ganz geheuer war ihnen dabei nicht. Aber schließlich ist es auch ein Unterschied, ob man sich im Warenhaus eine Tube Zahnpasta kaufen will oder einen Dämon in Soho.
    Kurulu ließ sie an sich vorbei. Wieder schimmerten seine Zähne in diesem unnatürlichen Weiß, das Hark Marner schon bei ihrem ersten Zusammentreffen aufgefallen war. Die Gebisse von Jerry und Smitty waren jedenfalls kaum auszumachen, wie Marner sich mit einem schnellen Seitenblick vergewisserte.
    Er wollte weitergehen, doch mit einem Male meinte er, bis zu den Knien in einem zähen Brei zu stehen, der schmatzend an ihm saugte und ihn nicht vorwärtskommen ließ.
    »Das ist nichts«, meinte der Kanake betont gleichgültig. »Nur eine Art Zauberschranke. Hier darf nur durch, wen ich einlasse. Und es kann gegen meinen Willen auch niemand mehr hinaus. Meine Geschäfte verlangen einige Absicherungen. Der Handel mit nichtstofflichen Existenzen unterliegt seinen eigenen Gesetzen. Sicher haben die Herren Verständnis dafür.«
    Hark Marner kämpfte sich weiter. Hinter ihm fluchten Smitty und Jerry. Sie mußten diese komische Schranke ebenso überwinden.
    Danach konnten die Männer frei ausschreiten. Sie erreichten den Raum, aus dem es ihnen so grünlich-gelb entgegenstrahlte. Als Hark Marner auf der Schwelle stehenblieb, prallten die Männer aufeinander.
    Der Führer der drei hatte mal Bilder gesehen, auf denen das Innere asiatischer Tempel abgebildet war. Ein wenig erinnerte dieser Anblick an jene Fotos, und doch war alles ganz anders. Nur dieses »wie anders« konnte Hark Marner nicht beschreiben.
    Der Raum vor ihm schien nach oben spitzgiebelig zu verlaufen, obwohl die baulichen Gegebenheiten eines heruntergekommenen Backsteinhauses das gar nicht zuließen. Klamme Kälte wie aus einer Gruft schlug ihm entgegen. Eine Gänsehaut rieselte über Arme und Rücken. Sein Herz schlug heftiger, und ihm war, als würde sich um seinen Hals eine unsichtbare glitschige Schlange winden. Das Atmen fiel ihm schwer. Lag das an der abgestandenen Luft, die nach Staub, nach Erde und ein wenig auch nach Verwesung roch?
    Mit den Gegenständen, die im Raum lagerten, konnte Hark Marner jedenfalls nichts anfangen, weil er ähnliches noch nie gesehen hatte.
    Von der Decke hingen phosphoreszierende Wurzeln verschiedener Größe, die verzweifelt an zusammengeschrumpfte menschliche Körper erinnerten. Mit Augen, Mund und Nase, einem Gesichtsausdruck, als würden sie höchste Qualen erdulden. Schreine und Schränke standen aneinandergereiht an einer Wand. Manche waren einfache Holzkästen, andere sahen ungeheuer wertvoll

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