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0094 - Das Grauen lauert in Soho

0094 - Das Grauen lauert in Soho

Titel: 0094 - Das Grauen lauert in Soho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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muskulöse und dennoch zartgliedrige Hand auf die von Marner. Der Gauner aus Soho ließ es geschehen. Die Berührung war nicht unangenehm. Er fühlte ein warmes Vibrieren, einen Strom, der von der Hand dieses »Wilden« auf ihn überzufließen schien. Plötzlich waren ihm all die anderen Männer in der Kneipe egal. Er achtete nicht mehr auf sie. Seine Neugier darauf, was der Kanake ihm sagen wollte, stieg.
    »Du siehst aus wie einer, der weiß was er will«, meinte Kurulu und entblößte wieder sein makelloses Gebiß. Seine Zähne schimmerten wie Perlmutt, obwohl es düster in der Kaschemme war.
    Marner regte sich nicht. Er stritt die Feststellung Kurulus auch nicht ab. Er war schon ein seltsamer Kauz, dieser Fremde. So einem Mann war Hark Marner noch nie begegnet, und er hatte beim Teufel schon in eine Unmenge von Visagen geschaut.
    »Ich habe etwas für dich«, fuhr Kurulu mit gesenkter Stimme fort. »Es wird dich unsagbar reich machen…«
    Er sah Marner lauernd an dabei. Dem Londoner Ganoven wurde es ungemütlich unter diesem forschenden Blick. Wenn dieses angenehme Prickeln auf seiner Haut nicht gewesen, er wäre jetzt aufgestanden und fortgelaufen.
    »Stoff?« fragte er desinteressiert. »Ich bin kein Dealer. Mit Drogen will ich nichts zu tun haben, ’s ist ein dreckiges Geschäft. Ein anständiger Gauner läßt die Finger davon.«
    »Wer spricht von Rauschgift?« meinte Kurulu. »Ich habe etwas viel Besseres.« Er legte eine kurze Kunstpause ein, um die Spannung noch zu steigern. Dann beugte er sich weit über den Tisch zum Weißen hinüber. Seine Stimme war nur mehr ein gehauchtes Raunen.
    »Ich handle mit Geistern und Dämonen…«
    Hark Marner wollte laut auflachen, doch der Befehl seines Gehirns drang nicht bis zu seinen Stimmbändern. Das Lachen blieb ihm in der Kehle stecken. Der Unterkiefer blieb nach unten geklappt, und Hark Marner brachte nicht einen einzigen Ton heraus. Irgend ein Gefühl ganz tief in seinem Inneren sagte ihm, daß dieser Kanake keinen Unsinn quasselte.
    »Du kennst doch die Geschichte mit dem Geist in der Flasche!« fuhr Kurulu eindringlich fort. »Jeder Seemann kennt sie. Du warst doch auch mal einer, nicht wahr?«
    »Märchen!« knurrte Hark Marner endlich. »Das sind doch alles Märchen. Erfundene Geschichten, Seemannsgarn.«
    »Sicher«, räumte der braunhäutige Mann ein. »Aber schon viele Geschichten galten als erfunden, bis sich später herausstellte, daß doch etwas Wahres an ihnen war. Mit meinem Handel ist es ebenso. Ich verkaufe Dämonen und Macht und Reichtum.«
    »Du bist ein verdammter Kanake und ein noch verdammterer Betrüger«, brauste Hark Marner da auf. Die anderen Gäste in der Hafenkneipe wurden schon aufmerksam. Rasch zog Marner seine Hand unter der Kurulus hervor.
    »Ich beweise dir das Gegenteil«, behauptete Kurulu ruhig. »Bring tausend Pfund mit, und wir treffen uns in einer Woche.«
    Dann nannte der Mann noch den Treffpunkt, vor dem sie jetzt standen. Smitty und Jerry hatten Hark Marner natürlich für total verrückt erklärt, als er ihnen von Kurulu und seinem »Geschäft« erzählt hatte. Doch dann war es Jerry und Smitty genauso ergangen wie ihm auch: Sie waren neugierig geworden.
    Und deshalb standen sie jetzt vor einer schmalen Treppe, die offenbar in das Souterrain eines Hauses im verschwiegensten Teil Sohos führte.
    ***
    Hark Marner zögerte noch einen Augenblick, bevor er seinen Fuß auf den ersten Treppenabsatz setzte. Natürlich hatten sie darüber gesprochen, daß sie in eine Falle gelockt werden könnten.
    Doch der Kerl konnte schließlich nicht wissen, ob sie auch wirklich das Geld bei sich hatten, und zweitens waren sie alle drei bewaffnet. Sie würden ihm Saures geben, wenn er sie aufs Kreuz legen wollte. Jeder einzelne der drei Hafengauner konnte sehr gut auf sich aufpassen, wenn es darauf ankam.
    Marner wagte auch die nächsten Schritte. Er wollte gegen die windschief in den Angeln hängende Tür klopfen, doch er kam nicht mehr dazu. Sie schwang von selbst auf. Lautlos. Keine Menschenseele war zu sehen.
    Marner wunderte sich nicht mehr. Er weigerte sich einfach. Es war eben doch etwas dran an diesem Handel. In den letzten Stunden war er sich in diesem Punkt immer sicherer geworden.
    »Hier bin ich«, sagte die Stimme des Mannes aus der Südsee aus der Dunkelheit. Hark Marner zuckte zusammen, als eine warme Hand ihn berührte. Er erkannte Kurulus Hand wieder. »Aber du bist nicht allein, Hark Marner. Das ist gegen unsere Abmachungen.

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