Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0094 - Das Grauen lauert in Soho

0094 - Das Grauen lauert in Soho

Titel: 0094 - Das Grauen lauert in Soho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
Vom Netzwerk:
Raum machte, zum Herrscher über Leben und Tod…
    Marner wußte nicht mehr, wie lange er die Schatulle so an seine Stirn gepreßt hielt. Wie ein Ertrinkender, der sich an einen vorübertreibenden Baumstamm klammert. Doch als er es endlich absetzte, sagte er:
    »Los, Smitty! Worauf wartest du noch? Bezahle!«
    Das war ein Befehl, der keinen Widerspruch duldete. Hark Marner hatte sich in diesen wenigen Sekunden von Grund auf geändert.
    Er war vom Ungeist besessen…
    ***
    Zwei Tage später berichteten sämtliche Zeitungen von einem mysteriösen Banküberfall. Obwohl sich in der Chelsea-Filiale der Barrel-Trust-Bank um die zehn Kunden und fast ebensoviele Angestellte aufgehalten hatten, gelang es bisher unbekannten Räubern, etwas mehr als 100 000 Pfund Sterling zu erbeuten.
    Mysteriös war der Überfall vor allem deshalb, weil die Zeugen ausnahmslos aussagten, sämtliche Kassenschränke wären plötzlich leer gewesen. Nicht eine einzige größere Banknote wurde nachher noch aufgefunden.
    Mrs. Deborah Kerr, die gerade ihre Rente vom Konto abgehoben hatte und eben am Bankschalter bedient wurde, sagte aus, das Geld wäre ihr von einer zur anderen Sekunde aus der Hand verschwunden, als hätte es sich in Nichts aufgelöst.
    Doch so immens kurze Zeit konnte der Überfall wohl nicht gedauert haben. Miß Judy Pembroke, ein Bankkaufmannslehrling, schwor Stein auf Bein, sie hätte gesehen, wie der Minutenzeiger der elektrischen Normaluhr plötzlich um volle dreizehn Minuten vorwärtsgesprungen sei, Auch einige andere Zeugen bestätigten in ihren Verhören, mit ihren Armbanduhren sei Seltsames passiert.
    Es kristallisierte sich als Ergebnis der kriminalpolizeilichen Ermittlungen heraus, die Bankbesucher und die Angestellten hätten eine Gedächtnislücke, die genau jene dreizehn Minuten umfaßte. Alles, was sich in dieser Zeitspanne ereignete, war in ihren Erinnerungen wie ausradiert.
    Reporter und Kolumnisten stellten die waghalsigsten Vermutungen an, denen nur eines gemeinsam war: Sie zielten samt und sonders weit an der Wahrheit vorbei.
    Den Beamten von Scotland Yard, die den Fall zu bearbeiten hatten, wuchsen innerhalb weniger Stunden graue Haare.
    ***
    Die Fenster im Erdgeschoß von Glenmore Castle waren hell erleuchtet. Auf den Wegen zum Schloß waren eine Unzahl von Autos abgestellt. Niemand aus der Londoner Gesellschaft ließ es sich entgehen, wenn Norna de Brainville zu einem Ball rief. Ihre Feste hatten es stets in sich.
    Das heutige stand unter dem Motto »Makaber-Total«.
    Durch Hallen und Salons bewegten sich Schlangenmenschen, Monster, Vampire und Werwölfe. Der Phantasie jedes einzelnen waren keinerlei Grenzen gesetzt; Es paßte ganz zur Herrin von Gienmore Castle, daß sie mitten im Jahr zu einem Maskenfest geladen hatte.
    Professor Zamorra hatte sich ebenso wie Nicole Duval in einen giftgrünen Seidenmantel gehüllt und ihre Augen hinter Masken derselben Farbe verborgen. Ihre Gesichter waren so geschminkt, daß ihre Köpfe auf einige Entfernung als Totenschädel gelten konnten.
    Zamorra hatte sich die Einladung aus einem ganz bestimmten Grund beschafft. Das Gerücht, Norna de Brainville wäre eine Hexe, war unausrottbar. Der Professor aus dem Tal der Loire wollte diesem Gerücht nachgehen. Als führender Parapsychologe der westlichen Hemisphäre war er dazu in der Lage. Bediente sich die Frau unsauberer magischer Praktiken, dann würde er das herausbekommen.
    Noch hatte niemand die Schloßherrin zu Gesicht bekommen. Punkt 21 Uhr rollten als Malayen zurechtgemachte Diener einen Käfig herein. Erschrocken wichen die Gäste zur Seite, als sich penetranter Raubtiergeruch ausbreitete und die riesige Tigerin im Käfig wütend zu fauchen begann.
    Ein herrliches Tier, ein Urbild wilder Kraft, lief geduckt im engen Käfig hin und her, schwang drohend mächtige Pranken und zeigte fürchterliche Reißzähne, die wie Elfenbein schimmerten.
    Bernsteingelb glitzernde Augen schienen jeden im Saal zu fixieren.
    Sie hatten einen fast menschlichen Ausdruck in sich. Diese Augen erinnerten an irgend etwas. Und wer Norna de Brainville näher kannte, erschrak bis ins Mark.
    Denn er hätte schwören mögen, daß ihre Augen es waren, die aus diesem Tierschädel heraustarrten. Sie schienen amüsiert zu funkeln. Trotz der wütenden Gebärden, die der Tiger zeigte.
    Aus den angrenzenden Salons strömten auch noch die letzten Gäste in den Festsaal. Niemand wollte sich das Schauspiel entgehen lassen.
    Norna de Brainville galt als

Weitere Kostenlose Bücher