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0094 - Das Grauen lauert in Soho

0094 - Das Grauen lauert in Soho

Titel: 0094 - Das Grauen lauert in Soho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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Londoner Hafen. Er wußte nur sehr wenig von Sustras Fähigkeiten. Aber er ahnte auch, daß das Amulett ihm nichts mehr nützen würde, wenn Sustra erst wieder im Vollbesitz all seiner magischen Kräfte war.
    Hoffentlich kam er nicht schon zu spät.
    Zamorra atmete noch einmal tief durch. Er war zum Äußersten entschlossen.
    ***
    Mit hoch über den Kopf erhobenen Armen stand Kurulu vor Sustras Standbild, das in Kürze wieder zu leben beginnen würde.
    Wieder Erwarten hatte Hark Marner kein Mädchen oder eine Frau in seiner Gefolgschaft gehabt. Kurulu konnte nichts mehr daran ändern. Es war schon zu spät, die Zeremonie nochmals abzubrechen. Zu lange hatte er diesem Augenblick entgegengefiebert.
    Vielleicht ist es ganz gut, überlegte er, wenn Sustra nicht all seine Macht zurückerhält.
    Und er wußte nicht dabei, daß er damit ganz der Tradition der alten Khmer folgte, die den Dämon immer nur für ihre Zwecke eingespannt hatten. Die ihn für sie morden, brandschatzen, rauben und entführen ließen.
    Auf riesigen Kandelabern brannten schwarze Kerzen, beleuchteten weich die makabre Szenerie. So ähnlich mußte es auch in den Leichenhäusern der Pharaonenreiche ausgesehen haben; in jenen Kammern, in denen Mumienmacher die Hüllen der ihnen an vertrauten Verstorbenen so präparierten, daß sie in ihren Sarkophagen und Grüften die Zeiten überdauerten.
    Die Gerätschaften lagen bereit. Kurulu griff nach einem Schädelbohrer und musterte nochmals die Schalen mit den eingeritzten Symbolen, die die Gehirne der neun lebenden Leichen aufnehmen sollten. Dahinter dann eine Bank, über die der Dämonenknecht ein rotes Tuch mit reicher Ornamentik gelegt hatte.
    Die Opferbank.
    Kurulu war zufrieden. Er hatte bereits die Formeln gesprochen, die gesagt werden mußten, um den letzten Teil dieses Reinkarnationsritus einzuleiten.
    Er ließ einen letzten Blick über die neun Männer schweifen. Bis auf Hark Marners Gesicht waren ihre Mienen leer und ausdruckslos. Da war kein Glanz mehr in ihren Augen. Die Männer standen wächsern bleich wie Figuren in einem Kabinett.
    Kurulu zeigte mit dem Schädelbohrer auf Hark Marner. »Mach du den ersten«, sagte er, und seine Stimme hallte dumpf im hohen Kellerraum wider.
    Doch Hark Marner schüttelte nur den Kopf.
    »Es fehlt noch jemand. Ein Mädchen. Eine Frau. Ich kann noch nicht ganz zurück in meinen Körper.«
    Kurulu zog die aufgeworfenen Lippen breit.
    »Ich weiß«, meinte er. »Du wirst dich zwar wieder bewegen, aber mit deinem Körper diesen Raum nicht verlassen können. Vielleicht ein andermal. Ich kann nichts mehr rückgängig machen. Meine Nacht ist gekommen, Sustra. Du wirst mich zum mächtigsten Menschen dieser Welt machen. Zusammen werden wir ein Reich errichten, und nie wird es dir an Opfern fehlen.«
    Das wütende Heulen klang gleichzeitig aus Hark Marners Mund und der kreisförmigen Öffnung im Tropfenschädel der Statue, dessen großes Auge kleine Blitze wie Elmsfeuer versprühte.
    »Du kannst das nicht machen, Kurulu. Du verdankst mir dein Leben.«
    »… und du mir deine neue Existenz«, erwiderte der Kanake trocken. »Wäre ich im Dschungel nicht eingebrochen, würdest du jetzt noch vergessen in deinem Verlies herumstehen. Ohne Macht und ohne Einfluß.«
    »Später dann?« fragte Hark Marner und legte den Kopf etwas schräg. »Du bringst selbst ein Mädchen?«
    »Natürlich«, sagte Kurulu. »Später bringe ich auch noch ein Mädchen. Aber für heute ist es zu spät. Du weißt es, Sustra. Die Beschwörungsformeln, die unheiligen Mantras und Gebete — sie wirken nur wenige Stunden. Und die sind bald um. Wir müssen zusehen, daß wir vorankommen. Außerdem…« Er stockte… »ich spüre, daß wir schon wieder gestört werden sollen.«
    Auch Hark Marner zuckte zusammen. Über die übergroße Jadestatue irrlichterte ein grelles Gleißen.
    »Der Mann mit dem Amulett«, keuchte Hark Marner und fuhr gehetzt herum. Gleichzeitig zog er ein unterarmlanges Messer aus dem Hosenbund. Mit ihm hatte er vier seiner »Begleiter« hingemordet. »Ich kann nichts gegen ihn unternehmen. Noch nicht. Die Kraft dieses Amuletts vertreibt mich. Ich… Kurulu… Du mußt…«
    Kurulu hatte verstanden. Die Beschäftigung mit Sustra und seiner Geschichte hatte es mit sich gebracht, daß er sich intensiv mit dem Okkultismus und all seinen Erscheinungsformen beschäftigt hatte. In den Schriften, die er studiert hatte, war er auch auf das Amulett Leonardo de Montagnes gestoßen. Allerdings hatte er

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