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0095 - Die Höllenkutsche

0095 - Die Höllenkutsche

Titel: 0095 - Die Höllenkutsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Umkreis von sicherlich zwei Yards war das Eis längst nicht mehr so hart wie an den übrigen Stellen des Sees. Deshalb mußten wir aufgeben.
    Als es unter meinen Füßen knirschte, blieb ich stehen.
    Bill schlidderte heran und stoppte neben mir. Beide wußten wir, was wir zu tun hatten.
    Vorsichtig gingen wir auf die Knie und machten uns dann lang. Mit ausgebreiteten Armen und Beinen robbte ich etwas näher an das Loch heran.
    Abrupt verharrte ich auf der Stelle, denn meinen Augen bot sich ein schauriges Bild.
    Der Werwolf war durch den Auftrieb des Wasser hochgedrückt worden, bis dicht unter die Eisfläche. Da diese durchsichtig war, sahen wir ihn, wie er von einer geringen Strömung abgetrieben wurde.
    Die Bestie lebte noch. Sie schlug mit den Pranken unter die dicke Eisschicht, versuchte verzweifelt, sich zu befreien. Das Maul war weit aufgerissen, wir sahen die nadelspitzen Zähne, und Luftblasen perlten dem Eis entgegen.
    Dann sackte die Bestie ab. Das Fell hatte sich mit Wasser vollgesaugt.
    Es war vorbei.
    Zudem hatten unsere Silberkugeln seinem Leben ein Ende gesetzt.
    Wir rutschten wieder zurück und halfen uns gegenseitig beim Aufstehen.
    Bill schüttelte den Kopf. »Mann, das war ein Ding.«
    Ich atmete tief ein. »Ja, er ist tot«, sagte ich.
    »Bedauerst du das?« fragte Bill.
    »In etwa schon. Ich hätte ihn lieber unverletzt gehabt, um ihm Fragen stellen zu können. Vielleicht hätten wir das Rätsel der Höllenkutsche dann lösen können.«
    Wir mußten wieder zurück. Ebenso vorsichtig wie auf dem Hinweg traten wir auch den Rückzug an. Es war mehr ein Schliddern, aber wir erreichten unbeschadet den Schilfgürtel am Rand des Gewässers.
    Wieder mußten wir uns den Weg freibrechen. Schließlich hatten wir wieder festen, knochenhart gefrorenen Boden unter den Füßen und atmeten auf.
    »Wohin?« fragte Bill.
    »Zurück zum alten Bannister.«
    Wir gingen hin. Der Bentley parkte vor dem Haus. Er war von einer dicken Eisschicht bedeckt.
    Bill klopfte auf das Dach. »Hoffentlich springst du auch an«, meinte er.
    »Das tut er«, erwiderte ich überzeugt.
    Der alte Bannister stand in der Haustür und klapperte vor Kälte mit den Zähnen. Aus großen Augen schaute er uns entgegen. »Daß ich Sie noch einmal wiedersehe«, flüsterte er.
    »War doch klar – oder?« meinte Bill. »Werwölfe verspeisen wir normalerweise zum Frühstück.«
    Buck Bannister hob den Zeigefinger und bewegte ihn hin und her. »Sie sollten nicht spotten, Mister. Nein, das sollten Sie wirklich nicht. Mit den Mächten der Hölle ist nicht zu spaßen.«
    Das wußten wir längst.
    Wieder betraten wir das kleine windschiefe Haus, in das die Kälte durch alle Ritzen kroch. Wir nahmen auf den klobigen Stühlen Platz und baten auch den Alten, sich hinzusetzen.
    Er kam der Aufforderung nach.
    Bill sprach ihn an. »Sagen Sie mal, Mr. Bannister, haben Sie eigentlich nichts zu trinken im Haus?«
    Ohne auf die Frage einzugehen, wandte sich der Alte an mich. »Ist die Bestie tot?«
    Ich nickte. »Sie ist auf den See geflüchtet und dort in das Eis gebrochen.«
    Buck Bannister schlug hastig ein Kreuzzeichen. »Dann ist es gut. Nun bin ich zufrieden.«
    »Wir aber nicht«, sagte Bill und zog die Nase hoch. »Haben Sie wirklich keinen Schnaps. Wir bezahlen auch.«
    »Sir, Sie beleidigen mich. Auch wenn ich arm bin, meinen Gästen biete ich etwas an…«
    Bill Conolly lächelte. »Entschuldigen Sie. Es war nicht böse gemeint. Aber wir haben einiges hinter uns.«
    »Schon vergessen.« Der Alte stand auf und verließ den Raum.
    Wir zogen unsere Mäntel aus.
    Als Buck Bannister zurückkehrte, hielt er eine fast gefüllte Flasche mit einer wasserklaren Flüssigkeit in der rechten Hand und brachte auch drei Gläser mit. Um sie besser tragen zu können, hatte er sie sich kurzerhand über die Finger gestülpt.
    Er drehte die Hand um, und die Gläser standen auf dem Tisch. Die Flasche stellte er daneben.
    Ich zeigte darauf. »Was ist darin?«
    Der Alte lächelte pfiffig. »Lassen Sie sich überraschen, Gentlemen. Ein Selbstgebrannter. Er wird Ihnen schmecken.« Bannister zog den Korken aus der Öffnung und füllte die drei Gläser bis zum Rand.
    »Nicht so viel«, rief Bill.
    »Sie hatten doch den größten Durst.« Das zu sagen, konnte der Alte sich nicht verkneifen.
    Ich mußte grinsen.
    Wir griffen nach den Gläsern, prosteten uns zu und tranken.
    Ich war bei solch unbekannten Schnapssorten immer vorsichtig und nippte nur, während der Alte sich das Zeug

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