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01 - Botschaft aus Stein

01 - Botschaft aus Stein

Titel: 01 - Botschaft aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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nächststehenden Baum mehrere fast armdicke Äste ab. Abschätzend wog er den ersten in der Hand, dann warf er ihn nach vorn.
    Der Ast verfing sich in den Stauden und blieb in halber Höhe hängen. Tom wartete vergeblich darauf, dass er das Knacken wieder hörte.
    Mit aller Kraft schleuderte er zwei weitere Äste. Sie rissen Lücken in das Dickicht, lösten aber nichts aus. Wäre nicht die immer deutlicher werdende Säurespur gewesen, Ericson hätte sich mittlerweile vorgeworfen, übervorsichtig zu sein.
    Er griff nach dem letzten Aststück. Wie eine Lanze nahm er es in die linke Hand und stocherte damit zwischen die Stauden. Mit der Rechten führte er die Machete. Auf diese Weise kam er nur langsam voran, aber sein Ziel hatte er ohnehin erreicht.
    Unmöglich, auf Anhieb zu erkennen, was hier für eine Anlage gestanden hatte. Einige wenige Fragmente ließen keine Rückschlüsse zu. Vielleicht eine uralte Tempelanlage der frühen Tiu? Ein Observatorium der Maya, wie es auch in Chichén Itzá stand? Tom gewann immerhin den Eindruck, einen annähernd runden Grundriss zu erkennen.
    Als einziges Volk des amerikanischen Kontinents hatten die Maya ihre Himmelsbeobachtungen in steinernen Monumenten ebenso wie in ihren Bilderhandschriften festgehalten. Sie waren in der Lage gewesen, kosmische Ereignisse für Jahrhunderte im Voraus zu berechnen. Privilegierte Kalenderpriester hatten diese astronomischen Beobachtungen aufgezeichnet.
    Eigentlich war es kein Wunder, dass aufgrund der nachweislich perfekten Leistungen das angebliche Ende des Maya-Kalenders Wellen schlug. Das war der ganz normale Wahnsinn, die Jagd nach immer neuen Sensationen. Inzwischen aber konkurrierten das Schreckgespenst der weltweiten Wirtschaftskrise und die Spekulationen über den Maya-Kalender um das größere Bedrohungspotenzial…
    Es schien keine weitere Falle zu geben, oder sie hatte längst ausgelöst. Toms Anspannung ließ allmählich nach. Da waren nur verfallende Grundmauern, denen er auf Anhieb keine Bedeutung beimessen konnte. Am ehesten interessierte ihn die Säurekapsel. Sie musste aus Glas gewesen sein, womöglich aus Keramik, und nicht besonders groß. Und keinesfalls war sie das Werk der antiken Maya, sondern neuerer Bauart. Vom selben Attentäter, der Müller auf dem Gewissen hatte?
    Im Umdrehen sah Tom den Stein schimmern. Nur noch wenige Staudenäste verdeckten ihn, den Rest des Gestrüpps ringsum hatten die Machetenhiebe abgemäht.
    Eine… Stele!
    Schräg ragte sie aus dem Boden. Dass sie noch nicht umgestürzt war, lag wohl an dem Geflecht von Luftwurzeln, die den Stein umschlangen, als wollten sie ihn tatsächlich festhalten.
    Tom entschied sich trotzdem dafür, zuerst die Säurekapsel in Augenschein zu nehmen. Angespannt bereit, sich sofort zur Seite zu werfen, sobald das markante Knacken hörbar wurde, widmete er sich dem kurzen Mauerabschnitt.
    Die Säure hatte aus knapp einem Meter Höhe bis zum Boden jegliches Pflanzenmaterial aufgelöst. Auch die Mauersteine waren gut einen Zentimeter tief angegriffen.
    Was ist das für ein Teufelszeug? , fragte sich Ericson.
    Winzige Glassplitter lagen am Boden verstreut. Überall dort waren mehr oder weniger große Flecken entstanden, in dem die Säure alles wegfraß. Ericson hütete sich davor, die Splitter auch nur mit den Fingerspitzen anzutippen. Was er jetzt nötig gebraucht hätte, waren einige Probenröhrchen.
    4.
    Das dichte Blätterdach der Bäume erlaubte kaum einen Blick in den Nachmittagshimmel. Aber das registrierte Tom Ericson nicht einmal, als er für wenige Minuten von der Stele abließ, sich aus der gebückten Haltung aufrichtete und streckte.
    Der sichtbare Bereich der Steinsäule maß etwas mehr als zwei Meter in der Höhe. Wie tief sie noch im Boden steckte, ließ sich schwer abschätzen. Einen weiteren halben Meter wahrscheinlich, andernfalls wäre sie längst umgestürzt.
    Tom hatte nur kurze Zeit einige der eingemeißelten Schriftzeichen betrachtet und danach sofort versucht, den unteren Bereich der Stele vom Erdreich zu befreien. Mehr als eine Handspanne tief war ihm das aber nicht gelungen, darunter war der Untergrund so fest wie Beton. Das Risiko, dass die Säule umstürzte und womöglich zerbrach, wollte er keinesfalls eingehen. So weit er das erkennen konnte, trug der im Boden steckende Abschnitt aber keine Symbole.
    Die Säule hatte einen rechteckigen Querschnitt. Sie war rund sechzig Zentimeter breit und gut vierzig tief und auf der Breitseite deutlich in drei

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