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01 Columbus war ein Engländer: Geschichte einer Jugend

01 Columbus war ein Engländer: Geschichte einer Jugend

Titel: 01 Columbus war ein Engländer: Geschichte einer Jugend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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Hosen, schwarzen Krawatten, schwarzen Westen, schwarzen Schuhen und weißen Hemden, beladen mit ihren Schultaschen und, wenn die armen Schweine im Laufe des Vormittags auch noch Sport haben, obendrein noch mit ihren Turnbeuteln. Pollies rauschen pfeifend oder irgendwelche Clapton-Gitarren-Licks imitierend auf dem Fahrrad vorbei, ihre Kreissägen in einem Winkel auf der Rübe, der bedeuten soll: »Ich find Kreissägen so was von Scheiße, Mann. Ich mach mir bloß einen Scherz draus.« Alles schön und gut, aber du trägst sie trotzdem. Zwingen tut dich keiner, nicht wahr.
    Einmal hatte ich meine alte Kreissäge aus Stouts Hill hervorgekramt und sie zur Schule aufgesetzt. Unterwegs lief mir ein Schul-Polly über den Weg, der fuchsteufelswild wurde.
    »Was fällt dir Sackgesicht ein, eine Kreissäge aufzusetzen?«
    »Aber das ist keine Kreissäge, Merrick, sondern ein Sonnenhut. Ich reagiere sehr empfindlich auf Hitze.«
    »Du reagierst gleich sehr empfindlich auf einen Tritt in den Arsch, wenn du das Ding nicht sofort abnimmst.«
    An diesem Morgen allerdings quält mich rein gar nichts. Ich lasse mich einfach in den Schulrhythmus zurückfallen und genieße die Tatsache, daß ein ganzer Schwung neuer Schüler dazugekommen ist, die nun ganz unten auf der Leiter stehen. Ich bin sogar dazu auserkoren, einen auf den Diener-Test vorzubereiten.
    In diesem Jahr werde ich meine O-Levels machen. Mit vierzehn bin ich zwar noch ein bißchen jung, aber damals machte man sie, wenn die Schule die Zeit für gekommen hielt. Zwei Jahre später würde ich meine A-Levels absolvieren, mit sechzehn die Schule verlassen und mit siebzehn an die Uni gehen, eine straff und lückenlos geplante Zukunft. Damals machte man das so. Wenn sie noch ein weiteres Jahr zur Vorbereitung auf die O-Levels für angebracht hielten, steckten sie einen in die sogenannte Remove-Stufe. Schon an der Prep School hatte es eine Remove- und eine Shell-Klasse gegeben. Ich war in Shell gewesen, ohne je dahinterzukommen, was der Name bedeutete.
    Nun gut, schlagen wir im OED nach.
    Alle Achtung. Lernt man nicht immer wieder dazu?
    15. Das Apsisende des Klassenzimmers in Westminster School, benannt nach seiner muschelartigen Form. Darausabgeleitet der Name der
Klasse (zwischen Fifth und Sixth Form), die ursprünglich in diesem Klassenzimmer in Westminster School untergebracht war; später übertr. auf
Übergangsstufen zwischen sämtlichen mit Kardinalzahlen bezeichneten Klassen an anderen Public Schools; siehe Zit.
    1736 Gentl. Mag. VI. 679/2 Neben diesen [Klassen] wölbt sich die hohe Wand der Shell.
    1750 Chesterfield Briefe ccxxvin Man eifere stets den besten Schülern in der nächsthöheren Klasse nach, Jahr für Jahr, bisman selbst in die Shell aufgenommen wird.
    1825 Southey Leben & Briefe (1849) I. 151 Er trieb bis hinauf in die Shell, so hoch, wie die Flut einen nur tragen kann.
    1857 Hughes Tom Brown I. v Die Lower Fifth, Shell und alle jüngeren Klassen in Reih und Glied [in Rugby].
    1877 W. P. Lennox Begegnungen mit großen Menschen I. 43 Das Wehklagen schwoll immer mehr an, bis die Birkenrute in einer Kammer hinter der Shell, wie das obere Ende des Raums aufgrund seiner Form genannt wurde, sicher verschlossen wurde [Westminster].
    1884 Forshall Westm. Seh. 3 Der Direktor ließ alle Jungen vortreten, mit Ausnahme der Schüler der Shell.
    1903 Blackw. Mag. Juni 742/2 Die dritte Shell war immerhin bedeutend höher als die unterste Klasse der Schule [Harrow].
    Na also, alle Fragen beantwortet.
    Soweit ich mich erinnere, gab es in Uppingham keine Shell.
    Tatsächlich bin ich an diesem Morgen sogar reichlich zufrieden mit mir, während ich neben Jo Wood herlaufe, weil ich in diesem Jahr der Upper IVA zugewiesen wurde. Wobei ich dies eher einer glücklichen Fügung zu verdanken hatte, als daß es meine schulischen Leistungen im ersten Jahr widerspiegelte: Der A-Status ging im jährlichen Turnus an die besten Kurse in Englisch oder Mathematik – alles Teil der guten alten »Philosophie« von Fairness und Chancengleichheit. In diesem Jahr war Englisch an der Reihe, so daß ich mich in Upper IVA wiederfand, während die ganzen brillanten Mathematikgenies sich mit dem unrühmlichen Titel Upper IVB zufriedengeben mußten.
    Man kann zur ersten Klasse seines Jahrgangs gehören und dennoch in einzelnen Fächern in den untersten Kursen herumkrebsen. So gehörte ich in Englisch, Geschichte, Französisch, Latein und so weiter zu den Besten, war aber in Physik, Mathematik und

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