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01 Columbus war ein Engländer: Geschichte einer Jugend

01 Columbus war ein Engländer: Geschichte einer Jugend

Titel: 01 Columbus war ein Engländer: Geschichte einer Jugend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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dieses Buch gewidmet ist.
    Immer ging es dann um mich und Matthew. Würde ichhier ausführlich aus einem meiner Werke zitieren (ich habe gerade geschlagene sieben Stunden damit verbracht, darin zu lesen), wäre dies für den Leser nicht weniger schmerzlich als für mich.
    Die meisten der kürzeren Gedichte tragen zornige, hochtrabende Teenager-Titel wie »Lied vom Mißklang und der Schicklichkeit« oder »Geöffnete Ordnung: Eine Wiedergutmachung«, eine Anspielung, die nur der versteht, der in der Combined Cadet Force oder der Armee gewesen ist.
    In jenem Sommer schrieb ich auch folgendes auf:
    An Mich: Erst mit fünfundzwanzig zu lesen
    Ich weiß genau, was du beim Lesen dieser Zeilen denken wirst. Du wirst peinlich berührt sein. Du wirst hämisch grinsen und spotten. Aber laß dir gesagt sein, alles, was ich heute fühle und bin, ist wahrer und besser als alles, was noch kommen wird. Das hier bin ich, mein wahres Ich. Und jeder Tag, mit dem ich mich von diesem Ich entferne, ist ein Betrug und eine Niederlage. Ich gehe davon aus, du wirst dieses Blatt, wenn nicht mit kühler Verachtung, so doch mit milder Belustigung zerknüllen, aber tief in deinem Innern wirst du wissen, daß du dein eigentliches, ursprüngliches Ich in den Müll wirfst. Dies ist mein wahres Ich. Von heute an liegt mein Leben hinter mir. Ich versichere dir, DIES IST WAHR – wahrer als alles, was ich je schreiben, fühlen oder wissen werde. DIES BIN ICH, ALLES ZUKÜNFTIGE WIRD LÜGE SEIN.
    Ich kann mich nur noch ganz schwach daran erinnern, dies geschrieben zu haben. Mit jedem Blick auf diese Zeilen kehrt eine vergangene Lebenshaltung zurück, erst recht, als ich den Text soeben noch einmal abschrieb. Es wäre sicherlich übertrieben, von einer Proustschen petite madeleine zu sprechen, die eine plötzliche Erinnerungsflut auslöst, da die Erinnerung immer dagewesen ist, aber dennoch vermittelt die Lektüre das Gefühl, als würde flüssiges Blei in den Magen tröpfeln, jener wohlige Schmerz, der sowohl der gefürchteteDämon als auch der geschätzte Begleiter meiner Adoleszenz war. Es war schon ein seltsames Gefühl, beim Durchstöbern meiner alten Unterlagen, Manuskripte, Gedichte und Schmierhefte auf ausgerechnet diesen Text zu stoßen, auf den ich auch jetzt noch mit einigem Befremden blicke. Was würden Sie denn beim Lesen einer solchen Botschaft an sich selbst denken?
    Die Vergangenheit ist ein fremdes Land, in dem uns vieles unbekannt scheint. Der Roman Der Zoll des Glücks , der mit dieser berühmten Zeile beginnt, gehört seit vielen Jahren zu meinen Lieblingsbüchern. Zu der Zeit, als ich den Brief an mich selbst schrieb, wurde Harold Pinters Bearbeitung des Romans gerade in Norfolk verfilmt. Ich hatte das Buch gelesen und radelte nach Melton Constable, in der Hoffnung, sie könnten noch irgendwelche Komparsen gebrauchen. Natürlich war dem nicht so.
    Ich wußte, daß die Vergangenheit ein fremdes Land ist, und sah auch die daraus resultierende Schlußfolgerung, der zufolge die Zukunft anderswo liegen mußte; anders gesagt, ich wußte, daß ich in unbekanntes Terrain vorstoßen und mir selbst fremd werden mußte. Zugleich war ich ein leidenschaftlicher Verfechter meines Alters, der unbedingt an die Wahrheit und Gerechtigkeit der Adoleszenz glaubte, an die Klarheit ihrer Vision, die unergründlichen Tiefen und unbezwingbaren Höhen ihrer Verzweiflung und ihrer Freude. Die Farben, die mit zitterndem Leuchten in ihren Augen erstrahlten, waren die wahren Farben des Lebens, soviel war gewiß. Aus den vielen Büchern, die ich gelesen hatte, wußte ich auch, daß ich die Dinge eines Tages in anderen Farben sehen würde, mich auf die Seite der Erwachsenen schlagen würde, wofür ich mein zukünftiges Ich haßte. Ich wollte in ewiger Adoleszenz verharren und für deren Rechte kämpfen, denn ich wußte, vom Augenblick des Überlaufens an würde ich mich für andere Rechte einsetzen, nämlich die der Erwachsenen in all ihrer Falschheit und Unzulänglichkeit.
    Auf seiten der Jugend zu stehen, hieß in jenen Tagen für bestimmte, vornehmlich politische Ideale zu streiten. Erwachsen zu werden galt demgegenüber als Kompromiß und Heuchelei, weil es unweigerlich mit einem Ausverkauf von Idealen verknüpft zu sein schien, heute dem Ausverkauf von Umweltidealen, damals dem von politischen Idealen. Mir hingegen bedeuteten diese Dinge rein gar nichts. Ich hatte nicht das leiseste Interesse an Fragen der Politik, der Umwelt, der Atombombe oder der Armut

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