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01 Columbus war ein Engländer: Geschichte einer Jugend

01 Columbus war ein Engländer: Geschichte einer Jugend

Titel: 01 Columbus war ein Engländer: Geschichte einer Jugend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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einen Jungen wie Bunce in deinem Auftrag dorthin zu schicken, eine ganz andere. Machen wir uns nichts vor. Bunce wäre nie auf den Gedanken gekommen, wenn du ihn nicht dazu angestiftet hättest. Solltest du einsehen, wie feige das ist, wie gemein und niederträchtig und feige, besteht für dich vielleicht noch ein Jota Hoffnung.«
    Ich weiß noch, daß ich damals zum ersten Mal das Wort »Jota« hörte. Und das beste daran ist, daß ich die ganze Bedeutung dieses neuen Wortes mit all seinen Konnotationen auf Anhieb verstand.
    »Acht Schläge, denke ich«, sagte Cromie. »Soviel habe ich noch nie gegeben. Und ich hoffe, es auch nie wieder tun zu müssen.«
    Bunce kam in der ganzen Zeit, die ich noch mit ihm verbrachte, nicht darüber hinweg, mich enttäuscht zu haben. Er war nicht davon abzubringen, daß er es irgendwie hätte besser machen können. Er hätte sich mehr ins Zeug legen sollen und den echten, ausgebufften, mit allen Wassern gewaschenen Dorfeinkäufer spielen sollen. Ich hätte ihn gern für sein rührendes Mitgefühl in den Arm genommen. Ihn einmal kräftig zur Belohnung für seine aufopfernde Art gedrückt.
    Ich hätte auch mich selbst umarmen können.
    Und zwar deshalb, weil ich Cromie geleimt hatte.
    Er war nicht dahintergekommen. Hatte die ganze Wahrheit nicht erfahren. Ich hatte seine Süßigkeiten gestohlen, Geld von seinen Schülern entwendet und einen unschuldigen Jungen verbal dazu gezwungen, für mich zu lügen. Offiziell bestraft worden war ich allerdings lediglich für das Vergehen, einen »schlechten Einfluß« ausgeübt zu haben.
    Die Jungen der Cundall Manor School wollten die Geschichte immer wieder von mir hören, als ich Ende der Siebziger dort unterrichtete. Ich stellte mich dabei in einemnicht ganz so schlechten Licht dar, wie es der Wahrheit entsprochen hätte, indem ich die Sache mit dem gestohlenen Geld verschwieg, aber ansonsten erzählte ich alles so, wie es gewesen war, und sie konnten gar nicht genug davon bekommen.
    »Erzählen Sie noch einmal, Sir. Die Geschichte mit Ihnen und Bunce ... bitte, Sir!«
    Worauf ich meine Pfeife ansteckte und loslegte.
    Wenn ich heute an die Schule von Stouts Hill zurückdenke, die übrigens während meines ersten Trimesters in Cambridge geschlossen wurde, kann ich über mein damaliges Verhalten nur den Kopf schütteln. Als Kind war ich, glaube ich, noch viel durchtriebener als in den Jahren der Adoleszenz, da ich als Jugendlicher zumindest noch die Liebe zu meiner Entschuldigung vorbringen konnte. Als Kind hingegen hatte ich nichts anderes im Sinn, als mich mit Süßigkeiten vollzustopfen.
    Stouts Hill schaffte es nie ganz, mit der Zeit mitzuhalten. Ant Cromie steckte voller Ehrgeiz und ließ ein großartiges Theater bauen. Aber er konnte sich nie mit dem Gedanken anfreunden, immer mehr Tagesschüler aufzunehmen. Das Schulgeld blieb hoch und die Schuluniform unverändert gediegen, während sich das Interesse der Eltern zunehmend von Ponys und Griechisch auf Common-Entrance-Ergebnisse und finanzielle Fragen verlagerte. Sie hatten für Mrs. Thatcher gestimmt und damit gleichzeitig gegen das Pony Cloud, das Bootshaus, den See und die alten Majore und Kommandanten. In meinem Bücherregal steht immer noch Fitzroy Macleans Eastern Approaches , das Paddy Angus’ Gatte lan mir vor einer halben Ewigkeit geliehen hat. Höchste Zeit, daß ich es ihm endlich zurückschicke. Fitzroy Maclean ist längst den Weg alles Irdischen gegangen, genau wie Stouts Hill.
    Ich frage mich, was der Ort jenen bedeutet, die daraus eineTime-Sharing-Ferienanlage gemacht haben. Ob noch etwas von meiner Schuld und Schande in der Luft hängt? Oder etwas von Bunces Kummer über seinen übergroßen Anstand und Gehorsam in den Mauerritzen steckt?
    Ich war dort glücklich. Was nichts anderes heißen soll, als daß ich die Schule selbst nicht als Unglück empfunden habe. Glück und Unglück haben mich, unabhängig von Orten und Menschen, überallhin begleitet, einfach deshalb, weil ich nie mitmachen konnte.

Draufkommen
1.
    Uppingham School, gelegen in der beschaulichen Grafschaft Rutland inmitten eines großen Jagdreviers, wurde zur Zeit Queen Elizabeths I. gegründet, träumte aber wie die meisten Public Schools still vor sich hin, bis im neunzehnten Jahrhundert ein großer, pionierfreudiger Direktor, wie es die Art großer, pionierfreudiger Direktoren ist, die Schule aus ihrem Dornröschenschlaf weckte und zu einer kurzen Periode des Ruhms führte.
    Uppinghams großer,

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