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01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut

Titel: 01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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sprangen in eine andere Spur wie die Nadel eines alten Grammophons. Sie hatte einfach nicht länger im Büro bleiben können. Sie hatte gehen müssen, auch wenn Mrs. Washburn sie mit diesem kalten Fischblick fixierte und gesagt hatte: »Schon wieder ein Zahnarzttermin?«
      »Dieses Biest«, sagte Margaret laut vor sich hin und drehte sich sofort um, um zu sehen, ob der zahnlose Alte sie gehört hatte. Und wenn schon? fragte sie sich sogleich. Es kam ihr vor, als hätte sie sich ihr ganzes Leben lang immer nur bemüht, nur ja niemanden vor den Kopf zu stoßen, es nur ja allen recht zu machen. Und was hatte sie damit erreicht? Daß sie jetzt ganz fürchterlich in der Patsche saß.
      Sie hätte Jasmine von Roger erzählen sollen. Daß sie es nicht getan hatte, war ihr erster Fehler gewesen. Bei seinen ersten Einladungen hatte sie selbst nicht recht an ihr Glück glauben können und nicht die Blamage riskieren wollen, die es für sie gewesen wäre, wenn er sie genauso schnell wieder fallen gelassen hätte, wie er sie erobert hatte. Später hatte sich irgendwie nie die richtige Gelegenheit ergeben, und ihr schlechtes Gewissen darüber, daß sie es geheimhielt, machte alles noch peinlicher. Sie probte alle möglichen »Ach, übrigens, ich wollte Ihnen schon lange etwas sagen«-Szenarien und schwieg am Ende doch.
      Genaugenommen hatte Roger sie nie eingeladen. Rückblickend erkannte sie, daß er sie nur mit seiner Anwesenheit und seinen Aufmerksamkeiten beglückt hatte, während sie fast immer bezahlt hatte. Der Preis war ihr damals gering erschienen dafür, daß sie sich im Glanz seines blendenden Aussehens, seiner Verbindungen, seines gewandten Auftretens sonnen konnte.
      Aber das war nur eine kleine Dummheit aus Eitelkeit gewesen, ein verzeihlicher Fehler. Die Fehler, die sie seither begangen hatte, waren nicht so leicht abzutun. Niemals hätte sie Roger erzählen dürfen, worum Jasmine sie gebeten hatte. Und niemals hätte sie ihm von dem Geld erzählen dürfen.
      Der Bus hielt am South End Green an. Ihre Tasche auf der Hüfte tragend, stieg Margaret aus und trat blinzelnd in den Sonnenschein hinaus. Die mächtigen alten Platanen und Weiden der South Heath begleiteten rechter Hand ihren Weg, als sie den Hügel hinaufging. Die Sonne glitzerte auf den Teichen, und rundherum tummelten sich Menschen in Festtagsstimmung, wie sie ein unerwartet warmer Frühlingstag stets bei den Engländern hervorruft.
      Das Gefühl nagender Unruhe, das sie seit dem vergangenen Abend quälte, verstärkte sich. Von der Willow Road bog sie, der Heide den Rücken kehrend, in die Pilgrim’s Lane ein. Als sie die Carlingford Road erreichte, blickte sie auf und sah das Heck eines Krankenwagens, der gerade nach links zum Ross-lyn Hill abbog. Eisiger Schrecken durchzuckte sie, und ihre Knie drohten nachzugeben.
      Felicity zog das Bett ab, breitete die Tagesdecke über die Matratze und strich sie sorgfältig glatt. Kincaid, der die Jalousien hochgezogen hatte, starrte in den kleinen Garten hinaus. Dann riß er sich aus seiner Lethargie, fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und drehte sich herum.
      »Wer sind die nächsten Verwandten? Wissen Sie das?«
      »Ein Bruder, glaube ich. Er heißt Theo«, antwortete Felicity, während sie in Höhe des Kopfkissens ein letztes Mal glättend über die Tagesdecke strich. Sie musterte das Bett einen Moment, nickte befriedigt und trat zum Spülbecken.
      »Ich bin allerdings nicht sicher, ob die beiden gut miteinander ausgekommen sind«, fuhr sie fort, während sie sich die Hände wusch und dann den Kupferkessel mit Wasser füllte. »Sie hat verschiedentlich von ihm gesprochen. Er lebt in Surrey oder Sussex, aber ich habe ihn nie kennengelernt.« Felicity wies mit dem Kopf zu dem Sekretär, in dem Jasmine ihre Papiere aufbewahrt hatte. »Seine Telefonnummer und seine Adresse sind sicher da bei den Papieren.«
      Kincaid war etwas schockiert darüber, mit welcher Selbstverständlichkeit sie annahm, daß er für die Benachrichtigung von Jasmines Angehörigen zuständig sei, aber er hatte andererseits keine Ahnung, wer sonst die unerfreuliche Aufgabe übernehmen sollte. Er fand die Aussicht nicht besonders verlockend.
      »Das kommt manchmal vor, daß es so plötzlich geht.« Felicity drehte sich um und sah ihn teilnahmsvoll an. Kincaid konnte sich nur darüber wundern, wie schnell sie ihre Gelassenheit wiedergefunden hatte. Ein paar Sekunden des Schocks - Augen geschlossen, Gesicht

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