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01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut

Titel: 01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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flüsterte sie, und die Worte schienen beinahe eine Anklage zu sein, als wäre auch er irgendwie für das Geschehen verantwortlich.
      Die Tür fiel hinter den beiden Frauen zu. Kincaid blieb in der stillen Wohnung zurück und wurde sich plötzlich bewußt, daß er seit fast achtundvierzig Stunden nicht geschlafen hatte. Ein dünner Schrei durchbrach die Stille, und er wirbelte mit klopfendem Herzen herum.
      Der Kater. Natürlich. Den Kater hatte er ganz vergessen. Er kniete neben dem Bett nieder und spähte darunter. Grüne Augen funkelten in der Dunkelheit.
      »Komm, Mieze. Miez-miez-miez«, rief er in schmeichelndem Ton. Der Kater zwinkerte, und Kincaid nahm eine flinke Bewegung wahr, vielleicht das Zucken des Schweifs. »Komm, Mieze. Komm, du Braver.«
      Keine Reaktion. Kincaid kam sich wie ein Idiot vor. Er stand auf, klopfte sich den Staub von der Hose und suchte in der Küche, bis er eine Dose Katzenfutter und einen Dosenöffner entdeckte. Er löffelte das widerliche Zeug in eine Schale, die er auf den Boden stellte.
      »Okay, Katze. Fressen mußt du selbst. Ich geh jetzt nach Hause schlafen.«
      Fast drohte ihn die Erschöpfung zu überwältigen, aber er hatte noch ein paar Dinge zu erledigen. Er warf einen Blick in den Kühlschrank und fand dort zwei noch nahezu volle Ampullen Morphium. Dann zog er den Mülleimer unter der Spüle heraus und durchsuchte die Abfälle. Keine leeren Ampullen.
      Jasmines Adreßbuch hatte er schnell gefunden. Es lag ordentlich aufgeräumt in einem Fach ihres Sekretärs. Unter dem Vornamen ihres Bruders waren eine Adresse und eine Telefonnummer in Surrey eingetragen. Er hatte das Büchlein eingesteckt und die Hand schon auf den Türknauf gelegt, als ihm unversehens ein Gedanke kam, der ihn innehalten ließ.
      Jasmine war eine sehr methodische Person gewesen. Immer wenn er nach einem seiner Besuche von ihr weggegangen war, hatte er gehört, wie sie hinter ihm das Sicherheitsschloß abgesperrt und die Sicherheitskette vorgelegt hatte. Hätte sie sich ruhig und gelassen zum Sterben niedergelegt, ohne ihre Tür abzusperren? Aus Aufmerksamkeit gegenüber denen vielleicht, die am nächsten Tag kommen würden? Er schüttelte den Kopf. Es wäre ein Leichtes gewesen, durch die Gartentür in die Wohnung zu gelangen. Aber wenn sie eines natürlichen Todes im Schlaf gestorben wäre, so hätte sie am Abend, ehe sie sich zum Schlafen legte, gewiß wie immer abgesperrt.
      Die Zweifel ließen ihm keine Ruhe. Er trat in den Hausflur hinaus und zog die Tür heftiger als beabsichtigt hinter sich zu. Und da fiel ihm ein, daß er vergessen hatte, nach einem Schlüssel zu suchen.
     
     

3
     
    Die Mittagssonne schien durch die Südfenster von Kincaids Wohnung und machte das Zimmer beinahe unerträglich heiß. Als erstes öffnete er Fenster und Balkontür und legte sein Jackett ab. Er spürte, wie ihm unter den Armen der Schweiß ausbrach und seine Oberlippe feucht wurde. Der Telefonhörer in seiner Hand fühlte sich glitschig an, als er die Nummer des Coroner wählte.
      Nachdem er seinen Namen genannt hatte, brachte er sein Anliegen vor und erläuterte die Situation. Ja, die Tote war ins Krankenhaus gebracht worden, da kein Arzt dagewesen sei, der den Totenschein hätte ausstellen können. Nein, zunächst habe er an der Todesursache keine Zweifel gehabt, habe jedoch in der Zwischenzeit etwas erfahren, das seine Zweifel geweckt habe. Ob der Coroner veranlassen könnte, daß eine Obduktion vorgenommen werde? Ja, gewiß, dies sei ein amtlicher Auftrag. Und würde man ihn bitte den Befund sobald wie möglich wissen lassen?
      Er dankte und legte auf, befriedigt, daß er die Dinge nun wenigstens ins Rollen gebracht hatte. Der Papierkram konnte bis morgen warten. Unschlüssig stand er da und sah sich wie hilfesuchend in seiner Wohnung um. Ihm graute vor dem Anruf bei Jasmines Bruder.
      Das Geschirr mehrerer Tage stapelte sich unordentlich im Spülbecken, Tassen mit verkrusteten Kaffeeresten standen auf dem staubigen Couchtisch, Bücher und Kleider lagen überall herum. Seufzend ließ Kincaid sich in einen Sessel fallen und rieb sich geistesabwesend das Gesicht. Selbst seine Haut fühlte sich schlaff und gummiartig an vor Erschöpfung. Als er sich mit geschlossenen Augen zurücklehnte, spürte er unter seinem Schulterblatt einen harten Druck - Jasmines Adreßbuch, in der Brusttasche seines Jacketts, das er vorhin über die Sessellehne geworfen hatte. Er zog das schmale Buch

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