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01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut

Titel: 01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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gestand sich ein, daß er überhaupt keine Lust hatte, sich eine Krawatte umzubinden und hinunterzugehen, um den ganzen Zirkus mitzumachen, den die gesellschaftlichen Formen verlangten. Sein vorheriger Energieschub war einer kriechenden Lethargie gewichen.
      Es wäre so schön, sich eine Kleinigkeit zu essen zu machen und sich dann mit dem abgegriffenen Taschenbuch - Jane Eyre -, das er in der Schublade des Nachttischs gefunden hatte, auf dem Sofa auszustrecken. Die Eier, der Schinken und das frische Vollkornbrot, die er im Dorf gekauft hatte, reichten für einen geruhsamen Abend.
      Er hatte vor dem Regal mit den Keksen gestanden, als eine mädchenhafte Stimme hinter ihm ihn veranlaßt hatte, sich herumzudrehen. »Sie müssen der neue Gast sein. Wir sind schon so gespannt darauf, Sie kennenzulernen.«
      Vor ihm stand eine zierliche Frau in einem voluminösen, schottisch karierten Cape. Sie war vielleicht sechzig, mit feinem, wirr abstehendem grauen Haar, das ein schmales Gesicht mit zwei außergewöhnlich blauen Augen umrahmte. Unter dem Saum des Capes sahen altmodische Schnürstiefel hervor.
      »Wir waren doppelt gespannt, als Cassie uns erzählte, daß Sie Kincaid heißen. Ein Schotte wie wir, dachten wir - wir sind nämlich MacKenzies. Unser Großvater hatte zu seiner Zeit einen großen Besitz in Perthshire.« Sie sprudelte die Worte hervor, ohne sich zum Atemholen Zeit zu nehmen. »Genauso muß es damals gewesen sein. Ich meine, wie es jetzt in Followdale ist. Ich kann mir richtig vorstellen ...«
      Kincaid unterbrach sie erheitert: »Sie leben jetzt nicht mehr in Schottland?«
      »O nein. Unser Vater - wissen Sie, es waren so viele Söhne da, daß er einen Beruf ergreifen mußte. Er nahm, als er noch ein relativ junger Mann war, eine Stellung in Essex an. Er war vierzig Jahre lang Pastor in Dedham, ehe er in den Ruhestand ging. Aber das alles kommt mir jetzt so weit entfernt vor.« Sie sah mit einem etwas wehmütigen Lächeln zu ihm auf. »Wir wohnen immer noch dort, Emma und ich, obwohl natürlich andere Leute in das alte Pfarrhaus eingezogen sind. Wir züchten Ziegen. Wunderbare Tiere, finden Sie nicht auch? So sauber, und Ziegenmilch und -käse sind heutzutage sehr gefragt. Unser Vater konnte sich allerdings nie dazu durchringen, das gut zu finden. Nun ja. Und Sie, Mr. Kincaid? Woher kommt Ihre Familie?«
      »Ich bin Immigrant in der zweiten Generation, genau wie Sie. Mein Vater zog von Edinburgh nach Cheshire, ehe ich auf der Welt war, und heiratete dann eine Engländerin. Meine Herkunft ist also ziemlich gesprenkelt. Und...«
      »Ich bin Emma McKenzie«, unterbrach die Frau, die Kincaid an der Theke beim Bezahlen gesehen hatte. »Meine Schwester Penelope.« Sie schüttelte ihm mit kräftigem Druck die Hand. »Guten Tag.«
      Mit ihrem glatten grauen Bubikopf, der männlich wirkenden Windjacke und dem strengen Gesichtsausdruck erinnerte sie Kincaid an seinen Lehrer in der sechsten Klasse. Sie hatte einen Feldstecher um den Hals hängen.
      »Ich kann mir nicht denken, daß Mr. Kincaid unsere ganze Familiengeschichte hören möchte, Penny. Außerdem müssen wir jetzt gehen, wenn wir rechtzeitig zu der Party kommen wollen.« Emma nickte ihm zu und schob ihre Schwester recht grob in Richtung Tür.
      »Miss MacKenzie«, rief Kincaid, als sie schon fast draußen waren. »Es hat mich gefreut, Sie kennenzulernen. Vielleicht sehen wir uns bei der Party.« Er wurde mit einem strahlenden Lächeln belohnt.
      Lautes Klopfen an der Tür riß Kincaid aus seinen Gedanken, und er wurde sich plötzlich bewußt, daß es auf dem Balkon kühl geworden war. Er ging hinein und öffnete die Tür des Apartments. Sebastian Wade stand draußen, die Faust schon erhoben, um ein zweites Mal zu klopfen.
      »Entschuldigen Sie«, sagte Wade, »manchmal geht mein Enthusiasmus mit mir durch. Ich bin gekommen, um mich Ihnen als Begleiter zu der kleinen Party anzubieten und um Ihnen das Haus zu zeigen, wenn Cassie das noch nicht getan haben sollte.«
      »Sie hat es mir zwar versprochen, aber es ist nichts daraus geworden. Ja, ich würde mir das Haus sehr gern ansehen.«
      »Wenn Sie wüßten, was für ein Genuß auf Sie wartet! Landleben der gehobenen Klasse mit allem modernen Komfort. Wollen Sie so gehen, wie Sie sind, der sportliche Landjunker im Freizeit-Look?« Er musterte Kincaids Hemd mit dem offenen Kragen und die Kordhose.
      »Nein, warten Sie, ich hole mein Jackett«, antwortete Kincaid,

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