Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
01 - Der Ring der Nibelungen

01 - Der Ring der Nibelungen

Titel: 01 - Der Ring der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Island tauglich sind.«
    Hagen von Tronje nickte ergeben, und in seinem Innern köchelte die Selbstzufriedenheit. Gunther machte sich nun Sorgen, und der eben noch Freund genannte Siegfried war eine erkannte Gefahr. Was würde noch nötig sein, um aus der Gefahr den Gegner und aus dem Gegner den Feind zu machen?
     
     
10
     
Kriemhild und der Sieg der Liebe
     

     
    Es war ein Heer, siegreich ohne Kampf, das nach Burgund zurückkehrte. Schon vor den Toren von Worms hatten sich viele der Krieger aus der Truppe gelöst, das Abzeichen abgegeben und sich wieder auf den Weg in ihre verschiedenen Reiche gemacht. Es war leicht verdientes Geld gewesen, an Gunthers Seite zu ziehen, und niemand schied im Groll. Die meisten Männer versprachen, ihr Schwert jederzeit wieder in den Dienst Burgunds zu stellen, sollte das Land in Gefahr sein.
    Der Tag der Heimkehr war der Tag, der Gunther aus dem Schatten seines Vaters hob und jedes böse Wort über ihn verstummen ließ. Im Regen von Blütenblättern ritt er an der Spitze seiner Männer durch Worms, als stolzer Feldherr, als stolzer König. Vergessen war der armselige Anblick, als er mit dem toten Gundomar in die Burg geschlichen war. Heute läuteten die Glocken und schmetterten die Fanfaren, und die Barden sangen Loblieder auf den tapferen Regenten. Die Sonne schien zur Feier freudig, und kein Leid war auf den Straßen.
    Natürlich wusste man, dass der Sieg auch Siegfrieds Sieg war. Doch der Xantener, eben noch ein Held von Burgund, war nun der König seines eigenen Reiches und damit weniger Teil der Gemeinschaft hier im Rheintal. Trotzdem galten auch ihm die begeisterten Rufe der Männer und die verzückten Schreie der Frauen. Er konnte sehen, wie Kinder mit Holzschwertern und bemalten Laken seinen Kampf gegen Fafnir nachspielten.
    Inmitten der begeisterten Parade lehnte sich Siegfried zu Gunther. »Du hast die Kunde unseres Sieges schnell verbreiten lassen.«
    Gunther grinste. »Gute Nachrichten verbreiten sich von selbst.«
    Die Burg kam nun in Sicht, und Siegfrieds Herz schlug merklich schneller. Er fragte sich, wer wohl schon warten würde - und auf wen? Zwar war er nun als noch zu krönender König eines bedeutenden Doppelreiches ein durchaus ebenbürtiger Kandidat für die Hand der Prinzessin, aber sein letztes Gespräch mit ihr war unerfreulich verlaufen. Trotz Gernots Versicherung, dass ihr Herz nur ihm gehörte, schloss Siegfried nicht aus, dass Kriemhild ihn abweisen würde, wie sie es mit Etzel getan hatte.
    Auch das Rätsel der Klinge, die seine Haut nicht hatte ritzen können, war so manchen Abend der Grund gewesen, dass er die Augen erst spät geschlossen hatte. Mehrmals hatte er heimlich einen Dolch an Arm oder Bein geführt, um das eigene Blut fließen zu sehen. Vergebens. Seine Haut war ein Panzer wie die Schuppen des Drachen. Und je mehr er darüber nachdachte, desto überzeugter war Siegfried, dass es das Bad im Blut des Drachen gewesen war, das seinen Körper verwandelt hatte. Es war sicher nicht unnütz, als unverwundbar zu gelten, aber dieser Eingriff der Götter in sein Leben beunruhigte Siegfried. Zu viele Dinge schienen sich in letzter Zeit seinem Einfluss zu entziehen.

    Wie es Gunther erlaubt hatte, löste sich der Heereszug langsam in der Bevölkerung auf. Die Helden von Burgund umarmten Familien, bestellten guten Wein in der Taverne oder sprangen in den Rhein, um Blasen und Scheuerstellen zu kühlen. Am Ende waren es Gunther und Gernot, Siegfried und Hagen und einige Heerführer, die durch das Burgtor einritten.
    Auch bei Hofe wurde gejubelt, und von den Zinnen tönten stolze Trompetenstöße. Bunte Bänder flatterten überall im sanften Wind, und der Hofstaat schien vollständig versammelt. Nur Elsa von Tronje fand sich nicht unter den glücklichen Gesichtern, was sowohl Hagen als auch Gernot unangenehm auffiel.
    Kriemhild stand auf der Treppe, die zum Thronsaal führte. Ein Netz aus goldenen Gliedern bedeckte ihr Haar, und ihr Kleid schimmerte wie schwerer roter Wein. Um die Hüften trug sie einen Gürtel, der reich mit Juwelen geschmückt war. Obwohl sie standesgemäße Zurückhaltung bewahrte, konnten das Flackern ihrer Augen und das Zittern ihrer Hände kaum verbergen, wie Liebe und Freude durch ihre Adern rauschten. Während kalte Finger an ihrem Rücken spielten, färbten heiße Schauer ihre Wangen.
    Gunther stieg zuerst von seinem Pferd, und Kriemhilds Arme empfingen ihn warm und herzlich. »Mein Bruder! Gibt es einen schöneren Beweis

Weitere Kostenlose Bücher