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01 - Der Ring der Nibelungen

01 - Der Ring der Nibelungen

Titel: 01 - Der Ring der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Plan.«
    Gunther leerte einen weiteren Kelch und warf ihn lustlos beiseite. »Es gefällt mir nicht, einen Mann, den ich voller Stolz Freund nenne, zu überlisten, als sei er ein Tier, das es zu erlegen gilt.«
    Hagen weitete die Augen. »Warum sollte es so sein? Wir sind doch nur bestrebt, Siegfrieds Gunst dem Hofe zu erhalten. Eure Freundschaft wird gestärkt, nicht gemindert!«
    Der König atmete tief ein, und als Siegfried, nur wenige Schritte von ihm entfernt, in einem Pulk von Männern den Kelch in seine Richtung hob, nutzte er die Gelegenheit und erhob sich von seinem Thron. Hagen gab den Wachen ein Zeichen, und Speere wurden gegen eine Eisenstange geschlagen, um Aufmerksamkeit zu fordern.
    Zwischen Rausch und Überschwang gefangen, brauchte die feuchtfröhliche Gesellschaft geraume Zeit, sich auf den König zu besinnen. Schließlich richteten sich die Augen auf Gunther, und die Münder verschlossen sich dem Gespräch und der Sauferei.
    Der König von Burgund blickte zufrieden in die Runde, etwas unstet vom Wein in seinem Blut. »Es ist fürwahr ein Fest heute Abend! Wir sind zusammengekommen, um einen Helden zu feiern - und feiern können wir!«
    Er gab den Männern Zeit, ausgiebig zu johlen und Siegfried auf die Schulter zu klopfen.
    »Aber kann es genügen, Siegfried nur zu feiern?«, fuhr er schließlich fort. »Ohne ihn wäre Burgund noch arm, vom Drachen bedroht und von Hjalmar gierig betrachtet!«
    Der Hofstaat brummte anerkennend.

    Gunther winkte Siegfried zu sich und legte ihm den Arm um die Schulter, auf dass es jeder sehen konnte. »Was können wir ihm geben, dem künftigen König von Xanten, dem heutigen Freund von Burgund?«
    Schweigen breitete sich aus. Siegfried fühlte sich sichtlich unwohl, denn was immer Gunther auch vorhatte - unter vier Ohren wäre es leichter zu besprechen gewesen.
    Der König lächelte gönnerhaft. »Meine Schwester, die holde Prinzessin Kriemhild, das Herz von Burgund - sie ist es, nach der er sich sehnt. Und weil ich weiß, dass sie nicht minder stark empfindet, verkünde ich an diesem Abend und in dieser Runde - er soll sie haben!«
    Es brach ein Höllenlärm aus, als die Männer jubelnd anstießen, sich in die Arme fielen und Gunther und Siegfried hochleben ließen. Einige sprangen auf die Tische, um mit erhobenen Fäusten die Freundschaft der Reiche zu preisen.
    Siegfried war nicht sicher, ob er Freude oder Verärgerung angesichts dieses Schauspiels empfinden sollte. Was immer er gewollt hatte, es war ihm gerade auf einem silbernen Tablett präsentiert worden. Und doch hätte er sich die Gegenwart Kriemhilds gewünscht und die Zusage aus ihrem Munde. Als er Gunther herzlich an sich drückte, furchten Sorgenfalten seine Stirn.
    Der König bat sich wieder Ruhe aus, und er bekam sie. Ein letzter Seitenblick auf Hagen eröffnete den zweiten Akt dieses Theaters. »Und da die Gesetze Burgunds es so vorschreiben, wird es eine Doppelhochzeit geben - kaum dass der Bischof mir den Segen zur Ehe erteilt hat, wird Siegfried seine Kriemhild heiraten können. An einem Tag, in einer Kirche — vor einem Gott!«
    Unter die begeisterten Schreie der Männer mischte sich verwundertes Gemurmel. Und dieser Minderheit gab Siegfried eine Stimme, als er sich an seinen Freund wandte.

    »Ein größeres Geschenk könnt Ihr mir nicht machen, und in Demut will ich es annehmen. Wenn Euer Gott nicht zürnt, will ich auch in Eurer Kirche heiraten. Doch wer ist die Braut, mit der Euch der Bischof vermählen soll?«
    »Eine Königin, die ich mir zu erobern gedenke!«, rief Gunther, mehr für seine Leute als für Siegfrieds Ohren. »Prächtig und schön, mächtig und stark. In zwei Tagen werden unsere Schiffe bereitstehen, und mit dir an der Seite werden wir gen Norden ziehen, sie zu gewinnen.«
    In Siegfrieds Kopf schwirrten die Gedanken. Sein Plan, Kriemhild in Xanten zu ehelichen, um die Staatsgeschäfte rasch zu übernehmen, war durch Gunthers plumpen Trick nun verdorben, konnte er doch den Wunsch des Königs schlecht verweigern, nachdem dieser ihm die eigene Schwester versprochen hatte.
    Gunther rüttelte an Siegfrieds Schulter und riss ihn aus den Gedanken. »Kann ich auf deine Hilfe zählen?«
    Der ungekrönte König nickte und rang sich ein Lächeln ab. »Niemand wird mich von Eurer Seite fern halten können - und mit Eurer Braut werden wir nach Burgund zurückkehren. Bei meiner Ehre!«
    »Dann lasst es uns im ganzen Reich verkünden!«, schrie Gunther ausgelassen und hob den Kelch mit der

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