Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
01 - Der Ring der Nibelungen

01 - Der Ring der Nibelungen

Titel: 01 - Der Ring der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
schnellen Sieg. Dabei wirkte er keineswegs planlos oder wütend - seine sorgfältig abgestimmten Bewegungen schienen einem Muster zu folgen, dem Siegfried sich nur unterwerfen konnte, wenn er am Leben bleiben wollte.
    Der Held Burgunds mühte sich, die forsche Klinge des Gegners abzuwehren und Nothung vor die Körpermitte zu bringen. Doch kaum dachte er auch nur an einen Gegenangriff, musste er den Leib verdrehen und verbiegen, um nicht wie ein Schwein am Spieß zu stecken.
    Den Kampf einseitig zu nennen wäre eine freundliche Untertreibung gewesen. Hjalmar trieb Siegfried vor sich her, wie man einen tollwütigen Hund auspeitschte. Er war schnell, verschlagen und erfahren.
    Siegfried stolperte über einen Stein, der halb vergraben im Gras lag, und fiel hintenüber. Es gelang ihm gerade noch, Nothung quer vor seine Brust zu wuchten, um sich Hjalmars Eisen vom Leib zu halten. Der König der Dänen schlug das magische Schwert des Xantener Königshauses einfach beiseite und setzte dann nach. Seine Klinge zielte auf Siegfrieds Hals.
    Sie fehlte nicht. Das von den besten Schmieden Dänemarks geschärfte Eisen hieb wuchtig gegen Siegfrieds Kehle.
    Zwei Heere standen auf dem Feld, und kein Atemzug wurde in diesem Moment getan. Wer sehen konnte, was geschah, erwartete eine Blutfontäne, die von Hjalmars Sieg kündete.
    Doch das Schwert des Dänen drang nicht ein und rutschte über die große Ader in das Gras, wo es eine Handbreit versank.
    Den Sieg schon sicher, fand ihn diese Wendung unvorbereitet, und Siegfried gelang es, den König mit beiden Beinen von sich zu stoßen. Er rappelte sich auf die Beine, Nothung in der rechten Hand, die linke an seinem Hals, überrascht nach einer Wunde tastend, die nicht da war.
    Gunther war froh, seinen Freund unverletzt zu sehen, aber es war klar, dass dieser kaum gegen Hjalmar zu bestehen vermochte. Er lehnte sich zu Hagen. »Vielleicht sollten wir auf deinen Vorschlag mit dem Dolch aus dem Hintergrund zurückkommen.«

    Hagen tat empört. »Majestät, nichts wäre in diesem Moment ein größerer Fehler. Wenn Siegfried fällt, wird unser Heer Hjalmar überzeugen, die Burgunder in Frieden ziehen zu lassen. Wenn wir uns einmischen, ist der Krieg, den Siegfried ausdrücklich abgelehnt hat, unvermeidlich. Wartet den Ausgang des Kampfes ab, wenn Ihr Euer Wort halten wollt.«
    Gunther nickte unzufrieden.
    Hagen war wieder einmal überrascht, wie leicht sich der König führen ließ, sofern man es im Mantel von Ehre und Gerechtigkeit verpackte.
    Siegfried war vom Boden verdreckt, und sein Hemd war so weit eingerissen, dass er es mit einer schnellen Bewegung auszog und von sich warf. Er atmete schwer, sichtlich unfähig, das Geschehene zu verstehen. Hjalmar hingegen war so ausgeruht, wie er am Morgen von seinem Lager aufgestanden war. Die mehr als doppelten Jahre, die er im Vergleich zu Siegfried zählte, hatten seine Muskeln nur zäher, aber nicht schwächer gemacht. Zum ersten Mal lächelte er. »Ich hoffe doch, dass du wirklich der Sohn Siegmunds bist. Ein so leichter Sieg wird mir deine Untertanen noch gefügiger machen.«
    Mit einem Schrei stürzte sich Siegfried auf den verhassten Dänen, der sich leichtfüßig an ihm vorbeidrehte und dem strauchelnden Xantener das Schwert in den nackten Rücken schlug.
    Siegfried landete auf dem Bauch, und Schlamm drang in Ohren, Nase, Mund und Augen. Er spürte ihn knirschend zwischen den Zähnen und beißend im Blick.
    Was er nicht spürte, war Schmerz. Hjalmars Klinge hatte ihn mit Kraft getroffen, und wenn sie nicht aus leichtem Holz war, hätte sie das Rückgrat glatt durchtrennen müssen.

    Auch die Soldaten um ihn herum erkannten, dass seine Haut unverletzt war. Es wurde geraunt, und misstrauische Blicke wurden getauscht. Ein paar christliche Krieger bekreuzigten sich, denn was sie sahen, war entweder das Werk des Teufels - oder die Gnade Gottes.
    Hjalmar sah sein Schwert an, als sei es eine sich windende Schlange.
    Siegfried spürte die erste Schwäche des Gegners und kam behände auf die Füße. Bevor er das Kampfesglück wenden konnte, musste er den Gegner brechen. »Wie kannst du glauben, Siegmunds Sohn, Fafnirs Bezwinger, den Träger Nothungs mit einem gewöhnlichen Schwert zu besiegen? Die Götter haben diesen Tag zu einem Totentag erkoren!«
    Hjalmar packte das Heft seines Schwerts nun mit beiden Händen, wieder und wieder auf Siegfried einhackend, als habe er eine mächtige Eiche zu fällen. Erneut drohte der junge Xantener unter der Macht

Weitere Kostenlose Bücher