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01 - Der Ring der Nibelungen

01 - Der Ring der Nibelungen

Titel: 01 - Der Ring der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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haben, um das Land zu neuer Blüte zu geleiten.«
    »Aber zwei Reiche ohne Führung?«, hielt Gernot dagegen. »Sachsen wie Hunnen würden sich freuen, den leeren Thron im Handstreich zu nehmen.«
    Hagen winkte ab. »Unsere besten Feldherren und Strategen werden das Tagesgeschäft übernehmen und dem Volk die frohe Botschaft verkünden. Die nächsten Wochen werden mit der Vorbereitung auf die Rückkehr König Siegfrieds verbracht. Bis dahin werden die Soldaten, die in Hjalmars Sold standen, ihre erhitzten Gemüter an den Grenzen kühlen. Auch ohne den König kann das Heer jedem Feind lange genug standhalten.«
    Er war froh, den Xantener noch eine Weile im Blickfeld zu behalten. Nach dem, was heute Morgen auf dem Feld geschehen war, musste jeder weitere Schritt gut durchdacht sein. Bisher hatte niemand es gewagt, die wundersame Unverletzlichkeit Siegfrieds anzusprechen. Er war reich, ein Held, ein König - und nun ein Gott?
    »Ich werde mit den Heerführern reden - ihnen sagen, wie im Namen Siegfrieds zu regieren ist«, sagte der neue König nun. »Es wird ein frischer Wind durch das Land wehen. Entschuldigt mich, Majestät.«
    Gunther nickte, und erst als Siegfried schon den ersten Fuß außerhalb des Zelts hatte, sprach er ihn noch einmal an. »Du solltest mich Gunther nennen. Freunde waren wir schon immer - nun sind wir auch vom gleichen Stand.«
    Siegfried drehte sich noch einmal um und senkte dankbar den Kopf. »Gunther.«
    Auch Gernot verließ das Zelt. Hagen und sein König blieben allein zurück, um die bedenklicheren Seiten der Ereignisse zu besprechen.
    Der König setzte sich auf einen Stuhl und legte die Stirn in Falten. »Es lief gut heute - so scheint mir.«
    Hagen wagte keinen direkten Widerspruch. »Was wir erreichen wollten, wurde erreicht.«
    »Aber wie wurde es erreicht? Du hast es ebenso gesehen wie ich - Hjalmars Klinge hätte ihn in Stücke hauen müssen!«
    Der Ratgeber strich sich über den Bart. »Können wir wissen, welcher Handel einst im Wald vor Worms geschlossen wurde? Die Frage, wie Siegfried den Drachen erschlug -wir hätten sie vorher stellen müssen. Mir scheint, als hielten nicht nur die Götter ihre schützende Hand über den neuen König von Xanten.«
    Gunther griff nach einem Krug mit Wein und goss etwas in seinen Kelch. »So sehr mich seine Kräfte beunruhigen, so sehr freut es mich, dass er auf unserer Seite steht. Wenn er denn Kriemhild heiratet, ist der Bund zwischen unseren Reichen stark.«
    »Und wenn der Bund eine Schlinge wird?«, fragte Hagen frei heraus.
    »Was meinst du?«
    »Mit Kriemhild als Königin hätten Xanten und Dänemark einen Anspruch auf Burgund - wenn Ihr und Gernot durch Klinge oder Gift sterbt, ohne Erben zu hinterlassen«, erklärte Hagen. »Nicht einmal ein Feldzug wäre nötig, denn es wäre rechtens.«
    Gunther schaute in seinen Kelch, der Durst war ihm schlagartig vergangen. »Willst du andeuten, dass meine eigene Schwester meinen Untergang plant?«
    Hagen hob abwehrend die Hände. »Niemals! Verrat liegt nicht im burgundischen Blut. Doch wenn Siegfried heimlich arrangiert, was möglich ist - wie könnte Kriemhild ihm verweigern, unser herrenloses Reich zu retten?«
    »Doch wenn ich ihm die Hochzeit mit meiner Schwester verweigere - hast du einen Zweifel, dass er sie mit Gewalt holen wird?«, fragte Gunther.
    Hagen schüttelte den Kopf. »Nicht den geringsten. Wir haben ein Biest an unserem Busen genährt, bis ihm die Zähne wuchsen, uns zu fressen. Es nun auszusetzen wäre weitaus gefährlicher, als es an die Kette zu legen.«
    »Wie soll das geschehen?«
    »Zuerst einmal ist die Zeit noch auf unserer Seite. Siegfried kann Kriemhild erst heiraten, wenn Ihr selbst im Stand der Ehe steht. Der Rückkehr nach Burgund folgt also eine Reise nach Island. Es steht Euch zu, den noch ungekrönten Freund als Vasallen mitzunehmen. Er hat kein Interesse, diese Bitte abzulehnen. Und sieht er die Königin Brunhilde als Eure starke Verbündete im Norden, mag sein Hunger nach Burgund deutlich gedämpft werden.«
    »Siegfried wird nicht glücklich sein, wenn er von diesen Verzögerungen erfährt«, murmelte Gunther.
    Hagen lächelte. »Höfisches Protokoll, alte Gesetze aus dunkler Zeit - kaum etwas, das dem König von Burgund anzulasten ist.«
    Gunther nahm nun doch einen tiefen Schluck aus seinem Kelch und straffte sich. »Dann ist es entschieden. Aber schicke Boten voraus nach Burgund, damit ein würdiger Empfang bereitet wird - und die Schiffe für die Fahrt nach

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