01- Die Normannenbraut
schlug sie ins Gesicht ihres Verehrers. »Ihr spracht von einem Kuss, Mylord von Connaught! Aber nun missbraucht Ihr meine Zustimmung, nachdem mein Vater mich Euch anvertraut hat.«
Wütend rieb er sich die Wange, dann erkannte er, dass er zu weit gegangen war. »Verzeiht mir, Mylady«, entschuldigte er sich mit einer Demut, die er keineswegs empfand. Eines Tages würde er Erin nicht mehr loslassen müssen und ihr alle Freuden der Liebe beibringen. In ihrem Kuss hatte er eine schlummernde Sinnlichkeit gespürt, die, ihr selbst noch nicht bewusst war. Nun fand er Trost in der Gewissheit, dass sich seine Geduld lohnen würde,
»O Fennen, es tut auch mir leid.« Wieder empfand sie Schuldgefühle. Sie hatte seine Zärtlichkeiten genossen bis sie an die Norweger erinnert worden war. Zu ihrer Erleichterung erwiderte er ihr Lächeln, und sie freute sich an der Macht, die sie über diesen hübschen, vielbegehrten Krieger ausübte. »Jetzt müsst Ihr mich zu Mergwin zurückbringen und dann sehen, welches Schicksal die Wikinger in der Schlacht erleiden. Vater glaubt ganz fest an eine norwegische Niederlage.«
Er nickte. Respektvoll nahm er ihren Arm und führte sie zur Hütte zurück. »Die Dänen sind stark, und sie haben uns große Reichtümer versprochen.«
Der Druide stand vor seiner Tür. »Das Tageslicht schwindet rasch dahin, König von Connaught«, betonte er.
Aber Fennen beachtete ihn nicht. »Passt gut auf Euch auf, meine Prinzessin. Bald sehen wir uns wieder.«
»Gott mit Euch, Mylord.« Anmutig knickste sie und lächelte sittsam, als er einen Kuss auf ihre Lippen hauchte.
Nur Mergwin sah das mutwillige Funkeln in ihren Augen hinter den halbgesenkten Wimpern und hätte beinahe gelacht. Glaubt bloß nicht, Ihr hättet Erin schon erobert, junger Herr, dachte er. Fennen legte ihm ein kostbares besticktes Tuch in die Hand, ein Geschenk von Lady Maeve und Aed, dann schwang er sich in prahlerischer Haltung auf sein Streitroß.
Erin winkte ihm nach, als er zwischen den Bäumen davonritt, dann wandte sie sich lächelnd zu Mergwin. »Nun, wie denkt Ihr über Fennen? Ist er nicht ein Angeber, wie die meisten Männer?«
Belustigt hob der Druide die Brauen. »Ihr verspottet den König von Connaught? Und ich dachte, Ihr hättet mir Euren Verlobten gebracht.«
Seufzend ging sie in die Hütte, und er folgte ihr. »Nein, Mergwin, ich verspotte ihn nicht. Er ist ein guter Mann und ein gerechter König, nur – ich weiß es einfach nicht. Wahrscheinlich liegt es an mir. Ich enttäusche meine Eltern und ärgere meine Schwester, aber ich verspüre nicht die geringste Neigung zu heiraten.«
»Vielleicht möchtet Ihr einem Orden beitreten, so wie Eure Schwester Bede«, schlug er boshaft vor.
»O nein!« Lachend wandte sie sich zu ihrem alten Freund und Menton »Ich kann Bedes Gott nicht so blindlings lieben … «
»Oder den Hass in Eurem Herzen löschen«, unterbrach er sie leise.
Bedrückt zuckte sie die Achseln und ging zum Feuer, um ihre Hände zu wärmen. »Ich sah eine Stadt in Schutt und Asche fallen. Mein Vetter verlor den Verstand, die Leichen meines Onkels und meiner Tante wurden den Geiern zum Fraß vorgeworfen - und bis jetzt nicht gerächt. Wundert es Euch, dass mein Hass mich Tag und Nacht begleitet?«
Mergwin setzte sich an seinen Tisch und griff nach dem Mörser, in den er eine Wurzelmischung zerstieß. »Euer Vater konnte Clonntairth nicht rächen, Erin. Die zerstrittenen irischen Könige bekämpften einander, und die Norweger waren damals sehr mächtig, und das sind sie auch jetzt. Aeds Sorge muss vor allem dem Schutz Taras und der Brehon-Gesetze gelten. Er darf den Regierungssitz keinem Angriff ausliefern - obwohl er allen Grund hätte, Rache zu üben. Sein Bruder fiel im Kampf gegen die Dänen, sein Vater wurde von einem irischen König ermordet. Aber soll er sich rächen und den Zusammenbruch der ohnehin geringfügigen zentralisierten Ordnung in Kauf nehmen?«
»Und was soll ich tun? Fennen mac Cormac heiraten, eine fügsame Ehefrau werden und wegschauen, wenn mein Land verwüstet wird?«
Ihr werdet Cormacs Sohn nicht heiraten, dachte Mergwin, doch das sprach er nicht aus. Er neigte sich wieder über seine Wurzeln. »Nun, Ihr könntet es schlimmer treffen. «
»Oder besser!«
Eigentlich müsste ich sie vor der dunklen Aura warnen, die den König umgibt, überlegte Mergwin. Sie bedeutet Leid oder Schmerzen - aber für wen? Für Fennen oder die Prinzessin, die er begehrt?
Leidenschaftlich fügte
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