01 - komplett
und ihrem Haar, und plötzlich kannte er nur noch sein Begehren für sie, und er küsste sie voll Inbrunst und besitzergreifender Tiefe.
Als der Gong zum Dinner ertönte, lösten sie sich voneinander. Melicent keuchte, ihr Haar war zerzaust, ihre Lippen waren weich und feucht und ihre Augen dunkel vor Begierde. Alex spürte, wie ihn erneut Lust überkam. Er war sich nicht sicher, ob er bis nach dem Essen warten konnte. Nie war ihm die Aussicht auf ein Abendessen so unattraktiv erschienen. Andererseits könnte sich die Verzögerung als Aphrodisiakum erweisen. Vielleicht konnten sie die Zeit nutzen, um ihr Begehren zu schüren. Dieser Einfall gefiel ihm. Denn eines war sicher: Er würde die Nacht nicht im Gästezimmer verbringen.
3. KAPITEL
Melicent versuchte verzweifelt, sich auf das Essen zu konzentrieren, aber all ihre Anstrengungen waren vergebens. Ihr gegenüber saß Alex, und sie sah nichts und niemanden außer ihm. Der Tisch war nicht groß, und so berührten sich darunter hin und wieder ihre Knie. Jedes Mal zuckte sie zusammen, und sie konnte ihre Anspannung, ihre Sehnsucht kaum unterdrücken. Sie beobachtete ihn, wie er Messer und Gabel führte, bemerkte seine kraftvollen Hände und die tiefe, eindringliche Stimme, während er sich überaus höflich mit ihrer Mutter unterhielt.
Vor allem aber war sie sich seines dunklen Blickes bewusst, der immer wieder auf ihr ruhte. Ihr wurde dabei ganz heiß, und so fiel ihr an diesem Abend wenigstens nicht auf, wie kalt es im Speisesalon war. Ihr Herz tat aufgeregte kleine Hüpfer, und Sehnsucht ließ ihr den Atem stocken. Was um alles in der Welt passierte da mit ihr?
Damals als junges Mädchen hatte sie sich zwar auf den ersten Blick in ihren Mann verliebt, aber das war eher eine unschuldige Schwärmerei gewesen, nicht diese schamlose, wilde und verwegene Lust, die sie jetzt empfand.
Er fing ihren Blick auf. Seine festen Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, mit dem er ihr die Erfüllung all ihrer lustvollen Gedanken zu versprechen schien. Melicent hätte ihn beinahe angefleht, sie zu küssen und sie zu ...
Sowie sie von der Ankunft ihres Schwiegersohns hörte, hatte Mrs. Durham sich von ihrem Lager erhoben wie Phoenix aus der Asche. Ohne jedes Anzeichen von Krankheit hatte sie ihr bestes Abendkleid angelegt und hielt nun an der Tafel Hof. Am anderen Ende des Tisches schmollte und seufzte sich Aloysius durch das Dinner und schickte immer wieder zornige Blicke in Alex’ Richtung. Melicent lächelte schwach, als sie daran dachte, wie energisch ihr Ehemann auf das schlechte Betragen ihres Bruders reagiert hatte. Vermutlich hoffte Aloysius, dass Alex rasch nach London zurückkehren würde, damit er ebenso rasch wieder zu seinem liederlichen Lebenswandel zurückkehren konnte. Sie würde mit Alex über dessen Pläne reden müssen. Noch hatte er sich nicht dazu geäußert, ob er von ihr erwartete, dass sie ihn bei seiner Abreise begleitete. Viele Männer waren so tyrannisch, von ihrer Ehefrau in dieser Hinsicht blinden Gehorsam zu fordern. Viele Frauen würden sich darein schicken, weil sie es für ihre Pflicht hielten. Sie gehörte nicht länger zu ihnen.
Die alte Wunde begann wieder zu schmerzen. Alex konnte nicht einfach hereinspazieren, sie küssen und dann erwarten, dass sie ihm einfach in die Arme fiel, als wären sie einander nie entfremdet gewesen. Sie war nicht länger die strahlende Unschuld, die er vor vier Jahren geheiratet hatte. Bei ihrer Hochzeit hatte sie ihn angebetet, und es hatte ihr das Herz gebrochen, als er sich kalt von ihr ab- und seinen Gütern zugewendet hatte. Von Anfang an hatte sie den Zorn gespürt, der in ihm schwelte, weil er in diese Ehe getrieben worden war. Das hatte ihr Angst gemacht, und so hatte sie geschwiegen, während die Kluft zwischen ihnen immer größer wurde.
Der Blick, den er ihr jetzt zuwarf, war allerdings keineswegs kalt. Ein heißer Schauer überlief sie, als sein Blick wie eine Berührung über sie glitt.
„Bestimmt würde Ihnen andere Gesellschaft sehr gut tun, Madam“, sagte Alex gerade zu Mrs. Durham. „Anscheinend hat Ihre Gesundheit in letzter Zeit gewaltige Rückschläge erlitten, aber in der richtigen Gesellschaft wäre es gut möglich, dass Sie sich im Handumdrehen wieder erholen. Vielleicht würde Ihnen ein hübsches Häuschen in einem fashionablen Badeort gefallen? Das könnte gewiss arrangiert werden. Mit der passenden Dame als Gesellschafterin ...“
„Das klingt entzückend“, flötete Mrs.
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