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01 - komplett

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Titel: 01 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 4 Romane
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Seidenrobe anlegte, die so ganz anders war als die Kleider, in denen sie bisher gesehen worden war, würde wohl niemand auf die Idee kommen, dass es sich bei Lady Rowan Chilcourt und Miss Maylins Zofe um ein und dieselbe Person handeln könnte.
    Lucas würde sie natürlich erkennen, aber er würde sie ja nicht sehen. Die Kammerdiener tauchten bei derartigen Veranstaltungen nicht auf – im Gegensatz zu den Zofen, die stets zur Hand waren, um mit Ohnmachten, heruntergerissenen Säumen und aus der Fasson geratenen Frisuren fertig zu werden. Sie durfte nicht vergessen, einen großen Bogen um den Ruheraum für Damen zu machen.
    „Also gut, ich komme.“ Der letzte Abend war ein zauberhafter Traum gewesen. Es war an der Zeit, sich wieder in Rowan zurückzuverwandeln und Daisy zu vergessen.
    Sie musste vergessen, dass sie verliebt war, und an Papa denken und daran, mit einem passenden Mann eine passende Verbindung einzugehen. Es war an der Zeit, dass sie ihre Pflicht erfüllte.

10. KAPITEL
    „Lady Rowan Chilcourt!“
    Es war genau wie letzte Nacht – nur dass jetzt der Ballsaal nicht nur im Glanz des Tafelsilbers und der Gläser, der Kerzen und der Kronleuchter erstrahlte, sondern auch im Geglitzer der Juwelen und Silberknöpfe und im Schimmern von Satin und Seide.
    Rowan schritt die Treppe zu ihren Gastgebern hinunter, voll Anmut, den Fächer genau im richtigen Winkel erhoben, den Kopf stolz erhoben, das Lächeln vollkommen.
    „Meine liebe Lady Rowan, was für eine Freude, dass Sie kommen konnten.“
    „Lady Fortescue, ich bin Ihnen wirklich dankbar für die Einladung. Meine elende Kutsche hatte einen Achsenbruch, glücklicherweise nicht weit von einem respektablen Gasthof entfernt – aber das hat Ihnen Miss Maylin sicher schon alles erklärt.“
    „Ihre Freundin Miss Maylin ist hier irgendwo. Sie wird Ihnen alle vorstellen, die Sie noch nicht kennen.“
    Rowan begrüßte der Reihe nach sämtliche Fortescues und plauderte ein wenig mit ihnen, bis sie sich schließlich unter die Gäste mischen konnte. Der Tanz hatte noch nicht begonnen, und so schlenderten die Gäste umher. Rowan sah ein paar junge Damen in ihrem Alter, die sie noch von ihrer ersten Saison her kannte, ehe ihr Papa sie nach Wien mitgenommen hatte. Sie trat zu ihnen, um die Bekanntschaft zu erneuern.
    „Meine Einladung habe ich Penelope Maylin zu verdanken“, erklärte sie Miss Anstruther, nachdem diese übersprudelnde junge Dame in aller fesselnden Ausführlichkeit von ihrer Verlobung mit Lord Martinhoe berichtet hatte und sich nun wunderte, woher Rowan inmitten all der verschneiten Landschaft eigentlich kam.
    „Ich habe sie noch gar nicht gesprochen.“
    „Sie ist hier irgendwo. Vorhin habe ich sie noch gesehen. Das arme Mädchen versucht Lord Danescroft aus dem Weg zu gehen, aber das tut sie ja schon die ganze Woche“, mischte sich Lady Fiona Davidson ein. „Haben Sie schon von dem Skandal gehört?“
    „Ja, schrecklich“, stimmte Rowan zu und fragte sich, ob sie Penny suchen und ihr dann nicht mehr von der Seite weichen sollte, um jeden Annäherungsversuch seitens Seiner Lordschaft zu verhindern. Vielleicht hatte er ja vor, ihr an diesem Abend einen Heiratsantrag zu machen. Andererseits hatte Penny fest entschlossen gewirkt, sich durchzusetzen, und so war es vielleicht besser, wenn sie es hinter sich brachte, solange diese Stimmung anhielt.
    Ein Lakai kam mit einem Tablett vorbei, auf dem Gläser mit Kräuterlikör standen.
    Rowan nahm einen entgegen und neigte nur leicht den Kopf, und er ging weiter, ohne zu bemerken, dass er eben die Frau bedient hatte, die ihn noch am Vortag wegen seiner dick gepuderten Perücke aufgezogen hatte. Sie atmete auf und entspannte sich ein wenig.
    Ein Gentleman trat zu ihnen, dann noch einer. Die Gruppe begann sie über Wien und den Kongress auszufragen, und sie wurde noch ruhiger. Sie würde es schaffen. Sie konnte sich reizend und gesellig und freundlich geben, und niemand würde merken, dass sie unglücklich verliebt war und sich nach einem Mann sehnte, den sie nicht haben konnte.
    „Nun, die Geschäfte dort stellen natürlich die reinste Versuchung dar“, sagte sie gerade zu Lady Furness. „Mein Nadelgeld schmolz immer dahin wie Schnee in der Sonne, sobald ich es bekommen hatte! Die Schneider arbeiten natürlich nicht so gut wie in London, meinen Reitdress habe ich mir immer zu Hause machen lassen ...“
    Aus dem Augenwinkel sah sie einen dunkelhaarigen Mann vorübergehen, und plötzlich drehte sich

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