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01 - komplett

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Titel: 01 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 4 Romane
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und niemand konnte wissen, wann sie eine neue finden würden. Einen Moment lang fragte Clara sich, ob Sebastian seine Angestellten einfach vergessen hatte. Dann überfiel sie ein heftiges Schuldgefühl. Schließlich verließ er England ihretwegen.
    „Es tut mir leid.“
    „Es ist ja nicht Ihre Schuld, Madam“, erwiderte einer der Lakaien. „Seine Gnaden ist ein guter Herr. Aber – verzeihen Sie meine Worte – manchmal ist er blind.“
    „Er hat ein Bild von Ihnen in seiner Reisekiste, Madam“, berichtete ein Zimmermädchen, das sich bisher im Hintergrund gehalten hatte. „Er hat es eingepackt, als er glaubte, niemand würde ihn sehen. Aber ich war zufällig in der Nähe und ...“
    Alle schauten erwartungsvoll zu Clara hin. Dann sagte Perch: „Ich nehme an, Miss Davencourt, dass Sie nicht bereit wären, Seiner Gnaden eine zweite Chance zu geben?“
    Sie seufzte. „Ich habe ihm schon mindestens die fünfte gegeben.“
    Die Bediensteten tauschten kurze Blicke aus. Schließlich war es erneut der Butler, der das Wort ergriff. „Niemand könnte mehr von Ihnen verlangen, Madam.“
    Erneut entstand Unruhe. Vermutlich glaubten diese Menschen wirklich, ihr Arbeitgeber habe den Verstand verloren.

    Clara runzelte die Stirn. „Wenn es einen Erfolg versprechenden Weg gäbe, würde ich es vielleicht noch einmal versuchen. Aber ich fürchte, es ist zwecklos. Und im Übrigen bin ich gar nicht mehr sicher, dass Seine Gnaden eine weitere Chance verdient hat.“
    Die Haushälterin nickte verständnisvoll. „Männer!“ Und eines der Mädchen setzte hinzu: „Hoffnungslos!“
    „Sie müss’n ihn in einem schwachen Moment erwisch’n“, schlug unerwartet einer der Pferdeknechte vor. „Die meisten Männer könn’ nich lüg’n, wenn sie getrunken hab’n.“
    Zu ihrer eigenen Überraschung musste Clara lachen. „Ich weiß nicht, ob ich einen Gatten möchte, der mir seine Liebe nur gesteht, wenn er betrunken ist.“
    „Nun“, meldete sich erneut die Haushälterin zu Wort, „wir glauben, dass es Master Olivers Unfall war, der Seine Gnaden so verändert hat. Einige von uns haben schon unter seinen Eltern gedient. Wir können uns gut daran erinnern, dass Seine Gnaden als Knabe ganz anders war. Er hat sich das alles viel zu sehr zu Herzen genommen.
    Sicher, es war für alle schrecklich. Aber er ist danach so kalt geworden ...“
    „Das stimmt“, bestätigte eine ältere Frau. „Bis zu Master Olivers Tod war er ein so fröhliches Kind. Und immer voller Verständnis und Mitgefühl. Aber dann hat er begonnen, sich Vorwürfe zu machen. Und schließlich wollte er niemanden mehr an sich heranlassen.“
    „Wer war Master Oliver?“, wollte Clara wissen.
    Einige der Dienstboten schauten zu Boden, andere traten nervös von einem Fuß auf den anderen.
    „Der jüngere Bruder Seiner Gnaden“, erklärte Perch. „Er hatte einen Unfall.“
    „Er is’ ertrunken“, erläuterte der Gärtner. „Schlimme Sache ...“
    Erstaunt schaute Clara von einem zum andern. Sie hatte nie zuvor von einem jüngeren Bruder gehört, und einen Moment lang dachte sie tatsächlich, die Dienstboten würden irgendetwas verwechseln. Doch die bedrückten Gesichter waren Beweis genug dafür, dass Butler und Gärtner die Wahrheit gesagt hatten.
    Warum, um Himmels willen, hatte Sebastian seinen Bruder nie erwähnt? Weder mit ihr noch mit Martin – dessen war sie sich ganz sicher – hatte er jemals darüber gesprochen. Was sollte diese Geheimniskrämerei?
    „Ich wusste nichts von Master Oliver“, gestand Clara. „Wie traurig ... Es tut mir sehr leid.“
    Alle nickten.
    „Seine Gnaden“, wiederholte Perch noch einmal, „hat sich die Schuld an Master Olivers Tod gegeben. Und seitdem, so könnte man meinen, ist er völlig gefühllos.“
    Schweigen senkte sich über den Raum.
    „Jeder von uns weiß, dass Sie zu gut für Seine Gnaden sind, Madam. Sie sind großzügig, und warmherzig. Eine echte Lady. Nur deshalb haben wir es gewagt, Sie mit diesem Problem zu belästigen. Wenn Sie also doch noch einen Weg sehen ... Sie könnten dem Duke und uns sehr helfen.“

    So hoffnungsvoll schauten alle sie an, dass ihr schlechtes Gewissen Clara noch mehr plagte. Wenn Sebastian das Haus schloss, würden diese Menschen keinen Lohn mehr erhalten. Sie würden nicht einmal mehr ein Dach über dem Kopf haben. Und das galt auch für ihre Familien. Trotzdem – das spürte sie sehr deutlich – ging es den Dienstboten nicht nur um die eigene Zukunft, die eigene

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