01 - komplett
jeder Tag bis zum Abend vor dem Dreikönigsfest ihm wie eine Ewigkeit vorkommen würde.
Ihre Unterlippe zitterte ein wenig. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich dich überhaupt heiraten will, wenn du plötzlich langweilig und ...“, sie runzelte die Stirn, „...
altjüngferlich geworden bist. Ich habe mir nie einen bekehrten Rake zum Gatten gewünscht. Was ich wollte, war immer ein Rake, der all seine Zuneigung und all seine Verführungskünste auf mich konzentriert.“
Er breitete die Arme aus. „Du weißt, dass ich dir ganz und gar gehöre, mit Körper und Seele. Tu mit mir, was du magst.“
Unter gesenkten Lidern hervor schaute sie ihn an. „Im Moment fasziniert mich die körperliche Seite unserer Beziehung am meisten. Wahrscheinlich sollte ich mich schämen. Doch da wir bald verheiratet sein werden ...“ Mit der flachen Hand fuhr sie über seinen Arm, von der Schulter bis zum Handgelenk. Dann flatterten ihre Finger über seinen Handrücken.
Es war keine richtige Berührung. Sebastian nahm kaum mehr als einen Windhauch wahr. Und doch begann sein Puls zu rasen. Schauer der Lust überliefen seinen Rücken. „Bitte ...“ Seine Stimme klang heiser. „Nein!“
Er spürte ihre Unsicherheit. Sie wollte ihn. Und sie wagte es, ihm ihr Verlangen zu zeigen, obwohl man sie zu einer Dame erzogen hatte. Sie war leidenschaftlich, mutig und unerschrocken. Doch seine Zurückweisung vermochte sie aufgrund ihrer Unerfahrenheit nicht richtig zu deuten.
Als sie errötend ihre Hand zurückzog, schämte Sebastian sich. Nie mehr hatte er Clara wehtun wollen. Und nun kränkte er sie schon wieder. Sicher, die Situation hatte sich vollkommen geändert. Das wussten sie beide. Trotzdem begriff Clara die Zusammenhänge offensichtlich nicht. Er musste sie ihr erklären. Wenn es doch nur nicht so schwierig gewesen wäre, die richtigen Worte zu finden!
„Verflixt!“ Clara schüttelte ärgerlich den Kopf. „Ich habe mich auf dich verlassen, Sebastian. Ich dachte, wenigstens einer von uns wüsste, wie es geht.“
Ihre Entrüstung hätte amüsant sein können, wenn da nicht auch echte Verzweiflung aus ihrem Ton gesprochen hätte.
„Ich kenne mich da schon aus“, erklärte Sebastian. „Es ist nur ... Clara, ich liebe dich.
Nie zuvor habe ich so für einen anderen Menschen empfunden. Deshalb möchte ich ...“ Er unterbrach sich.
Aus großen Augen schaute sie ihn an. Lange und eingehend musterte sie sein Gesicht. Schließlich kam sie zu einem Schluss. „Du hast Angst, Sebastian.“
Mit einem schiefen Lächeln nickte er. „Ich kann es nicht leugnen.“
Sanft legte sie ihm die Hand auf den Arm. „Ich bin nicht sicher, ob ich dich richtig verstehe ... Als du sagtest, ich hätte dein ganzes Leben verändert und dich zu einem neuen Menschen gemacht, da glaubte ich, du sprächest nur über deine Gefühle.
Aber du hast auch deine ...“ Sie schluckte. Es war so schwer, es auszusprechen. „Du hast auch deine ... deine Manneskraft gemeint?“
Er biss sich auf die Unterlippe und schaute an sich herab. Seine Haut kribbelte überall da, wo Clara ihn berührte. Sein Herz schlug schneller, wenn sie ihn so hingebungsvoll anschaute. Sein Puls raste, wenn sie ihn küsste. Doch ein Teil seines Körpers, ein sehr wichtiger Teil, weigerte sich, eine Reaktion zu zeigen. Sebastian stieß ein lautes Stöhnen aus.
Fassungslos fuhr Clara sich mit den Fingern durchs Haar. „Was sollen wir in unserer Hochzeitsnacht tun? Und in all den Nächten danach?“
Wenn er sie nur hätte beruhigen können! Doch tatsächlich fürchtete er, dass seine Nervosität mit jedem Tag der Verlobungszeit wachsen würde. Es war unvorstellbar, aber es war wahr: Sebastian, Duke of Fleet, der berüchtigtste Rake von London, hatte seine Fähigkeiten als Verführer verloren. Er fühlte sich außerstande, ein unerfahrenes junges Mädchen in die Kunst der körperlichen Liebe einzuweihen.
Noch immer starrte Clara ihn aus weit aufgerissenen Augen an.
Hoffnungslosigkeit überkam ihn. Zum Teufel mit allem! Nie zuvor hatte er auf diesem Gebiet versagt! Was sollte er nur tun? Am liebsten hätte er Clara bis zur Bewusstlosigkeit geküsst, ihr das dünne Nachthemd von Leib gerissen und sie so lange und leidenschaftlich geliebt, dass sie vor Lust laut geschrien hätte. Aber er war unfähig, seinen Wunsch in die Tat umzusetzen. Es war entsetzlich!
Dann sah er, wie Claras Verwirrung in Belustigung umschlug. Um ihre Mundwinkel zuckte es amüsiert. Die Augen fest auf den Boden
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