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01 - Schatten der Könige

01 - Schatten der Könige

Titel: 01 - Schatten der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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nur zu unterstreichen, aber dennoch war sie merkwürdig froh darüber.
    Während sie die kalte, finstere Treppe emporstieg, wirbelten Gedanken an Coireg durch ihren Kopf, zusammen mit dem Bild eines anderen Mannes, eines großen, grauhaarigen Mannes, mit zuverlässig blickenden, blauen Augen und einem freundlichen Mund… Verwirrende Gefühle überkamen sie, als sie das Bild dieses Mannes vor sich sah, und dennoch war er ihr ein Rätsel. Sie lenkte ihre Gedanken auf ihren Meister, Bardow, aber der hochgewachsene Mann war auch dort, redete mit dem Erzmagier, lachte, sah sie an und lächelte ihr zu.
    Wer bist du?, dachte sie. Warum bist du so wichtig? Sie schluchzte leise und wünschte sich, dass Coireg hier wäre, damit sie ihn mit ihren eigenen Händen erwürgen könnte.
    »Bitte …«, sagte die Frau. »Du musst leise sein.«
    »Entschuldige … Ich …« Suviel schüttelte den Kopf und tupfte sich die Augen mit einem Fetzen ihrer Robe ab. »Ich sollte stärker sein.«
    »Ich weiß, was sie dir angetan haben«, erwiderte die Frau. »Du musst sehr stark sein, wenn du das so gut überstanden hast.«
    »Danke, Nerek, aber ich …«
    Nerek.
Der Name kam ihr unwillkürlich über die Lippen und brachte Gefühle und ein Kaleidoskop von Bildern mit sich. Nerek, ihre Ankunft in Trevada, die Begegnung mit den von Geistern unterjochten Kindern, die miteinander ringenden Persönlichkeiten in Nerek, das Herumirren in der Dunkelheit, das zu ihrer Gefangennahme geführt hatte, und lange davor … Keren. Und die böse Hexerei eines gewissen Byrnak.
    Gerade schien sie ein ganzes Netz aus Erinnerungen aus der Finsternis des Vergessens ziehen zu können, doch dann entglitt es erneut ihrem Zugriff.
    »Wir müssen weiter«, sagte Nerek. »Wenn wir das Kristallauge vorher erreichen wollen, vor ihr …« Suviel sah sie verwirrt an. »Vor wem?«
    Die Augen der Frau leuchteten wie Kiesel in dem schwachen Licht. »Vor der anderen, der Schwertkämpferin, als deren Ebenbild ich geschaffen wurde. Sie wurde von der Dämonenbrut hierher gebracht. Die Brut hat sie benutzt, um Zutritt zu dem unterirdischen Labyrinth zu erlangen, und hat ihr Macht verliehen.« Nerek runzelte die Stirn. »Zwischen uns gibt es ein Band, das immer stärker wird, je näher wir uns kommen. Ich sehe, was sie sieht, und höre ihre Gedanken. Sie glaubt, dass sie eine der Dämonenbrut werden möchte, aber Furcht und Zweifel nagen an ihrer Gewissheit.« Suviel begriff kaum, was Nerek sagte. Eine Dämonenbrut? Keren? Doch es gab etwas Wichtigeres. »Was willst du?«, fragte sie, und fürchtete beinahe die Antwort. »Warum hilfst du mir?« »Ich weiß, was ich war, und ich weiß, was mir angetan wurde«, erwiderte Nerek und sah sie an. »Ich habe mit ihm gesprochen … mit dem anderen Teil in mir. Zum ersten Mal vor wenigen Stunden, als ich in dieser Zelle eingesperrt war. Ich fühlte seine Qualen und den Verrat, der an ihm begangen wurde, und jetzt dürsten wir beide nach Vergeltung. Wenn ich dir helfe, das Kristallauge von diesem Ort wegzuschaffen, wäre das eine Art Rache …«
    Sie wurde von einem dunklen Rumpeln unterbrochen, und Suviel fühlte, wie die Steine in ihrem Rücken erzitterten.
    »Die Dämonenbrut und Keren!«, stieß Nerek hervor. »Sie bekämpfen die Akolythen und deren Nachtjäger in einem Hof vor der Basilika. Wir müssen weiter.«
    Sie hasteten die Treppe hoch, während sich Suviel weiter auf Nereks Arm stützte. Während sie weiter treppauf stiegen, versuchte sich Suviel vorzustellen, an welcher Stelle des gewaltigen Komplexes der Erhabenen Basilika sie sich wohl befanden. Sie erinnerte sich an eine Reihe von Höfen, welche die Basilika umgaben, an die Offizien im Inneren des Gebäudes, und die Vorhallen, an den imposanten Zeremoniensaal. Alles andere jedoch verschloss sich ihrem Bewusstsein.
    Als sie an einem mit Holz eingefassten Durchgang vorbeikamen, hörte sie einen lauten Schrei. Suviel wandte den Kopf und sah eine Gruppe von Akolythen, die von Coireg angeführt den schrägen Korridor hinter dem Durchgang hinaufstürmten. Bevor sie reagieren konnte, schob Nerek sie mit einer Hand zurück, während in der anderen eine feurige, grüne Aureole aufflackerte. Suviel sah erstaunt zu, als Nerek die grüne Hand unter den Bogen legte und mit einem halb triumphierenden, halb angestrengten Keuchen eine Bewegung machte.
    Es krachte und knackte, und mit einem ohrenbetäubenden Donnern stürzte die Flurdecke ein. Eine Wolke aus Staub und Sand wirbelte aus dem

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