01 - Schatten der Könige
ihre Ohren.
Denn bei diesem Schattenkönig handelte es sich um niemand anderen als Kodel, Sentinel und Anführer der Jäger Kinder .
30
Aus den Krumen des Schwarzen Verlustes,
gewässert vom bitteren Regen des Hasses,
sprießt die erstickende Schlingpflanze der Rache.
GUNDAL, Der Untergang von Gleoras, Kap. 4, xii 466
Mazaret führte seine fünfhundert Ritter in zügigem Galopp über die weiten, schlammigen Felder zu einem lang gezogenen Waldstück. Am anderen Ende des Feldes fand ein kleines Scharmützel statt, aber sie hatten keine Zeit, sich darum zu kümmern. Mazaret roch den Rauch in der Luft, und als sie den Waldrand erreichten, sah er Bäume auf der anderen Seite brennen und hörte das Schlachtgetöse. Die in tiefer Dunkelheit versunkenen Gehöfte und Besitzungen um das alte Fort zeugten von den chaotischen Folgen eines unorganisierten Kampfes in der Nacht, von tödlichen Verfolgungen, einzelnen Duellen, den blendenden Feuern magischer Kräfte, Scharmützeln und Hinterhalten. Doch im Moment gab es nur einen Kampf, in den Mazaret eingreifen wollte.
Sie ritten nach Norden bis zu einem alten Karrenweg, dem sie in westlicher Richtung durch den Wald folgten. Einige Vögel schreckten bei ihrem Nahen auf, und ein Hund, der vor einer baufälligen Kate angebunden war, bellte wie wild. Dann ließ Mazaret die Kolonne im Trab weiterreiten, als die ersten Reihen den Waldsaum verließen und sich einem entsetzlichen Schauspiel gegenübersahen. Etwa vierhundert Meter von ihnen entfernt hielten Yasgur und seine Truppen eine niedrige Anhöhe, auf der sich weder Buschwerk noch irgendein wirksamer Schutz befand. Die riesigen Bäume in der Nähe brannten wie gewaltige Fackeln und warfen einen grellen Schein über die gewaltigen Kräfte der Mogaun, die sich gegen die eingeschlossenen Soldaten drängten und sie mit Speeren und Klingen angriffen. Doch der Kampf war nicht spurlos an den Mogaun vorübergegangen. Die Lücke zwischen ihnen und ihren Gegnern war mit zertrampelten, blutigen Leichen von Männern und Pferden, mit zertrümmerten Karren und zerbrochenen Waffen gepflastert, und auf dem Hang der Anhöhe türmten sich zunehmend die Toten beider Seiten.
Einen Moment lang hielt Mazaret inne und betrachtete das grausame Schauspiel. In dem spärlichen Licht konnte er die Zahl der Krieger nicht gut abschätzen, aber er vermutete, dass mindestens zweitausend Mogaun-Krieger in Banden gruppiert und ohne sichtbare Taktik angriffen. Yasgur verfügte nur über wenige hundert Männer, die jedoch in festen Reihen mit aneinander gestellten Schilden formiert standhielten und nur langsam vor den wirren Attacken ihrer Feinde zurückwichen. Mazaret musste eine schwierige Entscheidung treffen. Er konnte sich zurückziehen und in eine Stadt flüchten, die sich im Klammergriff widerwärtiger Hexerei befand. Oder aber er führte seine Männer zu einem Frontalangriff, durchbrach den Ring der Angreifer und hoffte, dass Yasgur und er dann genug Kampfkraft besaßen, um sich zum Kamm durchzuschlagen.
Er lächelte grimmig. Letztendlich hatte er keine echte Wahl.
Mazaret riss das Schwert aus der Scheide, wirbelte es über dem Kopf und stieß den Kriegsruf eines längst untergegangenen Reiches aus: »Für Baum und Krone!«
Seine Männer nahmen den Ruf auf, als sie hinter ihm aus dem Wald hervorpreschten und ihre Rosse zu einem donnernden Galopp über die zerstörten Felder anspornten. Der Boden war von den Spuren des Kampfes übersät und von Schlamm und Blut aufgeweicht. In der Nähe des Hügels ritten hunderte von Mogaun ziellos hin und her. Sie waren auf einen solchen geballten Angriff nicht vorbereitet, und als ihre Stammeshörner Alarm bliesen, hatten die Rebellen ihr Ziel schon halb erreicht. Fünfzig Meter vor ihnen warf sich ein dichter Pulk Mogaun-Krieger den Angreifern entgegen, aber Mazarets Hauptleute schwenkten bereits ein und trieben seine Truppen in einem breiten Keil mit ihm selbst an der Spitze auf den Feind zu. Einige Mogaun schienen sich angesichts eines solch wilden Ansturms zu besinnen und rissen ihre Pferde hastig zur Seite. Andere waren kühner oder einfältiger, sodass Mazaret sich plötzlich einem bärtigen Krieger gegenübersah, der eine lange Axt schwang.
Der Lordkommandeur ließ sich seitlich vom Sattel gleiten, wich einem gefährlichen Hieb aus und schlug seinerseits mit dem Schwert zu. In einem Sprühnebel aus Blut polterten die Axt und der Unterarm des Angreifers zu Boden.
Kurz darauf galoppierte er an der Spitze
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