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01 - Schatten der Könige

01 - Schatten der Könige

Titel: 01 - Schatten der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Gang und umhüllte die beiden Frauen, die hustend die Treppe hinaufliefen.
    An ihrem Ende befand sich eine verschlossene Tür, deren Schließe Nerek mit einer schlichten Berührung zerstörte. Vorsichtig schlichen sie in einen viereckigen Raum, in dem Lampen brannten und der nach einem überhasteten Aufbruch aussah. Ein Wasserkessel kochte über einem Feuer, auf dem Tisch standen halb verzehrte Speisen, und aus einem umgestürzten Becher auf dem Boden verteilte sich eine dunkle Flüssigkeit über die Holzdielen.
    Hinter einer geöffneten Tür lag ein kleinerer Raum mit einem Tisch und Stühlen, einem Regal mit Speeren und einer abgewetzten Ledertruhe. Eine weitere Tür führte ins Freie.
    Es war noch Nacht, und Suviel nahm den beißenden Geruch von Rauch in der kalten, abgestandenen Luft wahr. Die schwarze Masse der Basilika erhob sich über dem Hinterhof, und sie hörte den Kampflärm, der gedämpft von der anderen Seite zu ihnen herüberdrang, ein albtraumhaftes Gemisch aus Schreien, Gebrüll, und anderen, weniger deutlichen Geräuschen. Rasch liefen sie über ein verbranntes, rundes Rasenstück zu einem Säulengang und stürmten durch die schweren, hölzernen Türen, die mit einem mächtigen Knall hinter ihnen zufielen und jeden Lärm abschnitten. In dem Raum beleuchteten zwei an der Decke befestigte Laternen einen holzgetäfelten Flur, dessen Wände von hellen Flecken gesäumt waren, an denen einst Bilder gehangen haben mussten. Hinter geöffneten Türen zu beiden Seiten lagen Räume, deren Schmutz und Staub auf jahrelange Vernachlässigung deuteten.
    »Wohin gehen wir?«, fragte Suviel. »Wo wird das Auge verwahrt?«
    »In einem Turm über der Basilika«, antwortete Nerek. »Ich habe ihren Gedanken aufmerksam gelauscht, und sie scheint zu glauben, dass hinter dem Altar im Haupttempel eine Treppe dorthin führt.«
    »Aber … der Tempel hat keinen Altar«, widersprach Suviel, während sie Nerek durch eine Tür am Ende des Flures folgte.
    In dem Raum dahinter blieben sie stehen. Das gewaltige Gewölbe des Haupttempels lag in einem erstickenden Dunkel, das nur von den Lichtpunkten einiger wenigen Lampen erleuchtet wurde, deren Schein eher in der Schwärze zu schweben schien, statt sie zu erhellen. Es befand sich tatsächlich ein Altar dort, eine Monstrosität mit geneigten Seiten, deren Oberfläche von Reliefs überzogen war, die im Licht einer Lampe wie Bronze glänzten. Es sollte nicht so dunkel sein, dachte Suviel. Nicht einmal bei Nacht. Dann blickte sie hoch. Sie erkannte lange Bahnen von aschgrauem Tuch, die überall unter der nach unten gewölbten Decke hingen und die hohen, bunten Fenster verdeckten, deren Glasmalereien, wie sich Suviel jetzt erinnerte, Szenen aus der Legende des Vater Baumes darstellten. Kein Lichtstrahl, weder von der Sonne noch von den Sternen, fand seinen Weg in diese heilige Halle.
    Sie schlichen sich durch den düsteren Raum zum Altar, und Suviels Ekel stieg, als sie einen erstickenden, süßlichen Geruch wahrnahm, den Gestank verfaulenden Fleisches. Als sie den Altar erreichten, sahen sie die Gegenstände, die darauflagen, ein langes Messer, einige rußige Schalen, ein kleiner Haufen runzliger Wurzeln. Ein breiter, dunkler Fleck verunzierte die Oberfläche. Nerek drängte weiter, als Suviel ihre Schritte verlangsamte, um den Opfertisch genauer zu betrachten. »Wir können uns hier nicht aufhalten. Sie sind schon sehr nah.«
    Ein tiefes, hartnäckiges Hämmern ertönte am anderen Ende des Tempels und zerriss die Stille, als es in dem weiten Raum widerhallte. Dann brach ein Teil der Wand nach innen ein, und eine gewaltige, ungeschlachte Gestalt schob sich durch die gezackte Bresche. Sie war von Staub und einer schimmernden Aura umgeben. Flammende, goldene Augen musterten das dunkle Innere des Raumes und richteten sich dann auf Suviel.
    Ich werde das Auge bekommen, kleine Hexe. Stell dich mir nicht in den Weg.
    Eine kleinere Gestalt erschien an der Seite der Dämonenbrut. Es war eine Frau, die ein langes, fahles Kleid trug und von einer ähnlichen Aura der Macht umhüllt wurde. Keren. Sie schaute zu den beiden Frauen neben dem Altar, richtete ihren Blick dann auf Nerek, und Suviel spürte, das etwas Unfassliches zwischen den beiden vorging.
    Im nächsten Moment erklang ein Aufschrei aus vielen Kehlen, und eine Anzahl Akolythen mit grünem Feuer in ihren Händen stürmte durch die Türen zu beiden Seiten der Halle. Gleichzeitig erklangen reißende Geräusche von oben, und Mörtel und

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