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01 - Winnetou I

01 - Winnetou I

Titel: 01 - Winnetou I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Indianer hinein.
    „Old Shatterhand!“ schrie Santer, indem er erschrocken davonrannte.
    Ich schickte ihm zwei Kugeln nach, die aber wohl nicht trafen, gab die übrigen Schüsse auf die Roten ab, welche zurückwichen, und rief Sam zu:
    „Fort, mir nach, genau hinter mir her!“
    Es war, als ob die Roten vor Entsetzen unfähig zur Bewegung seien; sie standen starr, obgleich ich auf sie geschossen hatte, doch absichtlich nach ungefährlichen Körperstellen. Ich faßte Sam beim Arm und riß ihn mit mir fort, in das Wäldchen hinein, durch dasselbe hindurch und in das Flußbett hinab. Das ging alles so schnell, daß von dem Augenblick meines Angriffes an bis jetzt kaum mehr als eine Minute vergangen war.
    „All devils, war das zur rechten Zeit!“ meinte Sam, als wir unten angekommen waren. „Ich wurde von diesen Schurken – – –“
    „Schwatzt nicht, sondern folgt mir!“ unterbrach ich ihn, indem ich seinen Arm fahren ließ und mich nach rechts wandte, um im Flußbett abwärts zu rennen, denn es galt zunächst, außer Schußweite zu kommen.
    Nun erst kamen die völlig überrumpelten und verblüfften Roten zu sich. Ihr Geheul erscholl hinter uns her, so daß ich Sams Schritte nicht mehr hören konnte. Schrille Rufe erschallten, Schüsse krachten; es war ein wahrer Höllenlärm.
    Warum flüchtete ich nicht flußaufwärts, unserm Lager zu, sondern abwärts, demselben grad entgegengesetzt? Aus einem sehr triftigen Grunde. Die Roten konnten uns zunächst nicht sehen, weil es unten im Flußbett dunkel war, und rannten jedenfalls aufwärts, weil sie jedenfalls annahmen, daß wir in dieser Richtung geflohen seien; wir befanden uns also, indem wir abwärts rannten, so ziemlich in Sicherheit und konnten dann in einem Bogen nach unserm Lager zurückkehren. Als ich glaubte, weit genug gelaufen zu sein, hielt ich an. Das Geheul der Roten ertönte immer noch in der Ferne; da, wo ich stand, regte sich nichts.
    „Sam!“ rief ich mit unterdrückter Stimme.
    Es erfolgte keine Antwort.
    „Sam, hört Ihr mich?“ fragte ich lauter.
    Er antwortete auch jetzt nicht. Wo steckte er? Er mußte mir doch gefolgt sein! War er vielleicht gestürzt und hatte sich verletzt? Denn meine Flucht war über rissigen, vertrockneten Schlamm und tiefe Wasserlachen gegangen. Ich nahm Patronen aus dem Gürtel, lud die Revolver wieder und kehrte dann um, langsamen Schrittes nach ihm zu suchen.
    Der Höllenlärm, den die Kiowas machten, währte noch immer fort; dennoch wagte ich mich näher und näher, bis ich wieder unter dem Wäldchen an der Stelle stand, wo ich Sam aufgefordert hatte, mir zu folgen. Ich hatte ihn nicht gefunden. Er war wohl anderer Absicht als ich gewesen und gleich an das andere Ufer gestiegen, ohne auf meine Worte zu achten. Aber da mußte ihn der Schein der Feuer getroffen und beleuchtet haben, und er hatte sich nicht nur den Augen der Kiowas, sondern auch ihren Kugeln preisgegeben. Welche Unbedachtsamkeit von dem kleinen, heut so obstinaten Kerlchen! Es wurde mir abermals angst um ihn; ich entfernte mich wieder von dem Wäldchen, bis ich von demselben aus nicht bemerkt werden konnte, und lief in einem Bogen auf unser Lager zu. Dort fand ich alles in großer Aufregung. Die roten und weißen Gefährten drängten sich an mich heran, und Dick Stone rief in vorwurfsvollem Ton aus:
    „Sir, warum habt Ihr uns verboten, Euch nachzukommen, selbst wenn Schüsse fallen sollten! Wir haben mit wahrer Gier gewartet, daß Ihr rufen würdet. Gott sei Dank, daß wenigstens Ihr wieder da seid, und zwar unverletzt, wie ich sehe!“
    „Wo ist Sam? Nicht hier?“ erkundigte ich mich.
    „Hier? Wie könnt Ihr nur so fragen! Habt Ihr denn nicht gesehen, wie es ihm ergangen ist?“
    „Wie denn?“
    „Als Ihr fort waret, warteten wir. Nach längerer Zeit hörten wir einige Rote rufen; dann wurde es wieder still. Da auf einmal hörten wir Revolverschüsse und kurz darauf ein entsetzliches Geheul. Dann krachten Flintenschüsse, und wir sahen Sam erscheinen.“
    „Wo?“
    „Drunten beim Wäldchen, am diesseitigen Ufer.“
    „Dachte es mir! Sam ist heut so unvorsichtig gewesen wie noch nie. Weiter, weiter!“
    „Er kam auf uns zugelaufen, aber es war eine ganze Menge Kiowas hinter ihm her, die ihn ereilten und festnahmen. Wir sahen dies deutlich, weil die Feuer hell brennen, und wollten ihm Hilfe bringen; aber ehe wir die Stelle erreichen konnte, waren sie mit ihm schon über das Flußbett hinüber und verschwanden unter den Bäumen. Wir

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