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01 - Winnetou I

01 - Winnetou I

Titel: 01 - Winnetou I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Obersten der Apachen, diesen Ritt selbst gemacht haben, ist ein sicheres Zeichen dafür, daß sie diese Sache für höchst wichtig halten. Nun sind sie heim. Der Ritt Winnetous wird durch die Leiche verzögert; Intschu tschuna ist vorausgeeilt und wird, wenn es sein muß, sein Pferd totreiten, um seine Krieger schnell beisammen zu haben.“
    „Darum muß ich unsern Häuptling ebenso schnell davon benachrichtigen!“
    „Mein Bruder mag nur warten und mich aussprechen lassen! Die Apachen werden nach zweierlei Rache dürsten, nach Rache an euch und nach Rache an uns, wegen der Ermordung ihres weißen Klekih-petra. Sie werden eine größere Schar gegen euch und eine kleinere gegen uns senden, und bei der letzteren wird sich der Häuptling mit seinem Sohn befinden, um dann mit ihm, wenn er uns überfallen hat, zu der größeren Abteilung zu stoßen. Du reitest jetzt zu deinem Häuptling, nachdem ich dir unser Lager gezeigt habe, damit du es später finden kannst, und sagst ihm alles, was ich dir erzählt habe. Darauf kommt ihr mit euren zweihundert Kriegern zu uns, um Intschu tschuna mit seiner kleinen Schar zu erwarten und gefangenzunehmen. Ihr seid zweihundert Krieger, und er wird nicht mehr als höchstens fünfzig mitbringen. Wir zählen zwanzig weiße Männer und werden euch natürlich helfen; es wird euch also kinderleicht sein, die Apachen zu überwältigen. Wenn ihr dann die beiden Häuptlinge in den Händen habt, ist dies grad so gut, als ob der ganze Stamm euch gehört, und ihr könnt fordern und verlangen, was ihr wollt. Sieht mein Bruder dies alles ein?“
    „Ja. Der Plan meines Bruders Sam ist sehr gut. Wenn der Häuptling ihn erfährt, wird er sich freuen, und wir werden schnell danach handeln.“
    „So wollen wir aufbrechen und schnell reiten, damit wir noch vor Nacht das Lager erreichen!“
    Wir stiegen auf die Pferde, die nun ausgeruht hatten, und flogen im Galopp davon. Diesmal hüteten wir uns, der Fährte wieder direkt zu folgen; wir ritten geradeaus und ersparten uns also die Umwege.
    Ich muß sagen, daß ich von Sams Verhalten gar nicht erbaut war, sondern mich vielmehr über dasselbe ärgerte. Winnetou, der edle Winnetou sollte mit seinem Vater und einer Schar von wohl fünfzig Kriegern in eine Falle gelockt werden! Wenn dies gelang, dann waren diese beiden und ihre Apachen verloren. Wie hatte Hawkens dies nur vorschlagen können! Er wußte ja, wie sympathisch mir Winnetou war, denn ich hatte es ihm gesagt, und ich wiederum wußte von ihm, daß er dem jungen Apachenhäuptling auch gewogen war.
    Alle meine Bemühungen, unterwegs an ihn zu kommen und ihn für auch nur kurze Zeit von den Kiowas abzubringen, waren vergeblich. Ich wollte ihn, ohne daß sie es hörten, von seinem Plan weg- und auf einen andern führen; aber er schien dies zu ahnen und wich nicht von der Seite des Anführers der Kundschafter. Dies machte mich noch zorniger auf ihn, und wenn ich, der ich nicht die geringste Anlage zur Launenhaftigkeit besitze, jemals bei schlechter Laune gewesen bin, so war es an jenem Tag, als wir in der Dämmerung im Lager ankamen. Ich stieg vom Pferd, schirrte es ab und legte mich mißmutig ins Gras, denn ich mußte einsehen, daß ich es jetzt zu einem Meinungsaustausch mit Sam nicht bringen könne. Er hatte alle meine Winke unbeachtet gelassen und erzählte jetzt den Lagergenossen, wie wir den Kiowas begegnet waren und was nun geschehen sollte. Sie waren anfangs über das Erscheinen der Indianer erschrocken gewesen; um so mehr freuten sie sich nun, als sie hörten, daß diese unsere Freunde und Verbündeten seien und wir nun wegen der Apachen nicht länger Sorge zu hegen brauchten. Wir konnten, von den zweihundert Kiowas umgeben und beschützt, unsere Arbeit fortsetzen und überzeugt sein, daß der erwartete Überfall uns gar nichts schaden werde.
    Die Kiowas wurden gastlich behandelt, bekamen tüchtig Bärenfleisch zu essen und ritten dann fort. Sie wollten die ganze Nacht unterwegs sein, um den Ihrigen die Botschaft so bald wie möglich zu bringen. Dann erst, als sie fort waren, kam Sam zu mir, legte sich neben mich hin und sagte in seinem gewöhnlichen überlegenen Ton:
    „Ihr macht heut abend gar kein gutes Gesicht, Sir. Muß eine Störung zu Grunde liegen, entweder der Verdauung oder der seelischen Eingeweide, hihihihi. Welches von beiden wird wohl das richtige sein? Glaube, das letztere. Nicht?“
    „Allerdings!“ antwortete ich nicht eben freundlich.
    „So taut Euer Herz auf und sagt mir,

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