010 - Der Derbysieger
Rennpferde hatten. Manche Summe, die Stanton auf seine eigenen Pferde setzte, kam nicht weiter als auf das Bankkonto Toady Wiltons.
Er folgte dem Ruf seines Freundes sofort und fuhr in einer Taxe zum Savoy-Hotel.
Graf Colini und Toady Wilton verstanden sich vorzüglich, ja Pentridge faßte sogar das größte Vertrauen zu Wilton, und auf dem Wege nach Sandown erfuhr dieser manches, was er bisher noch nicht gewußt hatte, besonders über John President.
12
Milton Sands ging auf der Rennbahn in Sandown auf und ab. Unerwartet traf er Mary President in der Begleitung Eric Stantons und begrüßte sie erstaunt.
»Ich dachte, Sie wären in Sussex?«
Sie sah ihn schuldbewußt an, aber Eric nahm sie sofort in Schutz.
»Ich wollte Miss Presidents Meinung über mein Rennpferd Jerry hören.«
Milton sprach noch eine Weile mit den beiden, dann trennten sie sich. Später sah er, daß Miss President allein zu den Sattelplätzen ging. Mr. Wilton trat auf sie zu, nahm aber kaum den Hut vor ihr ab, denn er fühlte sich ihr im Augenblick vollkommen überlegen.
»Hallo, Miss President, sind Sie ganz allein auf der Rennbahn?«
»Im Moment bin ich allein«, entgegnete sie höflich.
»Ich hatte schon seit langer Zeit die Absicht, einmal mit Ihnen zu sprechen.«
Sie wußte, daß das der Fall war, denn er hatte ihr stets seine Aufmerksamkeiten aufgedrängt. Er hatte immer Sir George Frodmere begleitet, wenn dieser zu ihrem Großvater kam, und in letzter Zeit hatten sich diese Besuche öfter wiederholt. Sir George kam unter irgendeinem Vorwand zu dem alten Herrn, und merkwürdigerweise hatte John President keine Abneigung gegen den Baronet, obwohl er wußte, daß dieser Mann nur Nutzen aus seinen Rennerfahrungen ziehen wollte. Mr. Wilton war ihr unausstehlich, besonders da er sich einbildete, viel Glück bei Frauen zu haben. Sie konnte ihn so wenig leiden, daß sie sich Mühe geben mußte, nicht unhöflich zu ihm zu sein. Heute war er wieder ganz besonders unausstehlich.
»Wie geht es dem alten Herrn?« fragte er.
»Meinem Großvater geht es gut«, antwortete sie kurz.
»Sie sehen wirklich entzückend aus«, erklärte er voll Bewunderung. »So schön wie eine Rosenknospe …«
»Ich wünschte, Sie würden so etwas nicht sagen«, entgegnete sie und errötete vor Ärger.
»Aber warum wollen Sie denn das nicht hören? Es ist nur die reine Wahrheit. Außerdem darf ich Ihnen das doch sagen, weil ich Ihr Freund bin. Und ich glaube, Sie können in der nächsten Zeit Freunde brauchen.«
»Was soll denn das heißen?«
Er sah sich um, als ob er nach jemandem suchte, und schließlich entdeckte er seinen Begleiter. »Kennen Sie den Herrn dort?«
In einiger Entfernung sah sie Pentridge. Er war elegant und auffällig nach der neuesten Mode gekleidet, trug hellgelbe Handschuhe und einen tadellosen Zylinder.
»Haben Sie den Grafen Colini schon kennengelernt?«
Sie schüttelte ungeduldig den Kopf. Und doch interessierte sie sich für den Herrn, der eine große Zigarre rauchte und sich selbstbewußt umschaute.
»Das ist Graf Colini, der in Monte Carlo die Bank gesprengt hat«, erwiderte Wilton großartig. »Er ist gerade kein Freund von John President.«
Sie wandte sich ab und sah Wilton mit einem ärgerlichen Blick an.
»Was soll das heißen?«
Er sah ihre Erregung und wollte sie beruhigen.
»Sie brauchen sich nicht weiter aufzuregen«, sagte er vertraulich. »Es muß ja sonst niemand etwas davon erfahren.«
In dem Augenblick hatte Pentridge ihn gesehen und kam auf ihn zu. Er sah älter aus als ihr Großvater, und seine Gesichtszüge kamen ihr bekannt vor. Aber sie wußte nicht, wo sie ihm schon begegnet war.
»Hallo, was machen Sie, Wilton?« fragte Pentridge.
»Miss President, darf ich Sie mit Graf Colini bekanntmachen?«
Sie starrte Pentridge an. Ihr Blick schien ihn nicht weiter zu stören.
»Wie geht es Ihnen, mein Kind? Sie sind also die Enkelin von John President?«
Sie wurde dunkelrot und wollte fortgehen, aber Wilton faßte sie am Arm.
»Tun Sie doch nicht so«, sagte er unverschämt.
In dem Augenblick merkte sie, daß der Mann zuviel getrunken hatte. Toady hatte mit Pentridge zu Mittag gegessen, und die beiden hatten reichlich Alkohol zu sich genommen. Als sie sah, in welcher Verfassung sie sich befanden, wurde sie plötzlich kühl.
»Ich kann nicht länger bleiben«, erklärte sie, aber Wilton hielt sie fest.
»Bleiben Sie doch noch einen Augenblick.«
Milton Sands hatte die Szene beobachtet und kam nun mit
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