010 - Die Todesengel
schüttelte den Kopf. »Asmodi wird nicht deinen Körper, sondern deinen Geist töten. Geh in dich! Dann wirst du erkennen, daß sein zerstörerisches Werk bereits Früchte trägt. Ich flehe dich an, Dorian, ziehe dich irgendwohin zurück, wo er dich nicht finden kann!«
»Damit du ungestört mit Steve Orgien feiern kannst«, sagte Dorian spöttisch. »Ich bin sogar sicher, daß du das alles nur inszeniert hast. Aber das machst du nicht mit mir.« Er erhob sich und näherte sich Coco mit teuflischem Grinsen.
»Dorian!« rief sie erschrocken.
»Ich habe dich durchschaut, du …« Er wischte sich mit dem Handrücken den Speichel vom Mund und holte dann ganz unvermittelt zum Schlag aus.
Steve Powell sprang dazwischen. »Mr. Hunter, nicht!«
Dorian wandte sich dem Angreifer zu und schlug ihm die Faust mit aller Kraft in den Unterleib. Als sich Powell vor Schmerz zusammenkrümmte, rammte er ihm das Knie gegen das Kinn. Powell brach mit einem gurgelnden Laut zusammen. Sofort wandte Dorian sich wieder Coco zu. Seine Hände schnellten vor und packten sie an der Gurgel. Es war ihm ein teuflisches Vergnügen zu sehen, wie ihre Augen sich weiteten. Coco röchelte nach Luft, aber sie schien es dennoch nicht übers Herz zu bringen, ihre magischen Fähigkeiten gegen Dorian anzuwenden.
Da griff im letzten Moment Miß Pickford ein. Sie stürzte sich von hinten auf Dorian und schlug ihm so lange eine schwere Pfanne auf den Schädel, bis er von Coco abließ und besinnungslos zusammenbrach.
Als der Dämonenkiller wieder zu sich kam, war seine erste Frage: »Coco – ist sie etwa …«
Die junge Hexe erschien in seinem Blickfeld. Sie hatte ein Tuch um den Hals geschlungen, um die Würgemale zu verdecken. Ihre Stimme war ein kaum verständliches Krächzen, als sie sagte: »Ich bin wohlauf, Dorian. Aber das hast du wohl eher Miß Pickford zu verdanken.«
»Das war nicht ich, Coco«, beteuerte er und erhob sich langsam von der Couch, auf die man ihn gelegt hatte.
»Ich weiß, Liebling«, sagte sie kaum hörbar. »Du hast unter Asmodis Zwang gehandelt. Jetzt bist du wieder du selbst. Aber ein ähnlicher Vorfall kann sich jederzeit wiederholen.«
Dorian wandte sich ab, um ihr nicht in die Augen sehen zu müssen, und fragte: »Wie lange war ich ohne Besinnung? Was ist inzwischen passiert?«
»Du warst eine halbe Stunde lang weg. In der Zwischenzeit hat sich nicht viel Neues ereignet.«
Miß Pickford blickte Dorian vorwurfsvoll an. »Sie können noch froh sein. Das nächste Mal werde ich garantiert härter zuschlagen.«
Von Coco erfuhr er, daß der Puppenmann Donald Chapman sich als Rattenfänger betätigt und an der Spitze der Nagetiere durchs Haus gezogen war. Als der Bann von den Ratten abgefallen war, waren sie über ihn hergefallen, und er verdankte sein Leben nur dem glücklichen Umstand, daß Steve Powell gerade in der Nähe war und die Biester vertrieben hatte.
»Die Mächte der Finsternis sind allgegenwärtig«, sagte Coco. »Jetzt, da du wieder bei Besinnung bist, spüre ich, wie sie erneut stärker werden. Die Dämonenbanner sind zu schwach, um die Einflüsse abzuhalten.«
»Was können wir tun, Coco?« fragte Dorian.
»Ich habe es dir schon gesagt«, antwortete sie. »Du müßtest für eine Weile verschwinden.«
»Aber ich kann nicht einfach fortgehen und euch einem ungewissen Schicksal ausliefern.«
»Wenn du bleibst, ist unser Schicksal besiegelt.«
»Asmodi würde sich an euch rächen.«
»Irrtum!« Coco schüttelte den Kopf. »Ich kenne die Schwarze Familie besser als du. Asmodi würde sich nicht an uns vergreifen. Wir sind ihm zu unwichtig. Sein Ziel ist es, dich auszuschalten. Wenn er uns seine Macht spüren läßt, dann nur, um uns als Werkzeuge gegen dich einzusetzen.«
Dorian ließ ihre Worte auf sich einwirken. Vielleicht hatte sie recht. Er empfand es zwar als Feigheit, sich vor den Dämonen zu verkriechen, aber vielleicht war es im Augenblick das beste. Nur wohin sollte er gehen, ohne daß Asmodi seine Spur verfolgen konnte? Wenn Olivaro hiergewesen wäre, hätte dieser ihm sicher helfen können. Aber der Dämon hatte sich einfach davongemacht. Wahrscheinlich war ihm der Boden in Dorians Nähe zu heiß geworden.
Miß Pickfords Stimme riß ihn aus seinen Überlegungen. »So können Sie auf keinen Fall weitermachen, Mr. Hunter. Sie bringen sich noch um den Verstand und kommen ins Irrenhaus. Dann hat Asmodi sein Ziel erreicht.«
Dorian blickte sie wie ein Gespenst an. Dann sprang er auf, nahm ihr
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