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0100 - Der Zielstern

Titel: 0100 - Der Zielstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Die mit dem Linearflug verknüpften Probleme würden sich nur bei der praktischen Erprobung, nicht aber mit fragwürdigen Überlegungen lösen lassen. Das Flimmern auf den Kontrollschirmen erlosch. Mit einem letzten Brummlaut liefen die Impulskonverter aus. Im freien Fall schoß die FANTASY mit nur halber Lichtgeschwindigkeit über die Marsbahn hinweg. Erde und Mond waren längst im tiefen Schwarz des Raumes verschwunden. Nur die zahllosen Sterne der Milchstraße waren noch auf den Bildschirmen zu sehen. „Na, sind wir wieder munter?" sagte jemand. Rhodan schlug mit dem Handballen auf die flache Platte des Sammelschlosses. Die an Bord des Forschungsschiffes vorgeschriebenen Anschnallgurte fielen vom Körper ab. Reginald Bull, ebenso jung und elastisch wirkend wie im Jahre 1971, hatte sich hinter dem Sessel des Expeditionschefs aufgestellt. Gelassen sah er auf die leuchtenden Bildschirme der Panoramagalerie. Weiter rechts stand der riesige Spezialsitz des Kommandanten. Er achtete nicht auf die beiden Männer zu seiner Linken. Es war seine Aufgabe als Kommandant, das Schiff in jeder Sekunde unter Kontrolle zu behalten. Rhodan sah prüfend zu Claudrin hinüber, dessen riesige Schultern an den Rändern der Rückenlehne hervorragten. „Alles okay, Jefe?"
    Der Epsalgeborene wandte den Kopf. Die braune Lederhaut seines Gesichts verzog sich. Er lächelte. „Wie immer, Sir", dröhnte seine tiefe Stimme. „Wollen Sie nun?" fügte er mit gleicher Lautstärke hinzu.
    Rhodan nickte. Nach einem letzten Blick auf die Bildschirme erhob er sich aus seinem Sitz. Bull stand immer noch reglos auf dem gleichen Fleck. Sein sommersprossiges Gesicht unter der brandroten Haarbürste wirkte verschlossen und ungewohnt ernst. Die Männer der Zentralebesatzung blickten angespannt zu Rhodan und dessen Stellvertreter hinüber. Rhodan schlängelte sich zwischen Sesselsockel und manuellen Kontrollen hervor. Die Zentrale der FANTASY war mit Zusatzgeräten überladen. „Hat man bestimmte Ahnungen?" fragte er übergangslos. Bulls Lider schlossen sich für einen Augenblick.
    Als er die Augen wieder öffnete, stand Rhodan dicht vor ihm. Die Blicke der Männer trafen sich. „Ahnungen?" wiederholte Bully gedehnt. „Nein, wohl kaum. Mehr als explodieren kann die Nußschale nicht."
    Rhodans Lippen verzogen sich zu einem ironischen Lächeln, aber in seiner Stimme klang etwas Wehmut mit. „Oh, Nußschale nennst du einen Zweihundertmeter-Kreuzer? Interessant. Ich glaube, ich kann dir sagen, was in dir vorgeht."
    „Ach!"
    Rhodan fuhr nachdenklich fort. „Vor siebenundfünfzig Jahren, ungefähr zu dieser Jahreszeit, ist der Arkonide Crest gestorben. Er hat am Erfolg der menschlichen Rasse nicht mehr teilnehmen können. Hast du an ihn gedacht?" Bull nickte und antwortete: „Ich kann mich noch sehr gut an den Tag erinnern, als wir seinen notgelandeten, Forschungskreuzer auf dem Mond entdeckten. Es muß Ende Juni 1971 gewesen sein. Wenige Wochen später fühlten wir uns unbesiegbar, weil wir ein winziges Beiboot arkonidischer Fertigung besaßen. Dann kam die Einigung der irdischen Völker, anschließend unsere ersten Begegnungen mit fremden Intelligenzen. Schließlich tauchte Atlan auf, und wenig später kam es zur Druuf-Invasion. Das Robotgehirn auf Arkon III wurde umgeschaltet, und Atlan wurde Imperator. Seitdem sind siebenundfünfzig Jahre vergangen. Jetzt beginnt die dritte Epoche der Menschheitsgeschichte, hm...!"
    Bully unterbrach sich und machte eine umfassende Handbewegung. „Wenn ich mich hier umschaue, stelle ich seltsame Parallelen fest. Crest und Thora kamen vor 131 Jahren auf dem irdischen Mond an.
    Damals waren wir maßlos stolz auf unsere primitiven Raketen. Jetzt starten wir selbst zu Forschungsflügen, und unsere Kolonisten schlagen sich auf allen möglichen Welten mit fremdartigen Wesen herum. Terra ist zu einem Machtfaktor ersten Ranges geworden. Wie wird es enden? Wer wird uns eines Tages zeigen, wo unsere Grenzen liegen? Wir haben die degenerierten Arkoniden schon beinahe abgelöst. Atlan duldet mit einem lachenden und einem weihenden Auge die terranische Expansion. Natürlich weiß er genau, daß wir mehr und mehr in seine Einflußsphäre einsickern. Schon jetzt sitzen Terraner in arkonidischen Ministerien. Soll ich dir einmal etwas sagen?"
    Blinzelnd schaute Bull nach oben, wo er Rhodans Gesicht schattenhaft erkannte. Nur das von den Bildschirmen und den zahlreichen Instrumenten ausgehende Licht erhellte die große Zentrale der

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